13.02.2017 13:20 Uhr

Mit einem Bauchfleck aus den Startblöcken

Nur 15.577 Fans wollten das Wiener Derby zum Frühjahrsauftakt sehen
Nur 15.577 Fans wollten das Wiener Derby zum Frühjahrsauftakt sehen

Das "Frühjahrserwachen" der österreichischen Bundesliga am vergangenen Wochenende wurde zum Fiasko. "Spannung und Dynamik" fand fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Ein Kommentar.

Es war angerichtet. Vor knapp einer Woche hatte sich Bundesliga-Präsident Hans Rinner über gute Startbedingungen gefreut: "Erstmals gibt es kein Thema mit den Plätzen. Die Rasenheizungen sind am laufen." Die Konstellationen in Titelrennen und Abstiegskampf würden zudem ein "dynamisches, spannendes Frühjahr" garantieren. Was sollte da noch schiefgehen?

Am Wochenende folgte die Ernüchterung. In Summe verirrten sich 29.020 Zuschauer in die fünf Austragungsstätten der 21. Runde. Offiziell 2.007 Gäste sahen Christoph Monscheins Fallrückzieher in der Südstadt, knapp mehr als 5.000 den Sprung von Titelverteidiger Salzburg an die Tabellenspitze. Im Schnitt waren es 5.804 Personen pro Spiel. Zum Vergleich: In der ersten Saisonhälfte konnte die Bundesliga einen Anstieg der Zuschauergunst auf 6.900 pro Partie verzeichnen.

In den vergangenen zehn Jahren waren die Saisonen 2013/2014 (6.155) und 2015/2016 (6.271) die in der Zuschauergunst schwächsten. Selbst diese Marken wurden unterboten, obwohl die Liga zu "Frühjahrs"-Auftakt ihr Premiumprodukt ins Rennen schickte.

15.577 Fans beim 320. Wiener Derby waren für das Prestigeduell schlechthin im österreichischen Fußball ebenfalls eine bescheidene Marke. Die im Bau befindliche Arena in Favoriten (17.500 werden anvisiert) wäre ebensowenig voll gewesen, wie das neue Stadion in Hütteldorf (28.000). Im für den nationalen Klubfußball überdimensionierten Prateroval herrschte fast gähnende Leere.

Dazu kamen die eigentlich schon gewohnten Begleiterscheinungen beim Derby: Ein versuchter Sektorsturm, konfiszierte Quarzsandhandschuhe und Golfschläger lautete die Bilanz. Das Anreden von Austria Stadionsprecher Erwin Gruber gegen das Zünden etlicher Bengalen, die immerhin einen Hauch von Atmosphäre vorgaukelten, war dagegen fast schon belustigend. Es erinnerte an hilflose Eltern, deren Kind den doch so wohlschmeckenden Spinat beharrlich verweigert. Bitte, probier wenigstens, ein Löfferl nur.

Die propagierte Euphorie zum Auftakt im "Publikumssport Nummer eins" entpuppte sich jedenfalls nach nur einer Runde als Worthülse. Die Liga oder zumindest ihre Fans befinden sich noch immer im Winterschlaf. Oder wir müssen uns eingestehen, dass die Fähigkeit zum Bedienen eines TV-Geräts noch lange keine Sportnation ausmacht.

Einen Vorteil freilich hatte es: Die Wartezeit an der Schank in den Stadien hielt sich in Grenzen.

Mehr dazu:
>> Zuschauerentwicklung: Bundesliga 2016/2017 

Sebastian Kelterer

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten