27.03.2017 13:15 Uhr

Der neue Weg des Marcel Koller

ÖFB-Teamchef Marcel Koller hat 2017 neue Ideen
ÖFB-Teamchef Marcel Koller hat 2017 neue Ideen

Marcel Koller hat seine bewährte Personalpolitik beim ÖFB über Bord geworfen. Zahlreiche Umstellungen, ein neues System und Neo-Kapitän David Alaba im Team in ungewohnter Rolle auf der linken Seite.

Vor dem Länderspiel am Dienstagabend (ab 20:45 Uhr im weltfussball-Liveticker) in Innsbruck gegen Finnland nahm der Teamchef der österreichischen Nationalmannschaft auf weltfussball-Nachfrage Stellung zur Änderung seiner jahrelangen Planungen: "Da geht es auch immer um Angebot und Nachfrage."

"Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass wir bei jenen Spielern, die zuvor bei ihren Vereinen nicht regelmäßig zum Einsatz kamen oder nicht so im Rhythmus waren, konditionelle Probleme bemerkten, wenn es ans Eingemachte ging", meinte der Schweizer am Montag beim ÖFB-Medientermin im Tivoli-Stadion.

Stamm-Torhüter Robert Almer (langzeit-)verletzt, Florian Klein nicht mehr im Kader, Ex-Kapitän Christian Fuchs aus dem Team zurückgetreten, dessen Nachfolger als Spielführer Julian Baumgartlinger gesperrt sowie Martin Harnik und Top-Torjäger Marc Janko nur Ersatz: Sechs Spieler aus der in der erfolgreichen EM-Qualfikation erprobten Einser-Garnitur waren am Freitag beim 2:0-Sieg gegen Moldau nicht mehr in "Koller's Eleven" gestanden.

Eine Frage der Alternativen

"Es ist auch eine Frage der Alternativen. Wir wollten für neue Konkurrenz sorgen", bestätigte der Teamchef die Abkehr von seiner zuvor stets betonten Konstanz mit den bewährten Kräften.

"Im Nationalteam WILL jeder spielen, aber nicht jeder KANN auch im Nationalteam spielen", verkündete der 56-Jährige. "Wir hatten auch vorher gute Spieler. Es geht immer um die Qualität. Ein Neuer muss besser sein oder mindestens gleich gut", lautet die Devise des Chef-Trainers.

"Es war jetzt fünf Jahre so", verwies der sonst treue Herr seiner Fußball-Diener auf seine bisherige Ära als Betreuer der rot-weiß-roten Nationalmannschaft. Wenige Sekunden später war aus gleichem Mund zu hören, "dass am Freitag nur Spieler im Einsatz waren, die auch bei ihren Vereinen zum Einsatz kommen." Nur Tormann Heinz Lindner erhielt als Reservist bei Eintracht Frankfurt gegenüber dem erkrankten Altach-Keeper Andreas Lukse und Newcomer Daniel Bachmann den Vorzug.

Schlechte Zukunftsaktien also für routinierte Koller-Schützlinge mit Verbannung auf die Ersatzbank bei ihren Arbeitgebern wie Klein in Stuttgart oder Janko in Basel. 

"Es geht um Leistung"

"Wir wollten dieses wichtige WM-Qualifikationsspiel unbedingt gewinnen", so die Koller-Marschroute gegen die Republik Moldau im Rückbau. Zusatz: "Mit der aktuell besten Mannschaften."

Ex-Teamchef Josef Hickersberger hatte sich vor der Heim-EM 2008 bei seiner Kader-Nominierung mit der Aussage "nicht die Besten, aber die Richtigen" geholt zu haben, verbal zum "Pepi" gemacht. Marcel Koller vertraut fast ein Jahrzehnt später offenbar doch den Besten, leider ein Jahr und eine völlig verpatzte Europameisterschaft 2016 zu spät.

Mehr dazu:
>> Das neue ÖFB-System am Prüfstand

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Innsbruck

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