19.05.2017 07:12 Uhr

Meinung: Dino-Abgang oder heulende Wölfe?

Wer setzt sich durch im Endspiel um den Relegationsrang?
Wer setzt sich durch im Endspiel um den Relegationsrang?

Der Hamburger SV hat sich durch das Last-Minute-Unentschieden am 33. Spieltag beim FC Schalke gerade eben noch die Chance auf den direkten Klassenerhalt am Leben erhalten.

Am Samstag trifft der HSV nun im entscheidenden Duell auf den VfL Wolfsburg um endgültig zu klären, wer eine Woche später in der Abstiegsrelegation antreten muss. Können sich die Rothosen im heimischen Volksparkstadion doch noch retten? Oder erreicht der VfL Wolfsburg im Nordduell zumindest noch das minimalste aller Saisonziele, nämlich den direkten Klassenerhalt? Zwei Redakteure, zwei Meinungen. 

Der HSV wird seinen psychologischen Vorteil nutzen

Dass es überhaupt noch die Möglichkeit gibt, den direkten Klassenerhalt in einem Heimspiel zum Saisonabschluss zu schaffen, ist für den Bundesliga-Dino nach dem letzten Spielverlauf schon als Erfolg zu werten. Erst das Last-Minute-Tor von Pierre-Michel Lasogga plus Schalkes verwehrter Kolašinac-Treffer halten das zarte Pflänzchen Hoffnung am Leben, doch noch den Sprung ans rettende Ufer zu schaffen.

Für den HSV ist das Endspiel am letzten Spieltag im Hinblick auf die letzten Wochen ein Erfolg, für den VfL Wolfsburg hingegen fast schon Worst-Case-Szenario. Alleine das könnte aus Hamburger Sicht schon die nötigen Kräfte mobilisieren. Und bei den Wölfen für noch mehr Verunsicherung sorgen.

Die Verhältnisse sind für den HSV völlig klar: Ein Sieg muss her, sonst war es das! Taktisch ist das viel leichter zu handeln als beim Kontrahenten. Will Wolfsburg einen Punkt sichern? Spielen sie selber direkt auf Sieg? Stellt sich das Team von Andries Jonker lieber hinten rein? Viel mehr Fragezeichen werden auch viel mehr Unsicherheit bedeuten. 

Weitere Argumente für die Hanseaten kommen zum Tragen: Zum einen kehrt mit Nicolai Müller pünktlich zum Saisonfinale der wohl beste Spieler der Saison endlich wieder zurück ins Team. Nachdem der Außenstürmer seine Knieverletzung überstanden hat, wird er auf sein Comeback brennen. Genauso wie Aaron Hunt habe er einzig "Blessuren, die Hoffnung machen", so HSV-Trainer Markus Gisdol zuletzt. Auch Albin Ekdal steht wieder zur Verfügung. Das Trio könnte zum entscheidenden Faktor werden.

Zum anderen werden sich die Rothosen auf ihre Heimstärke verlassen können. Klar, gegen Darmstadt (1:2) bewies die Gisdol-Elf das genaue Gegenteil und auch das 0:0 gegen Mainz war eher Rumgetrete zum Abgewöhnen. Trotzdem gehört zur Wahrheit, dass Hamburg seit November eben nur ein Spiel im Volkspark verloren und Klasse-Mannschaften wie Hoffenheim, Köln, Gladbach oder Berlin zu Hause geschlagen hat.

Mats-Yannick Roth

Keine "Extra Mile"

Die Saison hat man sich beim VfL Wolfsburg ganz anders vorgestellt. Nach den tollen Auftritten in der Champions League und dem knapp verpassten Einzug in den Europapokal im letzten Jahr hatte man sich deshalb "The Extra Mile" auf die Fahne geschrieben und wollte in der aktuellen Saison wieder mehr Gas geben, um die Rückkehr in Europa zu feiern. Doch nun scheint das einstige Saison-Motto zum Boomerang zu werden, drohen doch zwei Extra-Spiele in der Relegation, um wenigstens in der Bundesliga zu bleiben.

Noch ist bei den Wölfen allerdings nicht alles verloren. Schaut man in die Vergangenheit der Wolfsburger und auf die Statistik, gibt es auch Grund zur Hoffnung. Bereits 2005 und 2011 retteten sich die Niedersachsen noch am letzten Spieltag. 2005 sogar in einem "Finale" gegen den direkten Konkurrenten Kaiserslautern, in dem der VfL zu Hause den einen wichtigen Punkt holen konnte. Dass diesmal das "Endspiel" in Hamburg stattfindet, ist ebenfalls kein schlechtes Omen für die VW-Städter. Denn seit nunmehr neun Spielen hat Wolfsburg nicht mehr bei den Hanseaten verloren. Zudem holten die Grün-Weißen in dieser Spielzeit auswärts mehr Punkte als in der heimischen Volkswagen Arena.

Damit man auch in Hamburg erfolgreich sein kann, müssen die Wölfe allerdings von Beginn an die Leistung zeigen, mit der sie gegen Frankfurt und Gladbach im zweiten Durchgang noch punkten konnten. Zudem muss Mario Gomez über die volle Spieldauer mit Vorlagen gefüttert werden. Denn dann dürfte für Wolfsburgs Torgaranten gegen die zweitschlechteste Abwehr der Liga (60 Gegentore/nur Darmstadt ist schlechter) der ein oder andere überlebenswichtige Treffer möglich sein.

Hat die Mannschaft so viel Herz wie die oft so gescholtenen VfL-Fans, die mit 6.000 Leuten anreisen und seit Wochen ihr Team bedingungslos unterstützen, dann wird der VfL Wolfsburg 2017/18 wenigstens in der Bundesliga noch ein paar Extra-Miles sammeln.

Nils Marlow

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