28.01.2015 14:49 Uhr

Rückrunden-Check: Tradition im Keller

Kevin Kampl ist ein Hoffnungsträger für die Dortmunder Aufholjagd
Kevin Kampl ist ein Hoffnungsträger für die Dortmunder Aufholjagd

Trainingslager, Konditionseinheiten und Staffelläufe sind Geschichte, Medizinbälle werden wieder durch Fußbälle ausgetauscht. Wer hat in der Vorbereitung überzeugt? Wer hat einen schweren Stand? Wie schneiden die Teams in der Rückrunde ab? Vor dem Neustart wirft weltfussball einen Blick auf die Bundesligaklubs. Teil 1: Plätze 13 bis 18.

 

Hertha BSC (13., 18 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Sebastian Langkamp. Fast die gesamte Hinrunde fiel der Innenverteidiger mit einer Sprunggelenksverletzung aus. In der Winterpause griff der 27-Jährige wieder voll an und scheint für die Startformation zum Auftakt gegen Werder Bremen gesetzt.

Verlierer der Vorbereitung:
Hajime Hosogai. Der Japaner scheint seinen Trainer nach einer mäßigen Hinrunde auch in der Vorbereitung nicht überzeugt zu haben. Wenn Luhukay seine mögliche erste Elf aufs Spielfeld schickte, war Hosogai nicht dabei.

Jugendspieler im Fokus:
Die Hertha nahm die beiden A-Jugendlichen Nils-Jonathan Körber (Tor) und Maximilian Mittelstädt (Linker Verteidiger) mit ins Trainingslager. Das Training mit den Profis dürfte aber nicht mehr als ein Schnupperkurs gewesen sein, Einsätze in der Rückrunde sind eher unwahrscheinlich.

Verletzte und Sorgenkinder:
Von den Langzeitverletzten wird Alexander Baumjohann aufgrund seines Kreuzbandrisses noch einige Zeit fehlen, dafür stieg Tolga Cigerci dieser Tage wieder in das Lauftraining ein. Langwieriger als gedacht gestaltet sich der Genesungsprozess von Änis Ben Hatira. Der Deutsch-Tunesier wird mindestens die beiden ersten Spiele der Rückrunde verpassen.

Prognose:
Wie die gesamte untere Tabellenhälfte schwebt Hertha BSC zur Saisonhälfte in Abstiegsgefahr. Für die Berliner bleibt es bis zum Schluss spannend, aber der Weg in die 2. Liga kann knapp abgewendet werden.

 

Hamburger SV (14., 17 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Dank zweier unerwarteter Finanzspritzen ist der Klub selbst der wohl größte Gewinner des Winters. Auf dem Spielfeld ging dieser Titel an Maximilian Beister. Ein Kreuzbandriss setzte den 24-Jährigen für ein Jahr außer Gefecht. Im Trainingslager feierte der Linksfuß sein lang erwartetes Comeback und traf gegen Odense BK prompt zum 1:1-Endstand.

Verlierer der Vorbereitung:
Als großer Hoffnungsträger und Spielgestalter aus Tottenham geholt, erfüllte Lewis Holtby die in ihn gesetzten Erwartungen in der Hinrunde nicht. Eine einzige Torbeteiligung in 13 Spielen spricht Bände. Schlimmer noch: Nach seinem Schlüsselbeinbruch wird er zunächst keine Möglichkeit haben, den Fans und Verantwortlichen zu zeigen, dass er es besser kann.

Jugendspieler im Fokus:
Bereits in der Hinrunde schenkte Joe Zinnbauer Mohamed Gouaida (21) und Ashton Götz (21) das Vertrauen. Das junge Duo rechtfertigte die Beförderung in die erste Mannschaft. Beide standen jeweils sechs Mal im Kader und waren mitverantwortlich, dass der HSV in diesen Spielen immerhin zehn Punkte holte. Weiterhin in der Warteschleife hängt unterdessen der 20-jährige Tolcay Ciğerci.

Verletzte und Sorgenkinder:
Pierre-Michel Lasogga, Valon Behrami und Lewis Holtby sind die prominentesten Patienten des Bundesligadinos. Sie hinterlassen im Mittelfeld und der Sturmzentrale Lücken, die der aktuelle Kader nicht stopfen kann. Auf die Situation auf der Doppel-Sechs angesprochen ließ Zinnbauer ("Eigentlich ist auf der Position gerade Leere") bereits seinen Wunsch nach einem weiteren Neuzugang durchblicken.

