15.12.2019 11:55 Uhr

Parejo exklusiv: Valencia-Topscorer dank VAR

Dani Parejo ist Valencias Mann für die ruhenden Bälle
Dani Parejo ist Valencias Mann für die ruhenden Bälle

Valencia-Kapitän Dani Parejo im Interview über die Elfmeter-Revolution dank des Video-Schiedsrichters, die "Ehre", praktisch sein gesamtes Profileben "für einen so anspruchsvollen Verein zu spielen" und die Erklärung, warum der FC Valencia nun krisenfest ist.

Der Schlager zwischen Cupsieger Valencia und Rekordmeister Real Madrid schließt am Sonntagabend (21:00 Uhr) die 17. Runde der spanischen Primera División ab. Auf den Rasen des Mestalla-Stadions führen wird die Gastgeber ein Mann, der vor einigen Jahren an selber Stelle gegen Rapid Wien seinen Spaß hatte. Spielmacher Daniel Parejo trug sich bei Valencias 6:0-Kantersieg gegen die Hütteldorfer im Sechzehntelfinale der Europa League im Februar 2016 ebenfalls einmal in die Torschützenliste ein.

>> Liveticker: Valencia CF gegen Real Madrid

In dieser Saison ist der 30-jährige Mittelfeldmann aus dem Madrider Vorort Coslada aktuell sogar Topscorer der "Fledermäuse". Warum er dabei vor allem vom Einsatz des Video-Schiedsrichters profitiert, erklärt Parejo im Interview mit unserem Medienpartner LaLiga. Außerdem spricht Valencias Zehner über die "intelligente" Zurückhaltung von Neo-Trainer Albert Celades, die Qualitäten von Supertalent Ferrán Torres und die "Ehre", die es für ihn bedeutet, praktisch seine gesamte Profikarriere "für einen so anspruchsvollen Verein zu spielen".

Frage: Beginnen wir das Interview mit dem Spiel gegen Atlético Madrid Mitte Oktober, in dem du ein herrliches Freistoßtor erzielt hast. 30 Meter Entfernung zum Tor, im Hintergrund das Raunen der Valencia-Fans. Immer wenn ihr so einen Freistoß habt, ist Dani Parejo am Ruder und es wird gefährlich für den Gegner.

Dani Parejo: Ja, stimmt. Ich fühlte mich gut, mit Selbstvertrauen und habe eine gute zweite Hälfte gespielt. Immer wenn du einen Freistoß oder einen Elfmeter schießt - das ist eine Situation, die ich gerne visualisiere, mit dem Vertrauen, das Tor zu machen.

Trainierst du diese Freistöße explizit?

Momentan haben wir alle drei oder vier Tage ein Spiel und Gott sei Dank komme ich viel zum Einsatz. Man muss auch regenerieren. Es ist schwierig, weil du die Belastung spürst und wann immer es geht, Kraft sparen solltest. Wenn du diese Aktionen trainierst, leidet auch immer ein bisschen der Oberschenkel, also trainierst du natürlich schon, aber mit sehr viel Hirn.

Auch bei den Elfmetern übernimmst du Verantwortung. Schon jetzt hast du so viele Tore aus Strafstößen erzielt, wie in der gesamten Vorsaison. Jenen gegen Alavés sogar im Panenka-Stil.

Ja, bei den Elfern habe ich schon jetzt die Zahl vom Vorjahr erreicht, stimmt. Ich glaube, durch den Video-Schiedsrichter ist das sehr bedeutend, denn es wird deutlich mehr Elfmeter geben. Oft sieht der Hauptschiedsrichter gewisse Aktionen nicht richtig, aber dank der Hilfe des VAR, mit einem zusätzlichen Schiedsrichter vor dem Bildschirm, können seine Entscheidungen korrigiert werden. Man sieht jetzt schon, dass es an jedem Spieltag viele Elfmeter gibt und es werden noch mehr werden.

