23.02.2021 15:32 Uhr

Auf einer Stufe mit Jordan, Brady und Ali

Mario Götze spielte in der Bundesliga für BVB und FC Bayern
Mario Götze spielte in der Bundesliga für BVB und FC Bayern

Nach zehn Jahren in den Trikots des BVB und des FC Bayern kehrte Mario Götze der ganz großen Fußball-Bühne 2020 den Rücken und wechselte durchaus überraschend zum niederländischen Erstligisten PSV Eindhoven. Eine Entscheidung, die er bislang nicht bereut haben dürfte.

Ryan Thomas? Auf der Bank! Jordan Teze? Auf der Bank! Philipp Max? Auf der Bank! Donyell Malen? Auf der Bank! Und Mario Götze? Richtig, auf der Bank! Beim Blick auf die Aufstellung der PSV Eindhoven rieben sich am Sonntag nicht nur Kenner des niederländischen Fußball verwundert die Augen.

Coach Roger Schmidt verzichtete gegen Vitesse Arnheim - vor der Partie immerhin Vierter der Tabelle und nur fünf Zähler hinter Eindhoven - mal eben so auf fünf Leistungsträger. Ein überraschender Kniff, der dem Standing des deutschen Coaches wohl nachhaltig geschadet hätte. Hätte, wäre Götze nicht "MARIOOO GOATZE".

Als Armando Broja Vitesse in der vierten Minute im Philips Stadion in Führung schoss, deutete vieles daraufhin, dass Schmidts "russisches Roulette", wie "Eindhovens Dagblad" die wunderliche Startformation am Morgen nach der Partie bezeichnete, gewaltig in die Binsen gehen würde. Spätestens als es mit dem Rückstand in die Pause ging, erkannte das auch Schmidt - und handelte.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs schickte er Max und Malen ins Rennen, nach 64 Minuten folgten Thomas, Götze und die Wende: Malen glich nach 66 Minuten aus, auf Vorarbeit des Niederländers drehte Götze die Partie in der 86. Minute und einen Zauberpass von Thomas nutzte der Deutsche, um zwei Minuten vor dem Abpfiff den Deckel drauf zumachen. Statt Depp der Nation, war Schmidt plötzlich "Wechsel-Weltmeister" ("De Telegraaf") und Götze "MARIOOO GOATZE".

Götze auf einer Stufe mit Muhammad Ali?

Mit diesem Namen, versehen mit dem typischen Bild einer Ziege, feierte PSV Doppelpacker Götze nach dem 3:1 auf dem vereinseigenen Twitter-Account und hob den 28-Jährigen damit quasi auf eine Ebene mit Sport-Legenden wie Michael Jordan, Tom Brady oder Muhammad Ali.

Goat bedeutet im Englischen Ziege, G.O.A.T. steht im Sport allgemein für die Abkürzung "Greatest of all time". Die Debatte, wer im Fußball letztlich der Beste aller Zeiten ist, spaltet Generationen von Fußball-Fans und sprengt diesen Raum. Fünf deutschen Meistertiteln, vier Pokalsiegen und dem entscheidenden Tor im WM-Finale 2014 zum Trotz dürfte der Name Götzes in dieser Debatte allerdings eher selten fallen. In der Provinz Nordbrabant im Süden der Niederlande, genauer in Eindhoven, herrschte am Sonntag aber wohl Einigkeit: The G.O.A.T. heißt Mario, MARIOOO GOATZE.  

Der Besungene selbst gab sich hingegen gewohnt bescheiden. "Wichtiger Sieg. Glücklich über die beiden Tore", schrieb Götze auf Instagram und bedankte sich artig bei seinen Vorlagengebern Donyell Malen und Ryan Thomas. 

Ein weiteres Zeichen dafür, dass das einstige Fußball-Wunderkind jeglichen Hype um seine Person derzeit gar nicht erst befeuern will. Ein Umstand, den Götze wohl nicht besser als mit seinem Wechsel zur PSV im Sommer hätte unterstreichen können.

Götze sieht sich noch lange nicht am Ende seiner Karriere

Zehn Jahre lang kickte Götze zuvor für Borussia Dortmund und den FC Bayern, 63 Mal durfte er sich das Trikot der deutschen A-Nationalmannschaft überstreifen, beinahe vom ersten Ballkontakt an pflasterten Titel und Lobeshymen seinen Weg. Seit Jahren schien es allerdings so, als wäre der Spielwitz früherer Jahre verflogen, Körper und Geist wirkten ausgebrannt.

Dennoch lagen dem offensiven Mittelfeldspieler vor der Saison sicherlich attraktivere Offerten als die aus Eindhoven vor, sogar ein abermaliges Engagement beim FC Bayern stand im Raum. Götze entschied sich allerdings für den Schritt in den Randbereich des Rampenlichts. Offenbar eine goldrichtige Entscheidung, zumal noch viel Zeit bleibt, die ganz großen Titel noch einmal zu attackieren.

Dass er sich noch lange nicht am Ende seiner Karriere angekommen sieht, stellte Götze Ende 2020 im Gespräch mit "Eindhovens Dagblad" eindeutig klar. Er wolle auch mit 36 noch aktiv Fußball spielen, erklärte Götze und nahm sich gleichzeitig jeden Druck. "Wo? Wir werden sehen. Weit in die Vergangenheit oder in die Zukunft zu blicken, das ist nichts für mich."

Marc Affeldt

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