12.04.2018 14:56 Uhr

Holtby & Hunt: Buhmänner als Hoffnungsträger

Aaron Hunt und Lewis Holtby sind Hoffnungsträger beim HSV
Aaron Hunt und Lewis Holtby sind Hoffnungsträger beim HSV

Lewis Holtby und Aaron Hunt standen beim Hamburger SV extrem in der Kritik. Unter Trainer Christian Titz spielen beide Ex-Nationalspieler plötzlich wieder eine wichtige Rolle. Führen ausgerechnet sie den HSV zum Klassenerhalt?

132 Tage. So lange dauerte die Durststrecke des Hamburger SV. 132 Tage lang hatte der vom Aussterben bedrohte Bundesliga-Dino kein Spiel mehr gewonnen. Und dann kamen Lewis Holtby und Aaron Hunt.

In der 52. Minute sorgte Holtby für das 2:1 vor heimischer Kulisse gegen seinen Ex-Klub Schalke 04. Nachdem Guido Burgstaller ausgeglichen hatte, avancierte Hunt kurz vor Schluss mit einem Sonntagsschuss zum 3:2 zum Matchwinner.

Hamburg brachte den Sieg über die Zeit, der Volkspark stand Kopf. Überlebenswichtige drei Punkte, ausgerechnet gegen den Tabellenzweiten, der zuvor sechs Partien in Folge gewonnen hatte.

Aaron Hunt (r.) und Lewis Holtby (2.v.r.) feiern den Siegtreffer gegen Schalke
Aaron Hunt (r.) und Lewis Holtby (2.v.r.) feiern den Siegtreffer gegen Schalke

"Es war sehr wichtig, dass wir einen Dreier geholt haben und gezeigt haben, dass wir noch da sind", sagte Hunt nach der Partie.

Fünf Punkte Rückstand beträgt der Rückstand des HSV auf den FSV Mainz 05 auf Relegationsplatz 16 noch, bei fünf ausstehenden Spielen. "Wir wollen als Team das Unmögliche möglich machen. Wenn wir so weiter arbeiten, müssen wir keine Angst haben. Der Sieg hat uns noch mehr Mut gegeben", erklärte Holtby.

Holtby und Hunt waren schon abgeschrieben

Dass ausgerechnet der frühere England-Legionär und sein einst bei Erzrivale Werder Bremen beschäftigter Nebenmann die Hamburger wieder hoffen lassen, ist so etwas wie Ironie des Schicksals. Monatelang liefen die beiden vermeintlichen Führungsspieler den an sie gestellten Ansprüchen meilenweit hinterher.

Holtby war unter den inzwischen geschassten Trainern Markus Gisdol und Bernd Hollerbach quasi aussortiert, pendelte zwischen Bank und Tribüne. Als "Lusche" titulierte "Bild" den dreimaligen Nationalspieler noch Anfang März.

Hunt spielte zwar viel, aber selten gut. Mit Leistung vorangehen konnte der erfahrenste Spieler im Kader der Hanseaten nicht.

Wachgeküsst vom neuen Trainer

Es brauchte den neuen Coach Christian Titz, um das Duo wachzuküssen. Holtby schenkte der ehemalige Übungsleiter der Hamburger U23 das dringend benötigte Vertrauen, um sein zweifelsohne vorhandenes Potenzial abzurufen.

Profi und Trainer kennen und mögen sich schon lange. Titz betreute Holtby vor Jahren als Personalcoach. Zudem haben beide denselben Berater. Holtby habe allerdings "seine Aufstellung in den Spielen absolut gerechtfertigt", trat Titz im Interview mit der "Hamburger Morgenpost" kritischen Stimmen entgegen, die ihm Vetternwirtschaft vorwarfen.

Übernahm im März als HSV-Trainer: Christian Titz
Übernahm im März als HSV-Trainer: Christian Titz

Hunt profitiert extrem von der Spielkultur, die seit dem zweiten Trainerwechsel binnen vier Monaten beim HSV Einzug gehalten hat. Man spiele endlich wieder "richtig Fußball", freute sich der 31-Jährige nach dem Schalke-Spiel.

Holtby glänzt als Dauerläufer, Hunt als Stürmer

Die Rollen von Holtby und Hunt beim "neuen" HSV unter Titz sind klar verteilt. Holtby ist auf dem Platz nahezu überall zu finden, glänzt als "Staubsauger" vor dem einzigen Sechser Matti Steinmann sowie als Dauerläufer.

Mit 12,97 Kilometern legte Holtby gegen Schalke die längste Distanz auf dem Platz zurück. 82 intensive Läufe bedeuteten den Höchstwert beim HSV.

Hunt bringt seine technischen Fähigkeiten und seine gute Übersicht weiter vorne zur Geltung. Gegen Schalke beorderte Titz den 1,83-Meter-Mann überraschend als alleinige Sturmspitze in vorderste Front. Im Wechselspiel mit Youngster Luca Waldschmidt verhalf er der HSV-Offensive zu deutlich mehr Variabilität.

Zukunft von Holtby und Hunt beim HSV ungewiss

In den kommenden Wochen müssen die ehemaligen Sorgenkinder beweisen, dass ihre Renaissance nicht nur ein Strohfeuer ist. 1899 Hoffenheim, SC Freiburg, VfL Wolfsburg, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach heißen die Gegner des HSV an den letzten fünf Spieltagen, ein strammes Programm.

Mindestens drei Siege dürften die Rothosen benötigen, um noch realistische Chancen auf den Relegationsplatz zu haben. Holtby und Hunt in guter Form erhöhen die Wahrscheinlichkeit dafür deutlich.

Wie es unabhängig von der Ligazugehörigkeit des HSV in der kommenden Saison mit den beiden weitergeht, ist völlig offen. Sowohl Holtbys als auch Hunts Vertrag an der Elbe läuft aus.

Lewis Holtby erzielte den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Schalke
Lewis Holtby erzielte den Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 gegen Schalke

Hunt hat mehrere Anfragen interessierter Klubs vorliegen, beschäftigt sich aber laut seines Beraters angesichts der sportlichen Situation aktuell nicht damit. Er soll zudem Kandidat dafür sein, eine dann voraussichtlich stark verjüngte Hamburger Mannschaft im Abstiegsfall zum sofortigen Wiederaufstieg zu führen.

Holtby macht seine Zukunft in Hamburg angeblich vor allem vom Verbleib von Titz abhängig. Bevor sein Intimus das Ruder übernahm, standen die Zeichen klar auf Trennung.

Tobias Knoop

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