Prognose:
Vieles, wenn nicht alles wird auf die offensive Effizienz der Rothosen ankommen. Erreicht diese ein normales Level, werden die Rothosen dank ihrer starken Defensive genügend Punkte holen, um an Ende im Tabellenmittelfeld zu landen. Noch eine Halbserie mit neun selbst erzielten Toren und die Uhr im Volksparkstadion wird im Mai endgültig stehen bleiben.

 

VfB Stuttgart (15., 17 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Vedad Ibišević. Sein letztes Ligator erzielte der Bosnier im Januar 2014, in Portugal meldete sich Stürmer mit drei Treffern eindrucksvoll zurück. Der 30-Jährige könnte die Lebensversicherung für die chronisch harmlose Stuttgarter Offensive (nur sechs Tore in den letzten acht Bundesligaspielen) sein.

Verlierer der Vorbereitung:
Nach einer von vielen Verletzungen geprägten Hinrunde hatte Alexandru Maxim im Winter die Chance, sich um einen Stammplatz zu bewerben. Gelungen ist es dem Topscorer der Vorsaison (sieben Tore, zwölf Vorlagen) nicht. Nach eher durchschnittlichen Leistungen wird es für den Mittelfeldspieler auch in der Rückrunde schwer, einen Platz in der ersten Elf zu ergattern.

Jugendspieler im Fokus:
Der 18-jährige Mart Ristl wurde kurzfristig ins Trainingslager beordert und bestach bei seinen Einsätzen im Mittelfeld mit guter Spielübersicht, Zweikampfstärke und Robustheit. Stevens deutete bereits an, dass der Youngster in Zukunft zum Kader der Bundesligamannschaft gehören könnte.

Verletzte und Sorgenkinder:
Ganze 16 Bundesligaeinsätze in den letzten zweieinhalb Jahren stehen für Daniel Didavi zu Buche. Der Kreative fehlt dem Team an allen Ecken und Enden und verpasste verletzungsbedingt auch das Trainingslager. Gleiches gilt für Abwehrchef Antonio Rüdiger (Meniskus). Beide würden das Team qualitativ weiterbringen, fallen aber bis auf Weiteres aus.

Prognose:
Am Ende der Hinrunde blieb der VfB erstmals in dieser Saison zwei Mal in Folge ohne Gegentor. Gelingt es Huub Stevens, die Stabilisierung der Defensive weiter voranzutreiben, sollte der Abstieg kein Thema werden. Allerdings warten an den ersten fünf Spieltagen mit Gladbach, Bayern, Hoffenheim und Dortmund vier Gegner, die der Aufbruchstimmung direkt einen merklichen Knacks verpassen könnten. Dann winkt auch den Schwaben ein unbequemes Frühjahr.

 

Werder Bremen (16., 17 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Der wohl größte Gewinner steht neben dem Platz und hatte viel zu tun: Thomas Eichin konnte Fans und Trainer zwar nicht alle Wünsche erfüllen, dafür aber gleich vier Sorgenkinder verleihen und den Vertrag mit Ex-Trainer Robin Dutt auflösen. Auch die vier Neuzugänge ergeben grundsätzlich durchaus Sinn.

Verlierer der Vorbereitung:
Die Torhüter. Gleich zwei Neue wurden in der Winterpause geholt, der Wiedwald-Transfer scheiterte. Die Tage von Raphael Wolf als Nummer Eins scheinen dennoch gezählt zu sein, Vertreter Richard Strebinger wurde gleich verliehen, die Zukunft von Raif Husic ist ungewiss.

Jugendspieler im Fokus:
Werder hat zuletzt immer wieder Jugendspieler aus dem Hut gezaubert und mit Levin Öztunali einen weiteren Youngster hinzubekommen. Gleich 13 von ihnen durften mit ins Trainingslager. Davie Selke und Levent Aycicek hinterließen in der Vorbereitung den wohl besten Eindruck.

Verletzte und Sorgenkinder:
Große Verletzungsprobleme hat Werder derzeit nicht, Sorgenkinder wie Ludovic Obraniak, Eljero Elia oder Nils Petersen wurden abgegeben. Größter Schwachpunkt bleibt auch in der Vorbereitung die Defensive, die weiterhin eine Flut der Gegentore ermöglicht.

Prognose:
Unter Trainer Viktor Skripnik lief es schon in der Hinrunde besser als unter Robin Dutt, gute Ansätze im Offensivspiel waren auch in der Vorbereitung zu erkennen. Ohne ein paar Sorgenkinder, dafür wieder mit Torjäger Franco Di Santo und bald auch Abwehrchef Sebastian Prödl sowie den Neuzugängen Levin Öztunali, Jannik Vestergaard und Koen Casteels steht Werder besser da und hat eine reelle Chance, die Klasse zu halten - und das nicht erst kurz vor knapp!

