Weiss: "Krammer ist unser Wunschkandidat"

Die Würfel sind gefallen. Der ehemalige Orange-Boss Michael Krammer ist vom Wahlkomitee als einziger Kandidat für das Amt des Rapid-Präsidenten abgesegnet worden. Weltfussball hat darüber mit Christian Weiss, dem Mitbegründer der Mitgliederplattform "Rapid bin ich" gesprochen und dabei auch Rudolf Edlinger, Erich Kirisits sowie die Veränderungen beim Rekordmeister thematisiert.
"Er ist schon lange unser Wunschkandidat. Wir haben ihm unsere Unterstützung zugesichert, wir vertrauen ihm. Er ist zu 100 Prozent Rapidler. Er hat auch das nötige Durchsetzungsvermögen für die kommenden Projekte", meinte Weiss über den ehemaligen Bundesheer-Offizier. Diese Unterstützung benötigt Krammer auch.
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Denn ganz sauber verlief seine Nominierung nicht. Bei der Ablehnung vom vorigen Präsidentschafts-Kandidaten Erich Kirisits saß der 53-Jährige selbst in der Kommission und stellte sich danach zur Verfügung. "Ich gebe zu, das hat eine schiefe Optik. Uns war aber Rapid wichtiger. Den Fehler hat der Verein gemacht, Krammer wurde vom Kuratorium bestimmt, nicht von uns. Der Verein muss noch lernen, was wir mit Demokratisierung meinen", so Weiss.
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Kirisits ließ zu viele Fragen offen
Die Entscheidung gegen Kirisits begrüßte Weiss aus mehreren Gründen: "Er hat in keinster Weise erwähnt, wie die Kontrollmöglichkeit in der angestrebten AG gewesen wäre. Die Mitglieder hätten keine Möglichkeit mehr, in irgendwelche Entscheidungsprozesse eingebunden zu werden. Der zweite Punkt war, dass er die gesamte Fanszene austauschen wollte. Das ist aber das Kapital von Rapid. 'Vorstand raus' Gesänge und Kritik hätte er nicht geduldet. Er wollte auch die Choreographien vorab sehen."
Ein heißer Punkt war auch das fehlende Bekenntnis zum Standort Hütteldorf. "Er ist in unserem Gespräch überhaupt nicht darauf eingegangen. Den Kontakt zu der Investorengruppe IQ Projektentwicklung hat er abgestritten, gleichzeitig hielt er aber einen Kugelschreiber von ihnen in der Hand. Da dachte ich mir: 'Ist das jetzt eine Verarschung?'"
Laut Weiss hätte ein Stadion im zweiten Bezirk gebaut werden sollen. Der Stachel der Nicht-Tauglichkeit Wiens für die EM 2020 saß tief, ein Neubau mit grün-weißer Nutzung hätte Abhilfe schaffen sollen. "Wenn in Salzburg oder Graz ein Stadion in Planung gewesen wäre, dann wäre Kirisits eben Salzburg- oder Graz-Fan geworden."
Auch über Friseur war Krankl nicht erreichbar
Ein Stachel sitzt aber bei "Rapid bin ich" tief – die Selbstdemontage von Hans Krankl, der im Team von Kirisits gewesen wäre. "Wir hätten ihn gerne für unsere Sache gewonnen. Wir haben versucht über den Legendenklub und sogar über seinen Friseur Kontakt zu ihm aufzunehmen. Er hat aber nicht geantwortet, anscheinend wollte er nicht."
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Trennungen mit verbrannter Erde will man bei "Rapid neu" nicht. Auch der scheidende Präsident Rudolf Edlinger wird ehrenvoll verabschiedet. "Personelle Abrechnungen, Eitelkeiten und so wollen wird nicht. Wir wollen endlich auch einmal, dass die verdienstvollen Rapidler gebührend behandelt werden", fordert Weiss.
"Wenn beispielsweise ein Jelavić weggeht, dann ist er das Arschloch. So geht das doch nicht. So schafft man böses Blut. Aufbruchsstimmung bedeutet auch die Entlastung des alten Vorstands. Es geht ja nicht nur um die Person Edlinger, sondern ums gesamte Präsidium." Im neuen Vorstand sollen nun Erich Haider, Nikolaus Rosenauer, Gehard Höckner, Josef Kamper, Martin Bruckner, Bernd Fisa und Christoph Peschek sitzen.
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Eine offene Frage ist die zukünftige Rolle von Werner Kuhn. Der General-Manager ist bei den Fans nicht unbedingt beliebt. Dennoch wollen die Anhänger nicht auf stur schalten. "Er weiß, dass Veränderungen kommen. Er kommt für uns für den Posten des Vorstandsvorsitzenden nicht in Frage. Wenn Krammer eine Rolle für ihn findet, mit der alle zufrieden sind, dann haben wir nichts gegen ihn", meinte Weiss.
Der finale Akt für die neue Führungsriege von Rapid findet am 18. November bei der Hauptversammlung statt. Die Wahl von Michael Krammer ist dort aber nur noch Formsache.
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Johannes Sturm