Führt die Tatsache, dass es immer mehr Elfmeter gibt, auch dazu, dass die Schützen bei der Ausführung öfter variieren müssen? So wie bei dir gegen Mallorca, wo du erst in die eine, dann in die andere Ecke geschossen hast, oder eben der Panenka-Elfer gegen Alavés.

Ja, absolut! Die anderen Mannschaften machen es ja auch wie wir, sehen sich Videos der Gegner an, um deren Stärken und Schwächen zu analysieren und die Torhüter arbeiten unter anderem an Aspekten wie den Elfmetern. Da gibt es inzwischen Programme, Apps, eine Million Videos, wohin die letzten 30 Elfmeter geschossen wurden, in welche Ecke der Gegner häufiger oder weniger oft schießt. Natürlich musst du variieren, die Torhüter sind da heutzutage auf dem neuesten Stand.

Es erfordert eine gewisse Kaltschäuzigkeit, einen Elfer im Panenka-Stil zu schießen. Wie sieht der Prozess der Entscheidungsfindung aus, ihn so zu treten?

Wir lagen 1:0 in Führung und bei Alavés stand (Antonio, Anm.) Sivera im Tor, ein Eigenbauspieler von uns. Er trainierte damals oft mit uns und ich glaube, er kennt mich ziemlich gut. Ich entschied, so zu schießen, weil ich überzeugt war, dass er in eine Ecke gehen würde. Nach dem Spiel sagte er zu mir, dass er sich überlegt hatte, stehenzubleiben. Wenn du mit den Mitspielern trainierst, lernen sie dich gut kennen und dann ist es immer ein bisschen schwieriger, gegen sie anzutreten.

Dani Parejo, Toptorschütze des FC Valencia. Wie fühlt sich das an?

Ich bin zufrieden. Es ist immer wichtig, Tore zu schießen. Es sind zwar sechs Elfmeter und ein Freistoßtor, aber ich glaube, auch die muss man erst einmal machen. In der Champions League habe ich gegen Ajax Amsterdam bei 0:1 verschossen und wir verloren schließlich 0:3. Auf der anderen Seite traf ich gegen Lille beim Stand von 0:1 zum Ausgleich und am Ende gewannen wir mit 4:1. Elfmeter mögen - unter Anführungszeichen - etwas einfacher sein, aber man muss sie erst einmal reinmachen. Mit meiner Ausbeute bin ich zufrieden, aber ich hätte auch gerne - und das wird so kommen, daran habe ich keinen Zweifel - dass auch die Stürmer diese Saison noch viele Tore schießen.

Wie lautet euer Saisonziel in der Meisterschaft?

Natürlich die Qualifikation für die Champions League im nächsten Jahr zu schaffen. Wir konkurrieren mit Sevilla, Villarreal, Real Sociedad, die eine überragende Saison spielen, Athletic Bilbao... Ich weiß nicht, ob ich noch wen vergesse. Wir alle kämpfen um dieselben Ziele, wobei Sevilla und wir die einzigen von diesen Teams sind, die auch unter der Woche spielen. Diese Doppelbelastung spürt man vielleicht jetzt noch nicht, aber auf lange Sicht macht sie sich immer bemerkbar. Und dann wollen wir natürlich in der Copa del Rey so weit wie möglich kommen. Vergangene Saison war das wunderschön für uns, als wir mit dem Pokalsieg zum 100-Jahr-Jubiläum Geschichte schrieben.

Überrascht es dich, auf welchem Niveau Jungstar Ferrán Torres agiert?

Ich finde, er spielt eine großartige Saison, vor allem die Partien gegen Lille und Granada. In diesen zwei Spielen hat er einen Qualitätssprung auf allen Ebenen gezeigt. Nicht, weil er zwei herrliche Tore schoss oder weil er einer der besten Spieler auf dem Platz war, sondern aufgrund seines Spielverständnisses, seiner Arbeit und wie er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Ich rate ihm, so weiterzumachen. Noch hat er nichts erreicht. Er ist jung und hat noch so viel zu zeigen. Mit Auftritten wie jenen macht er uns zu einem besseren Team.

Als Kapitän des FC Valencia, was würdest du auf Mannschaftsebene hervorheben?

