19.07.2017 12:10 Uhr

Ronaldo-Berater Mendes im Blickpunkt

Mendes berät unter anderem Cristiano Ronaldo
Mendes berät unter anderem Cristiano Ronaldo

Spielerberater Jorge Mendes betreut die Elite des Fußballsports und soll damit im Jahr 2016 rund 80 Millionen Dollar verdient haben. Doch in den vergangenen Wochen sind etliche Klienten seiner "Familie", wie Mendes seine Spieler und Trainer nennt, ins Visier der spanischen Steuerfahnder geraten.

Jorge Mendes ist einer der ganz Großen in der Spielerberaterbranche. Auf seinem Niveau transferiert ansonsten nur Ibrahimović-Berater Mino Raiola. Costa, Pepe, Falcao - sein Spielerportfolio liest sich wie der Kader einer Weltauswahl. Allein an Aushängeschild Cristiano Ronaldo soll der 51-Jährige dank sämtlicher Transfer-, Marken- und Persönlichkeitsrechte rund 40 Millionen US-Dollar verdient haben.

Doch auch der Größte hat mal klein angefangen. Als Discjockey legte Mendes vor rund 30 Jahren in seinem eigenen Nachtklub in Nordportugal auf. Die smarte, charmante Art hatte der Beratermogul schon damals, zudem gilt er als guter Rhetoriker.

Kein Wunder also, dass der Portugiese stets mit vielen Leuten ins Gespräch kommt. So auch mit dem heutigen Trainer Nuno Espírito Santo, der damals noch als Torwart aktiv war. Beide lernten einander schätzen und bauten Vertrauen auf. Mendes kümmerte sich fortan um die Belange des damaligen Keepers und vermittelte ihn von Vitoria Guimaraes zum spanischen Erstligisten Deportivo La Coruña. Die Karriere als Spielerberater war gestartet.

Auszeichnungen für gute Arbeit

Heute zeigt sich Mendes, der seit der Einführung des Awards im Jahr 2010 jährlich als bester Spieleragent ausgezeichnet wurde, stets adrett gekleidet, Anzug und Gelfrisur sitzen perfekt. Seine Kontakte reichen um die ganze Welt, überall hat er Mitarbeiter seiner Beraterfirma Gestifute.

Vor allem den südamerikanischen Markt, insbesondere Brasilien, hat er im Griff. Der Portugiese lässt sich vielversprechende Talente vermitteln, die er bei einem der drei großen portugiesischen Klubs FC Porto, Benfica oder Sporting Lissabon "parkt"- Dort bekommen die Spieler eine Bühne und werden im Bestfall für viele Millionen weiterverkauft. Zwischen 2001 und 2010 war Mendes an rund 70 Prozent aller Transfers der drei genannten Klubs beteiligt.

Dass Mendes das Vertrauen der Klubbosse genießt, weiß auch Jörg Neblung, der selbst seit 15 Jahren eine erfolgreiche Spieleragentur führt: "Jorge Mendes ist sicherlich nicht zur Nummer eins der Vermittlerbranche geworden, weil er halbgare Sachen macht. Ganz im Gegenteil. Er macht gute Transfers und ist den Vereinen ein guter Dienstleister, sagte Neblung dem "SID".

Ermittlungen gegen Mendes

Der Spitzenberater kann aber auch anders. Kommt man seinen Forderungen nicht nach, so bietet er den Spieler bei einem anderen Klub an. Dabei lässt sich Mendes fürstlich entlohnen: Er erhält nicht nur die übliche Provision, sondern lässt sich feste Summen und prozentuale Anteile schon vor der Vertragsunterzeichnung zusichern. Anders als ein Großteil aller Berater hält er zudem an vielen seiner Starspieler Marketing- und Persönlichkeitsrechte. An den Werbeeinnahmen eines Ronaldo verdient Mendes also kräftig mit.

