14.04.2020 18:00 Uhr

Slim Jim: Gegen Rapid verglühte sein Stern

Jim Baxter in seiner Glanzzeit 1963
Jim Baxter in seiner Glanzzeit 1963

In Schottland gedenken viele heute ihrem vielleicht talentiertesten Spieler aller Zeiten: Jim Baxter verlor am 14. April 2001 seinen Kampf gegen den Bauchspeicheldrüsenkrebs. Sein Stern als Fußballer aber verglühte schon im Dezember 1964 im Wiener Prater gegen das von Robert Körner betreute Rapid.

Mit den Rangers holte "Slim Jim "von 1960 bis 1965 zehn nationale Titel und verlor nur zwei von 18 Duellen gegen den Erzivalen Celtic. Am Tag von Baxters Begräbnis stellte Sir Alex Ferguson fest: "Er ist der beste Rangers-Spieler und schottische Spieler aller Zeiten. Mit seinen Fähigkeiten hätte er in jeder Ära den Ton angegeben, ein fantastischer Fußballer." Und Pelé meinte einmal: "Das muss doch ein Brasilianer sein."

Baxters größter Rivale war jedoch er selbst, seine Spiel- und Trinksucht machte ihm Zeit seines Lebens zu schaffen. So soll er just auch vor einem seiner besten Old-Firm-Auftritte - vor dem 3:0-Cupfinalsieg der Rangers über Celtic 1963 vor über 120.000 Zuschauern im Hampden Park - die Nacht durchgemacht haben."

"Ich habe 3.000 Pfund beim Roulette gewonnen. So etwas gehört gefeiert", bestätigte Slim Jim. Seine Jahresgage bei den Rangers soll weit niedriger gewesen sein, obwohl ihn die "Gers" 1960 um die damalige Rekordablöse von 17.500 Pfund von den Raith Rovers geholt hatten. Dort bekam er zuvor nachweislich 7 Pfund pro Woche.

Den großen Knick erlitt Baxters Karriere im Wiener Prater im Dezember 1964. Beim 2:0-Auswärtssieg der Rangers im Meistercup-Achtelfinale gegen Rapid brach er sich das Bein und während seiner Verletzungspause schraubte er seinen Alkoholkonsum weiter in die Höhe.

Die Spenderleber von George Best

Nach seiner "aktiven Laufbahn" eröffnete Baxter auch noch eine Bar und kam erst Recht nicht mehr weg von der Flasche. Bei einer Lebertransplantation 1994 scherzte er: "Bei meinem Glück bekomme ich jetzt auch noch die von George Best."

Genau solche Aussagen machten ihn bei vielen Fans aber noch populärer. So meinte er einmal auf die Frage, was er mit den mittlerweile in die Höhe geschnellten Gagen angestellt hätte: "Vermutlich hätte ich den Buchmachern 50.000 Pfund die Woche spendiert und nicht bloß 100." Er gab auch einmal zu, insgesamt rund 500.000 Pfund aus der eigenen Tasche und 250.000 geborgte Pfund verspielt zu haben.

Aber Baxter war auch "spendabel". Den Matchball vom Cupfinal-Sieg 1963 schmuggelte er aus dem Stadion und schenkte ihn einem seiner Teamkollegen. Als der schottische Verband das Spielgerät zurück forderte, schickten die Rangers irgend einen anderen Ball.

Im Dezember 1969 beendete Slim Jim mit nur 31 Jahren seine Klubkarriere bei den Rangers, obwohl sein Vertrag noch bis Juni 1970 gelaufen wäre. Es war damals auch schon klar, dass er es sicher nicht mehr zur WM 1970 schaffen wird.

Im schottischen Nationalteam lief er von 1960 bis 1967 insgesamt 34 Mal auf. Vor allem seine Bilanz gegen England kann sich sehen lassen. (im Bild stürmt Doppelpack-Schütze Baxter zum jubelnden Denis Law nach dem 2:1-Sieg der Schotten in Wembley 1963)

Auch im schottischen Teamdress hatte Baxter gegen Österreicher ein einmaliges Härterlebnis: 1963 pfiff Schiedsrichter Jim Finney im Hampden Park ein Freundschaftsspiel vor 95.000 Zuschauern wegen der rüden Gangart der ÖFB-Truppe vorzeitig ab.

2004 errichteten sie zu Ehren von Slim Jim in seinem Heimatort Hill of Beath eine Statue. Bei der Eröffnungsfeier war der nunmehrige Celtic-Kapitän Scott Brown mit von der Partie. Er wohnt dort. Die beiden besuchten die gleiche Schule und Brown bezeichnete Baxter sogar einmal als "eines meiner größten Vorbilder".

ts

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