24.09.2014 10:57 Uhr

Okazaki: Volksheld mit "langsamen Beinen"

Shinji Okazaki (r.) geht ins Dribbling gegen Carlos Zambrano von Eintracht Frankfurt
Shinji Okazaki (r.) geht ins Dribbling gegen Carlos Zambrano von Eintracht Frankfurt

Shinji Okazaki trifft und trifft. Für seinen Klub FSV Mainz 05 reichte es im Derby bei Eintracht Frankfurt zwar nur zu einem 2:2 - doch der Japaner war trotzdem glücklich.

Wie ein angezählter Boxer schlich Shinji Okazaki nach dem turbulenten Rhein-Main-Derby durch die Stadionkatakomben. Die Platzwunde über dem Auge hielt den japanischen Torgaranten des FSV Mainz 05 allerdings nicht davon ab, trotz des 2:2 bei Eintracht Frankfurt glücklich dreinzublicken.

Kein Wunder. Im Spiel ohne Sieger durfte sich Okazaki irgendwie als heimlicher Gewinner fühlen. Dank seines Treffers zum zwischenzeitlichen 2:0 (44.) führt der 28-Jährige nach fünf Spieltagen die Bundesliga-Torschützenliste mit fünf Treffern an - und lässt das Überraschungsteam aus Mainz weiter an der Tabellenspitze mitmischen.

Viele Worte über seine Erfolgsserie wollte "Oka" allerdings nicht verlieren. "Er redet eben nicht soviel, ist sehr zurückhaltend und bescheiden. Aber: Er lacht auch so", sagte der Mainzer Manager Christian Heidel und schwärmte von dem formstarken Knipser: "In Japan ist Shinji ein Volksheld."

Mainz in Japan Kult

Nicht zuletzt dank Okazaki erreichen die Spiele der Mainzer im Land des Lächelns die höchste TV-Einschaltquote hinter den Partien von Bayern München. Mittlerweile ist der eher schmächtige Angreifer mit insgesamt 30 Toren der bislang abschlussstärkste Japaner in der Bundesliga-Historie.

Dabei war der Mann aus Takarazuka in seiner Zeit beim VfB Stuttgart (2011 bis 2013), in der er in 63 Spielen nur zehnmal traf, oftmals als Chancentod verspottet worden. "Aber dadurch, dass ich immer hart trainiert und nie aufgegeben habe, bin ich jetzt endgültig in der Bundesliga angekommen", äußerte Okazaki, der sogar schon ein Buch mit dem Titel "Langsame Beine" geschrieben hat. "Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass ich zu langsam bin, um ein guter Stürmer zu werden", berichtete der japanische Nationalspieler und schob fast ein wenig trotzig hinterher: "Dafür habe ich eben andere Stärken."

Cleverer Treffer

Davon konnten sich die 44.100 Zuschauer in einem rasanten Derby unter gleißendem Flutlicht überzeugen. Clever luchste Okazaki kurz vor dem Wechsel Eintracht-Verteidiger Marco Russ den Ball ab und tunnelte danach Keeper Kevin Trapp zum 2:0 für die Gäste, nachdem kurz zuvor Jonas Hofmann (41.) die Führung besorgt hatte.

Schon zu diesem Zeitpunkt hatte Okazaki ein Cut über dem Auge, den er bei einem Zweikampf mit Frankfurts Abwehrchef Carlos Zambrano erlitten hatte (15.). Doch die Mainzer wirft derzeit offenbar nichts um. "Unsere Effizienz ist unser großes Plus. Mit jedem Spiel steigt unser Selbstvertrauen", sagte Mittelfeld-Abräumer Julian Baumgartlinger.

Es passte ins Bild, dass Okazaki auch an einer weiteren spektakulären Situation beteiligt war. Nach einem Foul von Trapp am Mainzer Torjäger im Strafraum hatte FIFA-Referee Felix Brych bereits auf Strafstoß entschieden (72.). Nach Rücksprache mit seinem Assistenten nahm er diesen jedoch wieder zurück, weil sich unmittelbar zuvor FSV-Profi Daniel Brosinski regelwidrig verhalten haben soll. "Das zeigt die Stärke des Schiris", lobte Frankfurts Stefan Aigner.

Bruchhagen nicht versöhnt

Die Aktion von Brych konnte Heribert Bruchhagen allerdings nicht versöhnen. Der Eintracht-Vorstandsboss hatte sich zuletzt über krasse Fehlentscheidungen der Unparteiischen zu Ungunsten seines Klubs beschwert. Nach dem Abpfiff trauerte Bruchhagen indes den vielen ungenutzten Torchancen nach. Nur Alexander Meier (45.) und Haris Seferovic (82.) trafen für die Gastgeber. "Wir hätten den Sieg verdient gehabt. Durch die vielen Ballverluste machen wir uns das Leben selbst schwer", kritisierte Bruchhagen.

Frankfurts neuer Coach Thomas Schaaf nahm nach seinem ersten Rhein-Main-Derby die Hessen in Schutz. "Natürlich klappt noch nicht alles. Es macht aber Riesenspaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten. Ich bin mehr als zufrieden, wie sie diesen Weg geht", sagte Schaaf, der sich allerdings Sorgen um Kapitän Trapp machen musste. Nach einer Rettungstat gegen Hofmann (85.) knickte der Keeper um und ließ sich kurz darauf auswechseln.

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sid

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