10.06.2019 07:55 Uhr

Carlo Ancelotti feiert Meilenstein

Wird am 10. Juni 60 Jahre alt: Der ehemalige Trainer des FC Bayern München Carlo Ancelotti
Wird am 10. Juni 60 Jahre alt: Der ehemalige Trainer des FC Bayern München Carlo Ancelotti

Es gibt viele Attribute, die Carlo Ancelotti, dem ehemaligen Coach des FC Bayern München, zugeschrieben werden. Gelassen, locker, pragmatisch, angenehm, sogar als "geschmeidig" wurde er mal bezeichnet. Klingt irgendwie gar nicht nach einem, der als Fußballtrainer Karriere gemacht hat.

Doch Ancelotti kann an seinem 60. Geburtstag, den er heute feiert, auf ruhmreiche Stationen zurückblicken. Nur in Deutschland funktionierte Ancelotti nicht so gut.

Der aktuelle Coach des SSC Neapels kam am 10. Juni 1959 als Sohn eines Bauern im beschaulichen Reggiolo in der italienischen Region Emilia-Romagna zur Welt. Beim AC Parma begann er seine Karriere als Profi-Fußballer. Nach acht Jahren beim AS Rom wechselte er zum AC Mailand und wurde zentraler Bestandteil jener legendären Mannschaft mit Stars wie Ruud Gullit, Marco van Basten, Frank Rijkaard, Franco Baresi und Paolo Maldini, die unter anderem 1989 und 1990 den Europapokal der Landesmeister gewann.

1992 startete er seine Trainerlaufbahn, die ihn - neben Juventus Turin - auch zu seinen Ex-Klubs Parma und Milan zurückführte. Beim FC Chelsea saß er das erste Mal auf einer internationalen Trainerbank, die Top-Klubs Paris Saint-Germain und Real Madrid folgten. Überall hatte er Erfolg.

Beim FC Bayern München trat er im Sommer 2016 als Gegenentwurf zu seinem Vorgänger Pep Guardiola an. Ancelotti ist kein Kontrollfreak. Er akzeptiert auch Schwächephasen. Für den Italiener ist das Zwischenmenschliche und ein gutes Verhältnis zu den Spielern wichtig. Trotzdem hat er als Chef das letzte Wort. "Quiet Leadership" nennt Ancelotti das - sein Buch mit diesem Titel erschien im Mai 2016.

Ancelotti provozierte die Bosse des FC Bayern

In München versprachen sich die Verantwortlichen vor allem neues internationales Flair von Ancelotti. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sagte über Ancelotti, dieser sei ein "kluger Bursche" und er wolle nicht "Everybody's Darling" sein. Der Italiener sollte beim deutschen Rekordmeister vor allem für einen weiteren Gewinn der Champions League sorgen. Für diesen Wettbewerb galt Ancelotti als Spezialist. Tatsächlich reichte es im ersten Bayern-Jahr dann nur zur nächsten nationalen Meisterschaft. Und schließlich führte ausgerechnet eine Niederlage in Europas Königsklasse zum frühen Ende der ursprünglich für drei Jahre vereinbarten Zusammenarbeit.

Grund für die Trennung war die 0:3-Niederlage bei Paris Saint-Germain im September 2017. Ancelotti hatte sie mit einer merkwürdigen Aufstellung beinahe provoziert. "Wir mussten handeln", sagte Vereinspräsident Uli Hoeneß: "Der Trainer hat fünf Spieler auf einen Schlag gegen sich gebracht. Das hätte er niemals durchgestanden." Rummenigge sprach damals von einer "professionellen Entscheidung" im Sinne des FC Bayern, Ancelotti bezeichnet er dennoch weiterhin als "Freund".

Ständig mit einer neuen Sprache, einer neuen Kultur, einem neuen Land und einem neuen Verein konfrontiert zu sein, habe ihn jung gehalten, sagte Ancelotti vor einigen Jahren. Dennoch entschied er sich nach dem Aus beim FC Bayern, zurück in die Heimat zu gehen. Im Mai 2018 unterschrieb er beim SSC Neapel bis 2021. Die Mannschaft holte zwar nicht den Meistertitel, aber damit war angesichts der Dominanz von Juventus Turin auch nicht wirklich gerechnet worden.

Derzeit deutet nichts darauf hin, dass er den Posten vorzeitig räumt, auch wenn sich Cristiano Ronaldo in der Diskussion um die Trainernachfolge bei dem Turiner Spitzenklub für Ancelotti ausgesprochen haben soll. Der Superstar aus Portugal hatte zu Ancelottis Zeiten die Champions League mit Real Madrid gewonnen.

Der Blick auf den Golf von Neapel, die Insel Capri und dann auch noch der Vesuv lassen Ancelotti schwärmerisch werden - und den Lebemann in ihm erkennen. "Du wachst morgens auf und hast dieses bewegende Bild vor dir", sagte er kürzlich. Die Neapolitaner nähmen sich außerdem nicht allzu ernst und seien offen und respektvoll. Das alles trifft wohl auch auf Ancelotti zu.

 

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