04.06.2015 11:32 Uhr

Cupfinale als Spiegelbild der violetten Saison

Die Austria-Familie war nach dem Cupfinale sichtlich geknickt
Die Austria-Familie war nach dem Cupfinale sichtlich geknickt

Während Sieger Salzburg den von der Austria so oft gewonnenen Pokal seinen Fans präsentierte, schlichen die Wiener mit hängenden Köpfen vom Spielfeld. Auch im Finale des ÖFB-Cups in Klagenfurt gelang kein violettes Happy-End einer völlig misslungenen Saison. Wie so oft brachten schwere Patzer eine offensiv harmlose Austria um ihre Arbeit. Dazu kamen unschöne Szenen auf der Tribüne.

Beim 0:2 nach Verlängerung am Mittwochabend gegen einen ersatzgeschwächten Titelverteidiger konnte die Austria selbst einen günstigen Spielverlauf nicht zu ihren Gunsten nutzen. 80 Minuten agierte der weiter bei 27 Cup-Titeln haltende Rekordsieger erfolglos in Überzahl. Aus dem Spiel oder selbst bei Standardsituationen wurde keine Gefahr erzeugt.

"Wir haben nicht genug Qualität nach vorne. Das war nicht genug, um einen Titel zu gewinnen", lautete das Resümee von Sportdirektor Franz Wohlfahrt. Dass ein Klasseangreifer wie der vor einem Wechsel von Leipzig nach Salzburg stehende Ex-Austrianer Omer Damari im Kader der Wiener nicht zu finden ist, schlug sich wieder einmal negativ auf die Ausbeute nieder. Der 18-jährige Marko Kvasina rieb sich in der Spitze erfolglos auf.

Wohlfahrt, neben dem sich der künftige Cheftrainer Thorsten Fink Notizen machte, wollte über die diesbezüglich verfehlte Kaderplanung aber keine großen Worte verlieren. Ihm war auch eines bewusst: "Wir haben zu viele Fehler gemacht."

Holland als tragische Figur

Um einen Überraschungserfolg brachten die Austria nämlich schwere individuelle Patzer. Der eingewechselte James Holland mutierte zur tragischen Figur. Der im Sommer vom Club scheidende Australier vergab in der 89. Minute die beste Chance in der regulären Spielzeit. In der Verlängerung leistete Holland bei den Gegentoren von Jonatan Soriano (95.) und Felipe Pires (108.) die unfreiwillige Vorarbeit.

Für Wohlfahrt war die Partie somit ein "Spiegelbild der Saison". Kapitän Markus Suttner konnte dies nicht mehr hören. Der Teamspieler war frustriert: "Man hat nicht gesehen, dass wir einen Mann mehr haben." Alexander Gorgon sah ebenfalls ein Spiel der vergebenen Chance. "Salzburg wäre zu knacken gewesen. Aber wir haben uns mit unseren Fehlern selbst bestraft, sagte der Flügelspieler. Aus Austria-Sicht bleibe nach dem neuerlichen Verpassen des Europacups - zum dritten Mal in den jüngsten vier Jahren - nur eines über: "Jetzt heißt es, im Urlaub den Resetknopf zu drücken."

Ein Erfolgserlebnis bei seinem Abschied als Interimstrainer blieb auch Andreas Ogris verwehrt. Mit vielen Emotionen agierte die Vereinslegende an der Seitenlinie. Ogris haderte mit einem nicht erfolgten Elferpfiff beim Handspiel von Duje Caleta-Car, stürmte beim Rot-Vergehen von Salzburg-Keeper Peter Gulacsi an David de Paula aufs Spielfeld und schwor seine Elf vor der Verlängerung eindringlich ein - erfolglos.

"Wir haben phasenweise guten Fußball gespielt, aber es waren auch viele Phasen dabei, in denen wenig gelungen ist", meinte Ogris zum wiederholten Mal. Er bezeichnete Salzburg als "verdienten Sieger". Nach seinem Abschied als violetter Cheftrainer wird der 50-Jährige am 22. Juni zum Trainingsstart dennoch auf dem Feld stehen. Ogris agiert unter Fink künftig als Co-Trainer der Profis.

Fink wird den Kader neu gestalten

Auf den neuen deutschen Chefcoach wartet indes viel Arbeit. Um die Neuzugänge Robert Almer, Lary Kayode, Ognjen Vukojevic und aller Voraussicht nach Roi Kehat muss Fink ein neues Team aufbauen. Dem ehemaligen Bayern-Profi war schon bei seiner Präsentation bewusst: "Wir wollen eine neue Mannschaft bilden. Es gibt jetzt die Möglichkeit, den Kader neu zu gestalten."

Nicht gefallen dürften aber auch Fink die Szenen im Austria-Fanblock haben. Beim Stand von 0:2 stand die Partie am Rande des Abbruchs, nachdem Krawallmacher Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geworfen hatten. Schiedsrichter Oliver Drachta unterbrach das Match für fünf Minuten, ehe doch noch zu Ende gespielt werden konnte. Die Austria erwartet jedenfalls ein Nachspiel. Ogris hielt sich auf die Frage nach seiner Sicht der Dinge kurz: "Was soll ich über dumme Menschen reden?"

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apa

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