Michael Steiner sieht seinen vorzeitigen Abgang aus St. Pölten als "Part of the Game". Seine Bilanz ist bei genauerem Hinsehen gar nicht so schlecht. Der Kabinensturm von Sportdirektor Frenkie Schinkels in der Halbzeit seines letzten Spiels stört ihn auch nicht: "Immerhin war er nach Monaten mal wieder bei der Mannschaft."  Ob der Verein nun sein holländisches Konzept über den Haufen wirft?

"Ist der Frenkie Schinkels heute da?" Diese Frage ist stets eine der ersten, die die Journalisten vor den Heimspielen des SKN St. Pölten stellen. Der umtriebige Sportdirektor tanzt bekanntlich auf mehreren Hochzeiten und sein Verhältnis mit Trainer Michael Steiner war schon länger kein Gutes gewesen.

Gegen Schlusslicht Wacker Innsbruck war Schinkels da. Er nahm nicht wie gewohnt bei den VIPs Platz, sondern auf der Pressetribüne. Von dort stürmte er in der Halbzeit mit hochrotem Kopf hinunter zur Heimkabine. "Er hat aber nichts geredet, nur zugehört", erzählt Steiner, "immerhin war er nach Monaten mal wieder bei der Mannschaft." Steiner sagte das ohne Unterton. Er hegt keinen Groll. "Die Phrase der Trennung 'im besten Einvernehmen' stimmt wirklich", hält er fest.

Besser und fitter als unter Gager - trotz Abgängen

Seine Bilanz wäre schuld. Steiner holte in 12 Spielen 14 Punkte. Vorgänger Herbert Gager hatte in 13 Spielen 14 Punkte verbucht. "Aber ich finde sie eigentlich nicht so schlecht", relativiert Steiner, "ich habe mit einem Abstiegskandidaten von zwölf Spielen nur vier verloren." Und der Salzburger verweist darauf, dass der Verein mit Jano (vor der Saison), Konstantin Kerschbaumer und Dominik Hofbauer (beide im Jänner) drei, wie er sagt, "Schlüsselspieler" abgegeben hat. "In punkto Defensivverhalten und Kondition kann uns, glaube ich, auch niemand wirklich etwas vorwerfen. Mit dem Toreschießen hat es zuletzt leider zwei Mal nicht geklappt."

Dass es Schinkels, dem Generalmanager Andreas Blumauer, dem Vorstandsvorsitzenden Gottfried Tröstl und Aufsichtsrat Toni Pfeffer zu wenig war, bezeichnet Steiner als "Part of the Game." Ob er vielleicht die Neuerwerbungen Cem Atan und Sandro zu wenig forciert hat? "Cem Atan hat gar keine Berechtigung für die Profis bekommen und Sandro, den ich menschlich sehr schätze, wurde von den Juniors-Trainern sogar für die Regionalliga als zu schwach empfunden."

Dass zuletzt Manuel Hartl oder Jannick Schibany mehr Spielzeit bekamen, als der von vielen geforderte größere (und in der Vergangenheit treffsicherere) Stürmer Daniel Lucas Segovia, sei taktisch bedingt gewesen. "Wir haben zuletzt mit einer Spitze gespielt und ich habe mich für die Spieler mit mehr Laufvermögen entschieden."

Kommt nun ein zweiter Holländer?

Ob nun Christoph Reisinger wieder sein Fitnessstudio-Werbetestimonial Segovia und die anderen Profis trainieren darf, oder bei Atan und Co. bleiben muss, ist noch nicht entschieden. Das Duo Jochen Fallmann, Thomas Nentwich wird jedenfalls interimistisch die Profis des SKN betreuen, bis Schinkels und Co. einen Nachfolger gefunden haben.

Fallmann und Nentwich haben das ja auch schon nach der Beurlaubung von Gager getan, bevor Blumauer, Tröstl und Co. das Duo Schinkels und Steiner präsentierten und es als holländische Lösung verkauften - ein Holländer da und einer aus der RB-Salzburg-Nachwuchsakademie unter der Schule von Percy van Lierop dort.

Schinkels kann es aus terminlichen Gründen nicht selbst auf der Betreuerbank richten. Wenn der SKN das vorletzte Heimspiel gegen den ebenfalls abstiegsgefährdeten FAC hat, ist Champions-League-Halbfinale und das muss er in Wien für einen TV-Sender analysieren.

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Thomas Schöpf