30.09.2014 15:34 Uhr

Ivan Rakitić: Plötzlich ein Großer

Einst auf Schalke als ewiges Talent verschrien, gehört der Kroate inzwischen zur Crème de la Crème der europäischen Mittelfeldspieler. Nach starken Leistungen bei seinem Gastspiel in Sevilla folgte im Sommer der Wechsel zum FC Barcelona. Im Starensemble der Katalanen nimmt der 26-Jährige eine zentrale Rolle ein.

Felix Magath fand deutliche Worte. "Ich rate mal, dass er vorhatte, entweder hier künftig mit sehr viel Geld herumzulaufen oder uns ablösefrei zu verlassen", kritisierte Schalkes damaliger starker Mann im Januar 2011 Ivan Rakitićs Hinhaltetaktik in den Gesprächen über eine Vertragsverlängerung bei den Königsblauen.

Wenig später verscherbelte Magath den kroatischen Nationalspieler für eine Ablösesumme von 1,5 Millionen Euro zum FC Sevilla. Gutes Geld – so schien es - für einen, der in den dreieinhalb Jahren seit seiner Verpflichtung als Riesentalent vom FC Basel wegen extrem schwankender Leistungen nie wirklich über die Rolle des Rotationsspielers hinausgekommen war. Dass sein neuer Verein Rakitić auf seiner Homepage nach Abschluss des Deals als "einen der begehrtesten Spieler in Europa" bezeichnete, dürfte auf Schalke für große Erheiterung gesorgt haben.

Auf Anhieb Stammspieler

Aber die Verantwortlichen Sevillas hatten den richtigen Riecher: Rakitić schlug ein wie eine Bombe. In einem unruhigen Umfeld erkämpfte er sich auf Anhieb einen Stammplatz und erzielte gleich in seinem ersten Halbjahr in der Primera División fünf Treffer in 13 Partien. "Der Wechsel war die beste Entscheidung meines Lebens", sagte er später dem "kicker".

Vier verschiedene Trainer gaben sich während seines Engagements im Süden der iberischen Halbinsel die Klinke in die Hand. Der in der Schweiz geborene Edeltechniker spielte so gut wie immer – und vor allem immer besser: Auf seiner Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld wurde er zum Dreh- und Angelpunkt des Spiels der Sevillistas.

Entwicklung zur Führungspersönlichkeit

Auch menschlich entwickelte sich Rakitić enorm weiter. Während er in jungen Jahren schon einmal wegen eines unerlaubten Diskothekenbesuchs vor einem wichtigen Schalker Europapokalspiel in die Schlagzeilen geriet, reifte er in Sevilla zur absoluten Führungspersönlichkeit. Im Sommer 2013 wurde er sogar Mannschaftskapitän.

Nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz nahm Rakitić nun eine zentrale Rolle bei den Andalusiern ein. "Ich habe die komplette Verantwortung für die Mannschaft", erklärte er im Interview mit "Spox". "Alle Leute im Verein sind mit mir und meinem Führungsstil sehr zufrieden."

Barça als nächster Karriereschritt

Doch trotz aller Verbundenheit zu dem Klub, der ihm nach seiner wenig glanzvollen Schalker Zeit eine neue Chance gegeben hatte: Sevilla wurde bald zu klein angesichts der überragenden Leistungen Rakitićs. In der Saison 2013/2014 glänzte er mit insgesamt 23 Scorerpunkten in der Liga. Außerdem führte er sein Team zum überraschenden Triumph in der Europa League.

Die internationalen Spitzenklubs wurden auf den eigentlich gar nicht mehr so neuen Newcomer aufmerksam. Ob die zahlungskräftigen englischen Schwergewichte oder Real Madrid - sie alle sollen an Rakitić gebaggert haben. Den Zuschlag aber erhielt der FC Barcelona. 18 Millionen Euro ließen sich die Katalanen den inzwischen tatsächlich heiß begehrten Spielgestalter kosten.

Wunschspieler von Luis Enrique

Dessen Verpflichtung sorgte bei den traditionell zahlreichen meinungsfreudigen Experten im Umfeld Barças nicht gerade für Jubelstürme. Viele sprachen ihm die nötige Klasse ab, den hohen Ansprüchen der Blaugrana gerecht werden zu können. Der neue Trainer Luis Enrique war jedoch absolut überzeugt von seinem Wunschspieler.

"Er verkörpert alles, was ich brauche, und spielt mit einer großen Leidenschaft", schwärmt der Coach über Rakitić. "Schon in Sevilla haben wir gesehen, dass er alle Voraussetzungen hat, um ein wichtiger Spieler in unserem Verein zu sein."

Schlüsselrolle im neuen System der Blaugrana

Nach nur wenigen Wochen hat der Kroate das Vertrauen Enriques mit starken Auftritten zurückgezahlt. Im katalanischen Künstler-Kollektiv übernimmt Rakitić die wichtige Rolle des spielintelligenten Abräumers. Er besticht durch seine Laufwege, das große taktische Verständnis und ein überaus effizientes Passspiel. Damit sorgt er mit dafür, dass die Balance im Spiel des in der letzten Saison titellosen Teams wieder stimmt. Nach sieben Pflichtspielen ist Barça noch ohne Gegentor.

Nicht einmal vier Jahre nach seinem unrühmlichen Abgang aus Deutschland ist Rakitić heute bei einem der wichtigsten Vereine der Welt eine feste Größe - neben Spielern wie Lionel Messi und Neymar. Angesichts dieser fulminanten Entwicklung des ewigen Talents von einst wird sich nicht nur Felix Magath verwundert die Augen reiben.

Tipp: weltfussball berichtet am Dienstag ab 20:45 Uhr im Liveticker vom Auftritt des FC Barcelona in der Champions League bei Paris Saint-Germain.

Tobias Knoop

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