20.05.2021 13:30 Uhr

Als Samp die stärkste Liga der Welt gewann

Die Torzwillinge Vialli und Mancini flankieren Erfolgs-Trainer Boškov
Die Torzwillinge Vialli und Mancini flankieren Erfolgs-Trainer Boškov

Vor 30 Jahren fixierte Sampdoria mit seinen Tor-Zwillingen, Popeye und ganz ohne "arrogante Deutsche" seinen ersten und bislang einzigen scudetto.

Es war die Blütezeit des italienischen Fußballs. 1990 gewann Milan im Wiener Prater den Meistercup, Juventus gegen Fiorentina das UEFA-Cupfinale und Sampdoria (gegen Anderlecht) den Cupsieger-Cup.

Bei der WM in Italien ging gleich zum Auftakt in Rom der Stern des einst bettelarmen Salvatore "Toto" Schillaci aus Palermo auf. Ernst Aigner hinderte Gianluca Vialli nicht am Flanken, Robert Pecl fand kein gutes Timing und Kurt Russ stand im Niemandsland, als Toto zum 1:0-Sieg der Squadra einköpfte. Edeljoker Schillaci avancierte zum Schützenkönig, Italien wurde daheim WM-Dritter.

Die Serie A mit ihren damals modernen Stadien avancierte mehr und mehr zum Lire-Milliarden-Paradies der Weltstars. Inter setzte auf die Deutschen Weltmeister Lothar Matthäus, Andy Brehme und Jürgen Klinsmann, Milan auf die Niederländer Frank Rikjaard, Ruud Gullit und Marco van Basten.

Juventus hatte - vorne ausgestattet mit Schillaci, Roberto Baggio, Pierluigi Casiraghi und Paolo di Canio - nicht so viel Legionärsbedarf, aber ihmmerhin Thomas "Icke" Häßler.

Nur keine Deutschen, aber unbedingt 3G

Sampdorias Langzeitrainer Vujadin Boškov hingegen hatte eine klare Meinung zu den Deutschen: "Die sind nicht teamfähig. Die sind arrogant." Außerdem war er damls schon Verfechter der "3Gs". Seine Spieler mussten stehts "G'wasch'n, G'schneitzt und G'kampelt" sein.

Jedenfalls ist überliefert, dass Boškov bei seiner ersten Ansprache gesagt haben soll: „Ihr seid Sampdoria. Von jetzt an gibt’s hier nur glattrasierte Gesichter, ordentlich sitzende Kleidung, dafür gibt’s keine Sonnenbrillen mehr. Denn von jetzt an müssen die Leute, die euch sehen, von Sampdoria als einen Klub mit Stil denken." Das war 1986, Samp gerade Liga-Elfter!

Geblieben ist Boškov in Genoa für italienische Verhältnisse unfassbare sechs Jahre lang. Unter seiner Führung holte Samp die Coppa (1989), den erwähnten Cupsieger-Cup (1990) und im Jahr nach der WM den scudetto! Für Boškov - der auch erfolgreiche Engagements bei Real Madrid, Feyenoord oder AS Roma hatte - war es der "süßeste Erfolg - weil es damals die stärkste und ausgeglichenste Liga der Welt war."

Fixiert hat Samp den Meistertitel schon eine Runde vor Schluss - am 19. Mai 1991, also gestern vor 30 Jahren. Erst danach trugen sie zu Fleiß die Haare schön (siehe unten).

Die größten Lieblinge der Fans waren die "Gemelli de Gol", die Tor-Zwillinge Gianlucia Vialli (mit 19 Treffern Schützenkönig) und Roberto Mancini (11 Tore), die beide in jungen Jahren (Vialli 1984 mit 20 und Mancini 1982 mit 17) als Riesen-Talente zum Klub gelotst wurden.

Den Tor-Zwillingen, die zuvor schon in italienischen Nachwuchs-Nationalteams aufgeigten, wurden "telepathische Fähigkeiten" nachgesagt, so toll harmonierte das Duo.

Popeye an der Flanke

Samp hatte allerdings auch den Mammon und das Geschick um einen Aleksey Mikhaylichenko aus der ehemaligen Sovietunion zu holen, oder Srečko Katanec vom VfB. Dazu noch Keeper-Talent Gianluca Pagliuca und den kompromisslosen Pietro Vierchowod, sowie den brasilianischen Defensiv-Künstler Toninho Cerezo und nicht zu vergessen den Flitzer mit der "Erwin-Pröll"-Glatze, Atillio "Popeye" Lombardo.

>> Samps Meistertruppe 1990/1991

Als regierender Meister wurde Sampdoria dann in der Serie A Sechster, schied in der Coppa im Halbfinale gegen Parma aus und zog im Meistercup-Finale gegen Johann Cryuffs Barça nur ganz knapp den Kürzeren. Damit war klar, dass die Europacup-Geldquelle nicht mehr sprudelt.

Juventus angelte sich Vialli, Toninho zog es mit 37 Jahren wieder in seine Heimat Brasilien zurück und Samp trat allmählich einen Schritt zurück. Es blieb der bislang einzige scudetto in der im August 75-jährigen Vereinsgeschichte.

ts

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