 

Borussia Dortmund (17., 15 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Neuzugang Kevin Kampl zeigte von Anfang an, was in ihm steckt und harmonierte vor allem auf Anhieb gut mit Marco Reus. Alles andere als das Startelfdebüt des Slowenen zum Rückrundenauftakt wäre eine Überraschung.

Verlierer der Vorbereitung:
Nicht eine Minute der Vorbereitung dabei und dennoch der Verlierer der Winterpause. Klingt komisch, ist aber wohl bittere Realität für Mitch Langerak. Während Roman Weidenfeller mit starken Paraden glänzte, weilte der Australier beim Asian Cup. Oder besser gesagt langweilte sich beim Asian Cup, denn für Dortmunds Nummer eins der letzten Hinrunden-Partien blieb im Nationalteam bislang nur die Rolle des Bankwärmers.

Jugendspieler im Fokus:
Wer ist diese Nummer 40 fragten sich nicht wenige BVB-Anhänger beim interessierten Blick auf die Testspiele. Kein Wunder, ließ Jeremy Dudziak, seinerseits unlängst von einer langwierigen Schulterverletzung genesener U19-Europameister, sein Können in der Vorbereitung einige Male eindrucksvoll aufblitzen. Zum Lohn gab es bereits einen langjährigen Lizenzspielervertrag.

Verletzte und Sorgenkinder:
Gerade zurück, verletzte sich Erik Durm postwendend erneut und verpasste die Vorbereitung und auch die etatmäßigen Sechser Sven Bender und Sebastian Kehl fügten ihren geschundenen Körpern eine weitere Blessur hinzu. Um Andi Brehme zu zitieren: "Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß."

Prognose:
Verletzungen hin oder her, mit diesem Kader muss das Ziel mindestens Europa heißen. Soweit der Stand vor der Saison. Können sich Spieler und Verantwortliche von diesem Ziel trennen und stattdessen der Realität ins Auge sehen, wird der BVB den Tabellenkeller weit hinter sich lassen. Wird der Schalter nicht umgelegt, stirbt der Vizemeister in Schönheit.

 

SC Freiburg (18., 15 Punkte)

Gewinner der Vorbereitung:
Florian Kath. Nach dem Abgang von Sebastian Freis hatte Christian Streich noch einen Platz in seinem Trainingslager frei und nahm kurzerhand Außenbahnflitzer Florian Kath aus der Zweitvertretung mit. Kath zeigte vielversprechende Ansätze und traf im Test gegen Preußen Münster sogar zweimal.

Verlierer der Vorbereitung:
Die Freiburger Sturmmitte. In Puncto Offensivkraft (nur 17 Saisontore) gab auch die Wintervorbereitung wenig Anlass zur Freude. Drei Testspiele ohne eigenen Treffer, zudem nur eins von fünf Toren durch einen gestandenen Stürmer (Mehmedi). Die fehlende Durchschlagskraft im Angriff soll nun durch die Neuzugänge Nils Petersen und Mats Møller Dæhli geschlossen werden. Beide scheinen allerdings noch etwas Zeit zu brauchen.

Jugendspieler im Fokus:
Anders als sonst üblich lag der Fokus in diesem Trainingslager nicht nur auf Spielern aus der eigenen Jugendakademie, sondern auf Neuzugang Mats Møller Dæhli. Das 19-jährige Juwel soll den Breisgauern mehr Varianz in der Offensive verleihen. Trotz guter Ansätze sah Streich aber noch Verbesserungspotenzial beim norwegischen Nationalspieler.

Verletzte und Sorgenkinder:
Weil mit Mitrovič (Muskelbündelriss im Hüftbeuger), Krmas (muskuläre Probleme), Kempf (Zerrung) und Jullien (Reizung der Achillessehne) gleich vier Innenverteidiger zum Rückrundenstart auszufallen drohen, ließ der SC den schon fast sicheren Wechsel von Immanuel Höhn nach Aalen in letzter Minute noch platzen. Auf dem Innenverteidiger Nummer fünf ruhen nun große Erwartungen.

Prognose:
Zuletzt sechs Spiele ohne Sieg in der Liga, extreme Höhen und Tiefen in der Vorbereitung und namhafte Konkurrenz im Abstiegskampf - die Sorgen über den erneuten Klassenerhalt dürften bei Freiburgs Kulttrainer Christian Streich bis Saisonende anhalten. Gelingt Freiburg nicht bald mal eine kleine Erfolgsserie, muss man schon mal für Liga zwei planen. Diesmal könnte der Vorhang fallen...

 

Mehr dazu:
>> Alle Testspiele, alle Daten: Die Winterfahrpläne der Bundesligisten im Rückblick

wfb

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