Wenige Tage vor dem heißerwarteten Start der Primera División dominiert ein spektakulärer Transfer die Schlagzeilen der spanischen Sportpresse. Für geschätzte 35 Millionen Euro Ablöse hat Vizemeister Real Madrid das kroatische Wunderkind Mateo Kovačić von Inter Mailand losgeeist. Eine Summe, die Erwartungen weckt. Wer ist der Mann, der schon bald neben Toni Kroos brillieren soll? Ein Kurzportrait.

Geheimtipps gesucht! Weltweit sind die Scouts der Spitzenteams ständig unterwegs, um die vielversprechendsten Talente aller Altersklassen vor der Konkurrenz entdecken - immer in der Hoffnung, einen Volltreffer zu landen. Entsprechend stolz dürften die Talentsucher beim kroatischen Serienmeister Dinamo Zagreb sein, die bereits 2007 erkannten, welch grandioses Potenzial im damals 13-jährigen Mateo Kovačić schlummerte.

Er folgte dem Ruf aus der Heimat seiner Eltern und verließ dafür seine österreichische Geburtsstadt Linz. Acht Jahre sind seitdem vergangen. Heute gilt der zentrale Mittelfeldspieler als kommender Weltstar mit Lizenz zum Titelsammeln. Um endlich auf ganz großer Bühne glänzen zu können, wagt der Nationalspieler nun den Schritt nach Madrid zum 32-maligen Meister Real. Rund ums Santiago Bernabéu ist die Freude riesig, den dynamischen Taktgeber für sechs Jahre verpflichtet zu haben.

Des einen Freud...

Experten geraten immer wieder ins Schwärmen, wenn es um die Fähigkeiten des WM-Teilnehmers von 2014 geht. Mit seiner enormen Antrittsschnelligkeit, gepaart mit beeindruckender Dynamik und toller Technik findet Kovačić auch unter Druck und auf engstem Raum immer wieder Lösungen, die Beobachter mit der Zunge schnalzen lassen. Nach seinem Wechsel von Zagreb zu Inter avancierte der Kroate schnell zum Leistungsträger der Nerazzurri und steuerte in der vergangenen Saison fünf Tore und drei Assists in 35 Serie-A-Spielen bei. Ob als Sechser, Achter oder Zehner – der Youngster fühlt sich überall zu Hause.  Im zarten Alter von 21 Jahren verfügt der Ausnahmekönner bereits über eine spielerische Reife, die Gegner wie Teamkollegen staunen lässt.

Erst kürzlich lobte Inter-Star Fredy Guarin seinen Mannschaftskameraden in höchsten Tönen. Der junge Kroate sei für ihn ein künftiger "Superstar", so der Kolumbianer. " Kovačić hat bereits Tolles geleistet, aber er ist noch nicht explodiert", erklärte er gegenüber der Gazzetta dello Sport und orakelte: "Mit dem richtigen Team um ihn herum kann er ein Superstar werden, unabhängig davon, welche Rolle er spielt". Im Starensemble der Königlichen soll das Juwel nun den nötigen Feinschliff enthalten und helfen, einen Teil der kreativen Last von den Schultern von Kroos und Modrić zu nehmen.

...ist des anderen Leid

Derweil ist man in Mailand nicht allzu glücklich über den Abgang des früheren Hoffnungsträgers. Während der dringend notwendige personelle Umbruch beim Champions-League-Sieger von 2010 vorangetrieben wird, fällt mit Kovačić plötzlich ein Stützpfeiler der kommenden Spielzeit weg. Besonders sauer stößt den Italienern auf, dass der Dribbelkünstler vor kurzem noch ganz andere Töne anschlug:  "Ich werde hier bleiben, ich gehe nicht weg. Das ist das, was ich will, deshalb habe ich bis 2019 verlängert", betonte der 21-Jährige Mitte Juli. Vier Wochen später hatte der „treulose Kroate“ die Modemetropole bereits Richtung Spanien verlassen.

Gleichwohl hatte es in der laufenden Transferperiode immer wieder Gerüchte um Wechselabsichten des Spielers gegeben. Angeblich zeigte er sich zunehmend unglücklich über die fehlenden Trophäen in der Vitrine. Dem Corriere dello Sport erklärte er: "Als ich zu Inter kam, hoffte ich auf Titelgewinne. Das ist nun zweieinhalb Jahre her. Ich denke, ich habe lange genug gewartet". Eines von vielen Indizien, dass die Dauerkrise beim ehemaligen Vorzeigeclub der Serie A Spuren hinterlassen hat. Am Ende war die Verlockung, neben Cristiano Ronaldo und Co. auf dem Rasen stehen zu können, größer als die Verbundenheit zu den Nerazzurri.

Mit Geduld zum Erfolg

Im Weltensemble der Königlichen wird sich Kovačić freilich zunächst hinten anstellen müssen, da der neue Real-Coach Rafael Benítez vorerst auf Kroos und Modric bauen wird, was für Kovačić vor allem eine Tugend voraussetzt: Eine Menge Geduld.

Auf seinem Karriereweg fiel der 35-Millionen-Mann bislang nicht durch Skandale und Undiszipliniertheiten auf. Bleibt das so, könnte er schneller als gedacht in die neue Verantwortung hineinwachsen und schon bald den nächsten Schritt Richtung Weltklasse machen. Dann hätten die Königlichen ein neues Kronjuwel in ihrer glänzenden Sammlung.  

Mehr dazu:
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>> Offiziell! Kovačić wechselt zu Real Madrid

Heiko Lütkehus