Das Kollektiv. Wir haben hier keine Spieler, die ein Match alleine entscheiden. Es zeigt sich Runde für Runde, dass wir über 90 Minuten ein Team sein müssen, im Guten wie im Schlechten. Wenn uns das gelingt, werden wir am Ende des Tages weit mehr Spiele gewinnen als unentschieden spielen oder verlieren.

Was kannst du uns über Albert Celades erzählen, nachdem ihr jetzt drei Monate unter ihm als neuen Trainer gearbeitet habt?

Der Trainer kam in einer schwierigen Situation, unangenehm sowohl für die Spieler als auch für ihn. Schritt für Schritt vermittelt er uns seine Idee vom Fußball und wie er möchte, dass die Mannschaft agiert. Nach dieser Zeit und seitdem Marcelino weg ist, muss man wirklich wertschätzen, was dieses Team bis jetzt erreicht hat. In anderen Situationen - und solche Fälle hat es hier ja auch schon gegeben - wären wir unter diesen Umständen vielleicht Zwölfter. Heute haben wir Gott sei Dank ein unglaubliches Kollektiv, nicht nur an Fußballern, sondern auch an Personen rundherum, was sehr wichtig ist und dir hilft, die Dinge voranzutreiben. Wir haben von Anfang an versucht, dem Trainer zu helfen, wo es nur ging und er tut ebenfalls alles, damit die Dinge gut laufen. Ich denke, man muss sich in jedem Moment gegenseitig unterstützen. Es mag eine Redensart sein, aber es ist die Wahrheit: Gemeinsam sind wir stärker.

>> Die Trainerhistorie des FC Valencia

Albert Celades will dem FC Valencia seine Identität verpassen. Wie ist sein Valencia? Wie wollt ihr spielen? Wir sind alle noch an das typische 4-4-2-System von Marcelino gewöhnt.

Es ist richtig, dass Marcelino eine Serie von Automatismen hatte. Hier drastische Änderungen vorzunehmen, wäre in meinen Augen ein Fehler. Vor allem, wenn man null Zeit hat, um an diesen Dingen zu arbeiten, da wir momentan alle drei Tage ein wichtiges Spiel vor der Brust haben. Ich glaube, der Trainer ist in dieser Hinsicht sehr intelligent. Hin und wieder dreht er schon an der einen oder anderen Schraube, wenn er denkt, dass dies in gewissen Situationen im Spiel das Beste für die Mannschaft ist. Wir haben oft im 4-4-2 gespielt, andere Male im 4-3-3 und die Ergebnisse waren ähnlich. Der Trainer ist erst kurze Zeit hier und muss uns alle noch viel besser kennenlernen. Ich denke, er wird seinen Spielstil Schritt für Schritt einbauen. So lange die Ergebnisse positiv sind, wir gewinnen und die Ziele erreichen, ist alles viel einfacher.

Wie fühlst du dich selbst in dieser Saison? Es ist deine neunte beim FC Valencia, du bekommst viele Einsätze, jeder spricht davon, dass Dani Parejo immer auf dem Platz steht.

Ja, Gott sei Dank ist das so. Ich bin sehr stolz, schon neun Jahre bei einem Klub wie diesem zu sein. Ich habe praktisch meine gesamte Profikarriere hier verbracht. Es waren neun Jahre, die beileibe nicht einfach waren, doch es macht mich stolz, das Trikot des FC Valencia zu tragen und Valencia in Spanien, Europa und dem Rest der Welt zu repräsentieren. Ich schätze es sehr, für einen so anspruchsvollen Verein zu spielen, wo du jedes Jahr um das Erreichen großer Ziele kämpfst. Schöne Ziele, aber auch sehr, sehr schwierig. Neun Jahre in einem Klub wie diesem zu sein, ist eine Ehre und erfüllt mich mit Stolz. Ich bedanke mich bei allen, die es möglich machen, dass ich diesen Traum lebe: Meine Familie, meine Freunde... Und ich hoffe, dieser Traum hält noch lange an.

red (Übersetzung: David Mayr)

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