05.12.2015 09:12 Uhr

Stoke City: Minimalisten im Mittelmaß

Xherdan Shaqiri wechselte im Sommer für 17 Millionen Euro zu Stoke City
Xherdan Shaqiri wechselte im Sommer für 17 Millionen Euro zu Stoke City

Mit hohen Erwartungen in die Saison gestartet, steckt Stoke City wieder einmal im Niemandsland der Premier League fest. Auch ein halbes Dutzend ehemaliger Bundesligaprofis hat den Potters bislang nicht zum gewünschten Aufschwung verholfen. Diskussionen um die eigene Anspruchshaltung sind längst entbrannt.

Nein, auf solche Spielchen wollte er sich nicht einlassen. Als Ryan Shawcross kürzlich in der Schlussphase des Heimspiels gegen den FC Chelsea zum wiederholten Male mit Diego Costa aneinandergeriet, bemängelte der umstrittene Angreifer demonstrativ die Körperhygiene seines Gegenspielers. Doch der baumlange Brite reagierte vollkommen entspannt und hatte für den naserümpfenden Costa nur ein müdes Lächeln übrig. Warum auch auf stumpfe Scharmützel eingehen, wenn der Überraschungscoup gegen den amtierenden Meister zum Greifen nah ist?

Die Provokationen kamen nicht von ungefähr. Gemeinsam mit Nebenmann Philipp Wollscheid, derzeit einer von sechs Akteuren mit Bundesligaerfahrung im Stoke-Kader, hatte Shawcross die Abteilung Attacke der Mourinho-Elf vollkommen entnervt und zum wiederholten Male den Laden dicht gehalten. Nach holprigem Saisonstart waren fünf Zu-Null-Spiele aus den letzten sieben Partien die Basis eines kleinen Aufschwungs bei den Potters. Eitel Sonnenschein also?

Sehnsucht nach Spektakel

Nicht so recht. Im auf Tempo spezialisierten Mutterland des Fußballs sind die Minimalisten von Stoke City eine Ausnahmeerscheinung. Gelobt für die viertbeste Defensive der Insel, zur selben Zeit in der Kritik wegen des aktuell schwächsten Angriffs der gesamten Liga. Nur elf mickrige Törchen durften die Anhänger in der laufenden Spielzeit bejubeln. Längst diskutiert die englische Fachpresse, ob der konservative Ansatz von Cheftrainer Mark Hughes zum Selbstverständnis des Vereins passt.

Für Größenwahn ist der letztjährige Tabellenneunte freilich nicht bekannt. Im Konzert der Weltensembles konnte sich der Klub aus den Midlands zumeist mit der zweiten Geige anfreunden – bis jetzt. Zu groß ist die Sehnsucht der Fans nach mehr Spektakel, wenn die Potters um Punkte kämpfen. Teure Transfers wie die Verpflichtung von Ex-Bayer Xherdan Shaqiri, der für stolze 17 Millionen Euro aus Mailand kam, haben die Erwartungshaltung grundlegend verändert. Plötzlich heiligt der Zweck nicht mehr die Mittel, wenn es darum geht, im Haifischbecken Premier League den Kopf über Wasser zu halten.

Der Fluch der guten Tat

Nicht ganz unschuldig daran ist der denkwürdige 6:1-Erfolg gegen den FC Liverpool vom vergangenen Mai. Angeführt von Torjäger Mame Diouf, der damals doppelt traf, wurden die Reds nach allen Regeln der Kunst vermöbelt. Das Stadion stand Kopf, landesweit überschlugen sich die Tabloids mit Lobeshymnen auf den neuen Offensivgeist beim zweitältesten noch existierenden Profi-Klub der Welt. Segen und Fluch zugleich für die Stoke-Verantwortlichen, die sich bis heute an dieser Sternstunde messen lassen müssen.

Umso schwieriger, wenn die Realität im Dezember 2015 wieder einmal graues Mittelmaß heißt. Überzeugenden Siegen gegen die Top-Teams aus Chelsea und Southampton stehen Pleiten gegen Abstiegskandidaten wie Sunderland und Watford gegenüber. "Wir sind noch nicht so weit, auf konstant hohem Level durch die Liga zu marschieren", mühte sich der 52-jährige Hughes zuletzt, den öffentlichen Druck zu mindern. Gleichwohl dürfte auch der erfahrene Übungsleiter wissen, dass sein prominent besetzter Kader speziell in puncto Torgefahr deutlich zulegen muss.

Wiedersehen macht Freude

Das Potenzial für mehr Offensivpower ist jedenfalls vorhanden. Neben Diouf und Shaqiri zählen auch Wirbelwind Bojan Krkić und der formstarke Marko Arnautović zum Aufgebot der Potters. Namen, die die Fantasie anregen. Am 15. Spieltag wartet nun die nächste Chance, das biedere Image über Bord zu werfen, wenn Manchester City im Britannia Stadium zu Gast ist (ab 13:30 Uhr im weltfussball-Liveticker).

Ein besonderes Spiel für Mark Hughes, der 2009 als Coach der Citizens gescheitert war. Groll hegt er deshalb nicht: "Ich fühle keine Verbitterung. Wir standen damals am Anfang einer Entwicklung, die vielen nicht schnell genug voranging. Ich freue mich dennoch immer, meinem Ex-Club zu begegnen". Um endlich wieder Spektakel zu erleben?

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Heiko Lütkehus

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