20.05.2016 20:20 Uhr

Der Sportklub Niederösterreich ist oben

Der SKN-Aufsichtsratsvorsitzende Gottfried Tröstl und NÖ LH Erwin Pröll nahezu enthusiasmiert
Der SKN-Aufsichtsratsvorsitzende Gottfried Tröstl und NÖ LH Erwin Pröll nahezu enthusiasmiert

Bundesliga-Aufsteiger SKN St. Pölten hat acht Jahre in der Ersten Liga überstanden. Nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung des Landes Niederösterreich und landesnaher Unternehmen. Sportdirektor Frenkie Schinkels verspricht "zumindest drei gute neue Spieler". Außer bei Manuel Hartl und Mark Prettenthaler kann der SKN Optionen auf Vertragsverlängerungen ziehen. David Stec steht hingegen vor einem Wechsel zu Rapid.

26 Jahre nach dem Abstieg der Voith Schwarze Elf (VSE) stellt St. Pölten mit dem Sportklub Niederösterreich (SKN) wieder einen Verein in der Bundesliga. Während Absteiger SV Grödig auf die Erste Liga dankend verzichtet, weil laut Obmann Christian Haas ein Budget von zwei Millionen Euro notwendig ist, um "halbwegs mitspielen zu können", ging St. Pölten im Frühjahr ebendort "all in", überzog trotz Altlasten den Etat von drei Millionen Euro um mehrere hundertausend Euro und gehört jetzt zur Crème de la Crème. Budgetiert hatte man in St. Pölten mit 51 Punkten. Nach dem 3:0-Meisterstück am Freitagabend beim SC Wiener Neustadt sind es eine Runde vor Schluss aber bereits 77 Zähler.

Dass der SKN mit den Adler kreisen soll, war spätestens im März 2011 klar, als die Schaufeln für den Spatenstich von mit diversen Logos body-gepainteten Spielern mit zwei Helicoptern (!) herbeigebracht und an die vermeintlichen "Bezahler" (Landesvertreter, Stadtvertreter und Sponsorenvertreter) überreicht wurden. 26 Millionen Euro hat die ins Sportzentrum NÖ eingebettete NV Arena gekostet. Besitzer ist eine Tochterfirma der NÖ Hypo Leasing, betrieben wird sie von der NÖ Landessportschulanlagen-BetriebsgmbH. Der SKN ist eingemietet.

Günstig für den SKN, dass LH Erwin Pröll und LR Petra Bohuslav Fans der "Wölfe" sind. Beide lassen sich immer wieder gerne vom nahegelegenen Landhaus-Boulevard via Liese-Prokop-Allee zu den Heimspielen ihres Sportklub Niederösterreich führen. Oft werden sie vom Sportland NÖ-Koordinator Anton Pfeffer begleitet, der auch im SKN-Aufsichtsrat sitzt.

Bohuslav und Pröll tauchen auch immer wieder in der Kabine auf. Nach dem 2:0-Heimsieg in der Qualifikation der Europa League gegen Botev Plovdiv beispeilsweise brachte Bohuslav den Spielern eine Wassermelone zum gemeinsamen Verzehr. Den vorentscheidenden Sieg gegen den LASK feierten gleich alle drei dort mit.

Stec und Dieng begehrt - Beichler will weg

Für die Bundesliga wollen die Niederösterreicher ihr Budget deutlich aufstocken, von fünf Millionen Euro ist die Rede. Sportdirektor Frenkie Schinkels verspricht: "Zumindest drei gute Spieler holen wir dazu." Seit der "Hans Dampf in allen Gassen" auch beim SKN fuhrwerkt (Oktober 2014) wurden inklusive Juniors 59 Transfers (27 Zugänge, 32 Abgänge) getätigt. Schon in der vergangenen Saison waren die Personalkosten auf 2,76 Millionen Euro gestiegen (Quelle: KSV 1870) und die Ausgaben an Spielervermittler auf 31.520 Euro (Quelle: ÖFB) - demnach gab nur das von einem Brausegiganten unterstütze Liefering in der zweiten Spielklasse mehr Geld an Dritte aus.

Vom aktuellen Kader laufen lediglich die Verträge von Manuel Hartl und Mark Prettenthaler aus. Bei allen anderen Spielern hat der SKN vereinseitige Otionen auf Verlängerung - auch bei Daniel Beichler und Tomasz Wisio, die sich aber beide verändern möchte.

David Stec (im Bild mit Erfolgscoach Karl Daxbacher) ist ein Thema bei Rapid. Amateure-Trainer Michael Steiner hatte dem Rohdiamanten ja schon in seiner Zeit beim SKN den ersten Feinschliff auf der Rechtsverteidiger-Position verpasst. Ebendort hat er - nach einem Intermezzo im Mittelfeld - in den letzten Runden den Ex-Rapidler Andreas Dober verdrängt. Flügelflitzer Cheikhou Dieng soll nach seinen tollen Auftitten im Meisterschaftsfinish ebenfalls sehr gefragt sein.

Jeder Vierte bald ein VIP

Volll aufgegangen ist neben der Verpflichtung von Meistermacher Karl Daxbacher der große VIP-Klub und der Premium-Corner. Von den rund 2.600 Zuschauern säumten durchschnittlich knapp 600 den VIP-Bereich, der maximal 800 Gästen Platz bietet.

Der 500 Zuschauer fassende Premium Corner (doppelter Einstrittspreis, dafür Getränke und Imbisse frei) platzte zuletzt aus allen Nähten. Gegen den LASK war das Stadion nach dem ÖFB-Cup-Halbfinale gegen Sturm und dem Europacup-Spiel gegen PSV Eindhoven zum dritten Mal ausverkauft. Diesmal durften aus Sicherheitsgründen 7.500 Zuschauer rein, 500 Plätze wurden aus Sicherheitsgründen frei gehalten.

Die mögliche Aufstockung der NV Arena auf 13.000 Plätze ist jedoch vorerst kein Thema. Die Zeiten, in denen St. Pölten als Aufsteiger mit durschnittlich über 7.000 Zuschauern ein Fanmagnet der Liga war, sind längst vorbei - nämlich 28 Jahre. Schinkels, der 1990 bis 1992 und 1993/94 selbst für den VSE kickte weiß, dass es beim SKN heute "sowieso gar keine Fans mehr gibt, sondern nur noch Zuschauer."

Vielleicht fehlt nach den Konkursen der VSE und des FCN vielen "Privaten" einfach das Herzblut. Die Pipeline vom Landhaus in die NV Arena mit den größten Zuströmen von der HYPO, der NV und dem weiteren Topsponsor Kabelsignal - einer Tochtefirma der Energie Versorung Niederösterreich (EVN) - droht jedenfalls ebenso wenig zu versiegen wie das "Egger"-Bier im Premium Corner.

Mehr dazu:
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Thomas Schöpf

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