Doch genau diese Rechte könnten nun Flecken auf der Weste von Mendes erzeugen. Etliche seiner Klienten wie Mourinho, Falcao und eben auch Ronaldo, sollen die Werbeeinnahmen an den spanischen Finanzbehörden über verschiedene Briefkastenfirmen vorbeigeschleust haben. Mendes ist als Mann im Hintergrund ebenfalls in Verdacht geraten. Am 26. Juni musste er vor Gericht Stellung zu den Vorwürfen gegen seinen Schützling Falcao beziehen - Mendes dementierte.

Aus der Schlinge an belastenden Vorwürfe kann er sich dadurch aber nicht befreien. Auch in Portugal wird gegen den Ronaldo-Berater ermittelt, Gegenstand sind die in den vergangenen drei Jahren gegründeten Briefkastenfirmen. "Es gibt eine Untersuchung, die unter ganz herkömmlichen Bedingungen durchgeführt wird", sagte ein Sprecher der Firma Gestifute.

Steueroasen genutzt

Es ist nicht der erste Verdacht gegen Mendes: Bereits im September 2014 hatte die englische Tageszeitung "The Guardian" eine Untersuchung veröffentlicht, die den Berater schwer belastete. Damals wurde aufgedeckt, dass Mendes mehrere Fonds in den Steueroasen Jersey und in Irland besaß, die Transferrechte von außenstehenden Dritten an Spielern beinhalteten. Das Investorenmodell "Third Party Ownership" wurde daraufhin offiziell vom Weltverband FIFA verboten.

Von seinen Klienten erhält er Rückendeckung. Die Tatsache, dass Ronaldo seinem Berater eine griechische Insel zu dessen Hochzeit geschenkt hat, lässt erahnen, wie innig die Beziehung zwischen Mendes und seinen Spielern ist. Vom Spielerstamm bis hin zu den Klubbossen pflegt Mendes mit allen eine hervorragende Beziehung. Das Konstrukt scheint makellos aufgebaut, doch allmählich beginnt die Fassade zu bröckeln.


Fragen und Antworten zum Beruf 'Spielerberater':

Was sind die Aufgaben eines Spielerberaters?
Der Spielerberater vertritt seinen Klienten in den Verhandlungen mit Vereinen. Ist sein Spieler vereinslos oder ohne gültigen Vertrag für die kommende Saison, sucht der persönliche Berater nach passenden neuen Vereinen und handelt den neuen Vertrag aus. Während der Saison betreut der Agent seinen Spieler, unterstützt ihn bei beruflichen oder privaten Problemen, sodass sich dieser voll auf den Fußball konzentrieren kann. Berater müssen den Markt ständig im Blick haben und zu Verhandlungen, Trainingsbesuchen oder Spielen ihrer Akteure reisen.

Wie wird man Spielerberater?
Seit dem 1. April 2015 kann praktisch jeder Spielerberater werden. Es müssen lediglich ein polizeiliches Führungszeugnis und 500 Euro pro Transferperiode beim Deutschen Fußball-Bund hinterlegt werden. Die Lizenz für Spielerberater schaffte der FIFA-Weltverband ab, eine Prüfung mit Fragen aus dem gesamten Regelwerk, der FIFA, des DFB und des Ligaverbandes gibt es in Deutschland nicht mehr.

Wer sind die Spitzenverdiener der Branche?
Die Nummer eins der Branche heißt Jorge Mendes. Der Portugiese vertritt u.a. Weltfußballer Cristiano Ronaldo, José Mourinho, Diego Costa und Bayern Münchens Renato Sanches. Anders als ein Großteil aller Berater hält er an vielen seiner Starspieler Marketing- und Persönlichkeitsrechte. An den Werbeeinnahmen von Ronaldo verdient sein Berater also kräftig mit. Ein zweiter großer Name ist Mino Raiola. Der Italiener transferierte Paul Pogba im Sommer 2016 für die Rekordsumme von 105 Millionen Euro von Juventus Turin zu Manchester United und dabei soll laut Enthüllungen von Football Leaks rund 50 Millionen Euro verdient haben. Raiola und Mendes lenken die Geschicke der Top-Stars und streichen mit ihren Deals regelmäßig Millionen ein - aber sie sind die absolute Ausnahme.

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afp/red

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