02.10.2023 08:29 Uhr

Rapid gegen FAK-Bollwerk "nicht schlau genug"

Grün-weißes Kreativloch und violette Abwehrschlacht
Grün-weißes Kreativloch und violette Abwehrschlacht

Auch wenn es nicht der erhoffte Befreiungsschlag wurde und die Tabellensituation nach wie vor eine triste ist. Für die Wiener Austria fühlte sich das 0:0 gegen Rapid am Sonntag im 341. großen Derby an wie ein Sieg. Bei Grün-Weiß hingegen weinte man nach 40-minütiger Kreativblockade in zweifacher Überzahl dem Sieg nach. "Wir haben uns nicht schlau genug angestellt", sagte Trainer Zoran Barisic, dessen Klub nun schon zwölf Duelle en suite gegen die Austria nicht gewonnen hat.

Nach einer von beiden Seiten fahrig und fehleranfällig geführten ersten Hälfte mit nur wenigen gefährlichen Offensivaktionen war in der 54. Minute eigentlich alles angerichtet für Grün-Weiß. James Holland und Matthias Braunöder waren mit Gelb-Rot bzw. Rot vom Platz geflogen und hatten den Gästen vor mit 15.200 Zuschauern ausverkauftem Haus den roten Teppich zum Sieg ausgerollt. Doch Rapid, das nach mauer Punkteausbeute in den jüngsten Partien drei Punkte herbeisehnte, ließ den "Elfmeter" liegen. "Wir haben zu kompliziert, zu viel durchs Zentrum gespielt, Schüsse aus der zweiten Reihe genommen, die man nicht nimmt und sind zu wenig über die Flügel durchgebrochen", monierte Barisic.

"Bitter enttäuscht", seien er und seine Truppe, ließ der 53-Jährige nach dem fünften Spiel ohne Sieg in Folge wissen. Matthias Seidl schob es auch auf die ungewohnte Situation, in der sich die Austria vor dem eigenen Strafraum verbarrikadierte. "Wenn der Gegner mit acht Spielern hinten steht, ist es immer sehr schwierig", sagte der Offensivmann, der in dieser Phase ebenso wenig Akzente setzen konnte wie seine Nebenleute Marco Grüll oder Nicolas Kühn. Letzterer zeigte sich von den fruchtlosen Versuchen desillusioniert. "Wir müssen das einfach besser ausspielen, wir können nicht einfach anfangen, aus 30, 40 Metern draufzuschießen. Bei zwei Mann Überzahl musst du Chancen kreieren", betonte der Deutsche.

"Ich hätte mir schon erwartet, dass wir schlauer spielen und technisch sauberer sind. Wir waren ungeduldig und haben uns da auch ein bisschen nervös machen lassen", befand Barisic, der den wegen einer Blessur fehlenden Goalgetter Guido Burgstaller schmerzlich vermisste. "Natürlich fehlt uns Burgstaller. Aber was mir auch fehlt, ist, dass noch mehr Spieler geil sind aufs Toreschießen." Schon am Samstag erhält seine Truppe die nächste Chance, auch bei Schlusslicht Lustenau wird gegen eine massierte Defensive Kreativität gefragt sein.

Austria freut sich über Punktgewinn

Bei der Austria hielt sich der Ärger über die Ausschlüsse (Michael Wimmer: Das ist ein Derby, Emotionen pur, dann passiert so etwas") auch deshalb in Grenzen, weil man sich damit nicht richtig schwächte. Sondern, zumindest in mentaler Hinsicht, sogar das Gegenteil eintrat. "Da entwickelt man etwas im Körper, das kann man nicht beschreiben", meinte Mittelfeldmann Reinhold Ranftl, der mit der Rumpftruppe bis zum Schluss kaum Chancen zuließ. "Wir haben bewiesen, dass wir eine funktionierende Truppe sind, dass der Spirit stimmt", freute sich Trainer Wimmer.

Dominik Fitz, dessen spielerische Qualitäten letztlich nicht mehr gefragt waren, sprach gar von einem "Defensivfeuerwerk". Ranftl freute sich, "eine Seite an uns gesehen" zu haben, "die ich so noch nicht wahrgenommen habe. Wir haben bewiesen, dass wir auch schmutzig spielen können." Das sei nicht zuletzt aufgrund defensiver Probleme in vielen Spielen von Bedeutung. "Wir sind ja oft kritisiert worden, dass wir viele Tore kriegen, leichtsinnig verteidigen", erklärte Ranftl. "Wir haben gezeigt, was eigentlich in uns steckt und wir die letzten Wochen nicht immer abgerufen haben."

Durch das Remis wurde für die Favoritner der schlechteste Saisonstart (nach 9 Runden) der Bundesliga-Geschichte, also seit 1974, zur bitteren Gewissheit. Die Leistung im Derby müsse der Austria für kommende Aufgaben aber jedenfalls einen Schub geben, betonte Ranftl. Etwa am Samstag im Heimspiel gegen Blau-Weiß Linz, das als Neunter drei Punkte mehr als die zehntplatzierten Veilchen am Konto haben. "Wenn uns das heute kein Selbstvertrauen gibt, dann weiß ich auch nicht", gab Ranftl zu Protokoll. Wimmer zeigte sich optimistisch, nach sieben Spielen ohne Sieg, aus dem Tal zu tauchen. "Ich glaube, das war der Bock, den wir heute umgestoßen haben."

apa

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