01.08.2014 15:13 Uhr

Austria hofft auf den Befreiungsschlag

Austria-Trainer Gerald Baumgartner glaubt mit seinen klaren Worten nicht auf taube Ohren gestoßen zu sein:
Austria-Trainer Gerald Baumgartner glaubt mit seinen klaren Worten nicht auf taube Ohren gestoßen zu sein: "Die Spieler waren bei der Analyse einsichtig"

Nach dem schlechtesten Saisonstart seit 2006 herrscht bei Austria Wien Unruhe. Der propagierte Neustart kam bislang nur auf symbolischer Ebene ins Rollen, nicht aber im sportlichen Bereich. Nach dem 0:4 beim WAC wurde bei den Veilchen Tacheles geredet, gegen Aufsteiger SCR Altach soll am Samstag (ab 19:00 Uhr im weltufssball-Liveticker) eine Reaktion folgen.

Austria-Sportvorstand Thomas Parits konnte oder wollte sich am vergangenen Wochenende nicht an eine schlechtere Leistung der Austria erinnern. Trainer Gerald Baumgartner versprach nach dem 0:4 beim Wolfsberger AC eine "Kopfwäsche". Am Tag vor dem dritten Bundesliga-Auftritt der Saison scheint der Groll bereits dem Zweckoptimismus gewichen zu sein.

Aufsteiger Altach gastiert zum ersten Mal seit Mai 2009 in Wien-Favoriten. "Es wird sicher kein leichtes Spiel. Ein Aufsteiger hat, wie wir aus der Vergangenheit wissen, wenig zu verlieren", hoffte Sportvorstand Thomas Parits dennoch auf den ersten vollen Erfolg. Bislang steht nach zwei Runden nur ein Punkt zu Buche. Das gab es zuletzt 2006 im Anschluss an den zuvor geholten Meistertitel.

"Wir sind natürlich nicht zufrieden mit dem Saisonstart", wusste auch Trainer Gerald Baumgartner. Der 49-Jährige erhofft sich eine Reaktion der Mannschaft und forderte ein "Dinge besser zu machen". Denn sowohl in der Offensive als auch in der Defensive offenbarten sich zuletzt Mängel: "Wir hatten Kontersituationen bei denen man durchaus ein Tor machen kann. Von dem her kann ich nicht zufrieden sein. Wir haben auch Tore zu leicht bekommen. Es gibt nichts zu beschönigen", so Baumgartner.

Klare Worte wurden unter der Woche intern gesprochen. Nicht zum ersten Mal in der jüngsten Austria-Vergangenheit. Details aus dem violetten Friseursalon wurden freilich nicht preisgegeben. Nur soviel verriet Baumgartner: "Die Spieler waren bei der Analyse einsichtig."

"Wir befinden uns in einem Prozess", erinnerte zudem Finanzvorstand Markus Kraetschmer an den postulierten Neustart, der nicht von heute auf morgen funktioniere. Thomas Parits ergänzte: "Es braucht Zeit, das wir immer wieder nicht verstanden. Der Start war schlecht. Aber die Linie ziehen wir durch."

Vorgenommenes auch umsetzen

Trainer Baumgartner fand im Nachhinein sogar positive Aspekte, wie die hohe Laufarbeit im Unterzahlspiel und relativierte seine Kritik im Affekt der Niederlage letzten Samstag: "Es liegt nicht daran, dass sie zu wenig Einstellung haben. Ganz im Gegenteil. In dieser Phase müssen wir ein Spiel gewinnen. Mit Siegen können wir Selbstvertrauen aufbauen. Das sind ganz normale Mechanismen." Die selbst gesetzten Vorhaben klingen indes wie eine altbekannte Wunschliste: Über die gegnerische Defensivabteilung drüber kommen, Druck aufbauen, Torchancen kreieren und diese auch schießen.

Gleichzeitig deutete Gerald Baumgartner auch Änderungen in der Startformation an: "Wir haben unsere Stammformation noch nicht gefunden. Kaderspieler sollen sich beweisen können, wobei es aber keine Experimente gibt." Marco Meilinger sei einer der Spieler, der sich im Training aufdränge. WM-Teilnehmer James Holland wäre auch wieder soweit, dass er von Beginn weg gebracht werden könne.

Neben dem für eine Partie (und zwei bedingt) gesperrte Vance Sikov fehlt auch Neuzugang Omer Damari, dessen Spielerlaubnis für nächste Woche erwartet wird. "Wir wollen ihm das bestmögliche familiäre Welcome geben, damit er sich wohl fühlt und seine beste Leistung abrufen kann. Ich gehe davon aus, dass wir ihn nächste Woche schon in den Kader aufnehmen können. Aber wir müssen natürlich schauen, wie es im Training läuft", so Baumgartner. Die ersten Eindrücke bestätigten jedenfalls die nicht geringen Erwartungen an den israelischen Schützenkönig der letzten Saison. "Er ist ein Vollblutstürmer. Da wurde genau hingeschaut. Er war teuer, aber eine Garantie hat man nie." Statt Damari wird abermals Ola Kamara beginnen.

Missverständnisse

Mediales Störfeuer von Seiten des Gegners ließ die Austria-Führungsriege kalt. Altach-Coach Damir Canadi hatte am Donnerstag die Personalpolitik der Veilchen, bei denen er im Sommer Trainerkandidat gewesen sein soll, kritisiert. Vorstand Markus Kraetschmer zeigte sich verwundert: "Gespräche kann man nur abbrechen, wenn sie stattfinden."

Gerald Baumgartner berichtete zudem von einem Telefonat am Donnerstagabend mit seinem Altacher Kollegen. "Er sagt mir, dass er offenbar missverstanden wurde", bedankte sich der Austria-Trainer für die "nette Geste".

Der Aufsteiger – bis auf Cesar Ortiz (Muskelprobleme) komplett – will sich ohnehin nicht zu sehr mit der vermeintlichen Krise beim Gegner befassen. "Die Situation bei der Austria ist, wie sie ist. Es liegt an uns, dies auszunutzen. Aber es macht die Aufgabe nicht schwerer und nicht leichter", so Canadi.

Damir Canadi absolvierte im Mai 1989 seine erste und einzige Bundesliga-Partie für die Austria, ist aber nicht der einzige mit violetter Vergangenheit in den Reihen der Gäste. Sportdirektor Georg Zellhofer war einst Trainer der Austria, Hannes Aigner, Patrick Salomon, Ronald Gercaliu und Philipp Netzer waren Spieler. Nachwuchshoffnung Ismael Tajouri ist obendrein ein Leihspieler der Wiener im Ländle. Ein emotionsreiches Wiedersehen scheint somit garantiert.

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sk

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