21.07.2016 10:22 Uhr

Christensen: "Ich muss nicht nach England"

Andreas Christensen ist eines von zwei dänischen Abwehr-Assen in Gladbachs Deckung
Andreas Christensen ist eines von zwei dänischen Abwehr-Assen in Gladbachs Deckung

Er ist erst 20 Jahre alt, spielt aber wie ein alter Hase in Gladbachs Abwehr: Andreas Christensen bringt alles für einen Top-Innenverteidiger mit. Klar, dass die Borussen die Leihgabe gern behalten wollen. 

Beim Testspiel-Sieg gegen 1860 München fehlte Christensen wegen muskulärer Probleme, für den Saisonstart ist er aber fest in der Abwehr der Gladbacher eingeplant. Hier fühlt sich der 20-Jährige am wohlsten als zentraler Mann in einer Dreierformation. 

Neben Christensen wird wohl Jannik Vestergaard einen weiteren Platz in der Abwehr einnehmen. Die Dänen-Combo findet sich bei den Borussen nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben wieder: Beide sind im Trainingslager auf einem Zimmer. "Wir reden Dänisch, wenn wir zusammen sind", sagt Christensen im "kicker", fügt aber an, dass sein drei Jahre älterer Kollege fast perfekt Deutsch spreche. Kein Wunder, Vestergaards Mutter kommt vom Niederrhein. Er selbst verstehe aber auch schon eine Menge.

Der Dänen-Code

Im Spiel nutzen diebeiden die Möglichkeiten, die ihnen ihre gemeinsame Herkunft bietet: "Wenn mal ein paar Worte nötig sind, dann sprechen wir uns auf Dänisch ab, das versteht garantiert keiner." Auch sportlich ist Harmonie gegeben, denn in der Nationalelf sind die beiden ebenfalls in der zentralen Deckung vereint. Christensen hat nur lobende Worte für den 11 cm größeren Nebenmann über: "Jannik ist eine richtige Kante, mit einem tollen Spielaufbau und sehr sicherem Passspiel. Wenn der aufrückt zu einer Ecke, dann ist Alarm beim Gegner."

In der "kicker"-Rangliste der Innenverteidiger steht Gladbachs Chelsea-Leihgabe auf dem dritten Platz. Davor finden sich nur noch Jérôme Boateng und Mats Hummels. Christensen findet das "super" und freut sich sehr über diesen Platz: "Ich habe mein Bestes gegeben, aber ich bin selbst überrascht, wie gut es in Deutschland gelaufen ist." 31 Bundesliga-Spiele hat der 20-Jährige gemacht und drei Tore erzielt.

Obwohl die Gladbacher zu Saisonbeginn sehr schwach starteten, ließ der Verteidiger den Kopf nicht hängen, kämpfte sich mit dem Team sehenswert zurück: "Das Pokalspiel gegen St. Pauli lief noch toll, aber im ersten Spiel gegen Dortmund lief insgesamt überhaupt nichts zusammen. Und dann waren wir plötzlich völlig am Boden." Am Ende der Saison stand aber der Platz zur Champions-League-Qualifikation. 

Kaum Fehler, kaum Karten

Mit Blick auf Hummels und Boateng sagt Christensen, dass er sich "ständig Sachen von großen Spielen abschaue: Wie stehen sie im Zweikampf? Wie bewegen sie sich?" Dazu kommt, dass er sich nach jedem Spiel kurze Zusammenschnitte seiner eigenen Leistungen vorführen lasse, um zu sehen, wo er sich besser hätte verhalten müssen. "Manchmal denke ich im Studium der Spiele auch: Au weia, wie konntest Du so in so einen Zweikampf gehen? Da gibt es noch viel zu verbessern."

Viele grobe Fehler hat der junge Mann allerdings nicht gemacht. "Ich bin sehr stolz darauf, dass ich in der Bundesliga der Innenverteidiger bin, der die wenigstens Fouls verübt hat." Nur eine Gelbe Karte stand am Saisonende auf seinem Strafzettel. "Gegen Wolfsburg war das. Und auch die war unberechtigt", weiß Christensen.

Der Innenverteidiger löst die meisten Situationen durch Antizipieren. Er versucht schon vor dem Zweikampf zu erkennen, wie er den Ball erobern kann. Auf diese Weise kann er meist auf Fouls verzichten. "Ich versuche, die Spiele zu lesen und früh zu erkennen, wo es brennen könnte." 

Die Frage aller Fragen: Bleibt er in Gladbach?

Über seine Zukunft hat sich der Spieler von Chelsea, der im zweiten Jahr an Borussia Mönchengladbach ausgeliehen ist, noch keine konkreten Gedanken gemacht: "Mit diesem Thema beschäftige ich mich noch gar nicht." Ein bisschen Hoffnung kann sich die Fohlenelf aber auf einen Verbleib machen: "Aber ich sehe schon, dass ich nicht unbedingt nach England muss, um in meiner Karriere voranzukommen. In Mönchengladbach komme ich sehr gut klar, kann international spielen und mich entwickeln." Vieles hängt wohl auch davon ab, wie es sportlich am Niederrhein weitergeht. 

Was die Spielweise in der Bundesliga im Vergleich mit der Premier League angeht, kann der Däne ein paar Worte mitreden. Bereits mit 16 ging sein Weg nach England zum FC Chelsea. "In England ist alles etwas schneller. Die Stürmer sind körperlich unheimlich stark, richtige Brocken. Alles ist etwas härter." Die Spielweise bei Ballbesitz sei aber bei den englischen Top-Teams ähnlich wie in Deutschland.

Befürworter der gesunden Härte

Während Sergio Agüero ihm in England einige Probleme machte, ist es für Christensen in der Bundesliga vor allem Robert Lewandowski, der über allen steht. "Er ist unglaublich schnell und erkennt den Moment, in dem er sich absetzen muss. Du musst in jeder Sekunde hellwach sein." Gegen solche Stürmer zu spielen sei eine Riesen-Herausforderung: "Genau das, was ich liebe."

Dass die Schiedsrichter in Deutschland weniger laufen lassen als auf der Insel, ist dem 20-Jährigen auch schon aufgefallen. Deshalb musste er sich am Anfang auch ein wenig umstellen: "Bei manchen Zweikämpfen, die ich als ganz harmlos empfand, gab es plötzlich einen Freistoß für den Gegner, und ich dachte: Wow, das soll ein Foul sein?" Darauf habe er sich eingestellt, aber "wenn Darmstadt in den ersten zehn Minuten ungefähr 23 Freistöße kriegt, kann etwas nicht stimmen. Das ist ein Unding."

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