20.09.2021 14:37 Uhr

Stadt der Liebe? Messi-Theater in Paris

Lionel Messi wartet auf sein erstes Erfolgserlebnis im PSG-Trikot
Lionel Messi wartet auf sein erstes Erfolgserlebnis im PSG-Trikot

Erstmals seit seinem vielbeachteten Wechsel vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain stand Lionel Messi am Sonntagabend im heimischen Prinzenpark in der PSG-Startformation. Wenig überraschend beherrscht der 34-Jährige am Tag nach der Partie die Schlagzeilen, ausnahmsweise sorgen allerdings nicht Messis Heldentaten für Schlagzeilen in den Gazetten.

Messi hätte der Partie der Pariser gegen Olympique Lyon (2:1) durchaus seinen Stempel aufdrücken können: Nach 19, beziehungsweise 33 Minuten verhinderten allerdings zwei Großtaten von OL-Keeper Anthony Lopes den ersten Treffer des Argentiniers im PSG-Trikot, in der 36. Minute klatschte ein traumhaft schöner Freistoß des Superstars ans Lattenkreuz.

Als Coach Mauricio Pochettino, der im Vorfeld betonte, er wisse, das Debüt sei "etwas sehr Spezielles" für seinen neuen Schützling, Messi nach 76 Minuten vom Feld nahm, war endgültig klar: Messi muss weiter auf das 673. Profi-Tor seiner Vereinskarriere warten.

Ein Umstand, der Messi offenbar zu schaffen machte. Seine Auswechslung quittierte der sechsfache Weltfußballer beim Stand von 1:1, indem er Pochettino den Handschlag verweigerte. Dass ihm der Trainer wohl nicht mehr zutraute, dass er das Ruder herumreißen kann, schien zu viel für Messis Ego. Nach einem Jahrzehnt als unangefochtener Dreh- und Angelpunkt des FC Barcelona nachvollziehbar, gleichzeitig der nächste Akt eines unglücklichen Starts an der Seine.

"Sport" bescheinigte Messi einen "enttäuschten, sauren und anklagenden" Gesichtsausdruck als er den Rasen verlassen musste, "Mundo Deportivo" berichtete von einem "schmollenden Messi" und die "Marca" titelte von der "Messi-Wut".

Und Pochettino? Anstatt Messis Reaktion herunterzuspielen, sprach der Übungsleiter durchaus Klartext. "Wir sind hier, um Entscheidungen zu treffen. Ob es den Leuten gefällt oder nicht", so Pochettino.

Paris wohl noch nicht die Stadt der Liebe für Messi

Messis dünnhäutige Reaktion ist allerdings wohl nicht nur im Warten auf das erste persönliche sportliche Erfolgserlebnis in Paris begründet, auch privat soll die Liebe zwischen Messi und der Stadt der solchen noch nicht entbrannt sein. 

Teamkollege und Landsmann Ángel di María verriet der argentinischen Zeitung "Olé" zuletzt sogar, Messi sei von seiner Situation in Paris genervt. "Wenn Leo zum Essen kommt, sind immer Motorräder oder Autos in der Nähe. Hier sind die Leute eigentlich sehr respektvoll, wenn wir hier rausgehen, lassen sie dich in Ruhe. Jetzt mit Leo können wir aber nirgendwo hingehen."

Für Messi sei das "überhaupt nicht einfach", so di María. Auch das Leben im Fünf-Sterne-Hotel Le Royal Monceau-Raffles soll La Pulga zusetzen.

Zumindest Letzteres soll bald Geschichte sein. Laut "RMC Sport" liebäugeln Messi und Familie mit dem Kauf einer 48-Millionen-Euro-Immobilie im Luxusörtchen Le Vesinét. Einer 15.000-Seelen-Gemeinde, die die teuerste im Großraum Paris ist.

PSG-Boss: Messi wollte beim FC Barcelona bleiben

Dass der Tapetenwechsel Messi ungeachtet seiner unbestrittenen Ausnahmestellung im Weltfußball zusetzen könnte, legten bereits erste Leaks aus dem Vertrag des Routiniers bei PSG nahe. Laut dem argentinischen Pay-TV-Sender "TYC Sports" hat sich Messi zusichern lassen, dass er zu jeder Zeit nach Barcelona reisen dürfe.

Wie schwer Messi der Abschied von der Stadt fällt, mit deren größtem Fußball-Klub er eine halbe Ewigkeit lang quasi gleichzusetzen war, untermauert auch, was PSG-Boss Leonardo vor wenigen Tagen erklärte: "Ich glaube, seine Idee war es, bei Barca zu bleiben. Ehrlich gesagt war er sich sicher, dass er nicht gehen und seine Karriere dort beenden wollte", verriet der Brasilianer "Canal Plus".

Dennoch ließ sich PSG die Dienste Messis eine gehörige Stange Geld kosten. Dass "L'Équipe" unlängst allerdings von einem Mega-Gehalt von 110 Millionen Euro für insgesamt drei Spielzeiten berichtete, kam in Paris gar nicht gut an.

Die Infos seien "respektlos" und "völlig falsch", wetterte Leonardo. Aufruhr, die nicht dazu beitragen dürfte, dass Messi in Paris schnell jene Ruhe findet, die ihn in Barcelona zu einem der besten Fußballer der Geschichte reifen ließ.

Marc Affeldt

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