02.06.2017 03:11 Uhr

Das grün-weiße Tal der Tränen

"Der Stachel sitzt tief"

"Sie haben geweint, sie sind verzweifelt. Manche packen es gar nicht." Rapid-Trainer Goran Djuricin kam nach der knappen 1:2-Finalniederlage im ÖFB-Cup gegen Salzburg mit dem Trösten nicht nach. Neben salzigen Tränen und hängenden Köpfen sah man im Wörthersee-Stadion aber noch etwas. Neuen grün-weißen Mut.

"Salzburg ist nach der Pause zweimal vors Tor gekommen und hat zwei gemacht", schüttelte Thomas Schrammel den Kopf. "Wir waren die bessere Mannschaft. Die Leistung war ok. Im Endeffekt können wir uns aber gar nichts darum kaufen", wusste Thomas Murg.

Der nunmehrige Double-Sieger wurde unter Druck gesetzt, das frühe Anpressen schmeckte den Bullen gar nicht. "Wir hatten einen Matchplan, an den haben wir uns gehalten. In der Offensive hätten wir aber ruhiger spielen müssen", so Schrammel. Auf eine Einwechslung von Steffen Hofmann verzichtete Djuricin aus folgendem Grund: "Ich wollte mehr Schnelligkeit ins Spiel bringen."

Deswegen brachte er Andreas Kuen, der Routinier Christian Schwegler überlaufen sollte und Arnor Traustason. Zusätzlich wechselte er noch Innenverteidiger Christoph Schösswendter ein. Als Sturmtank hatte der in der 97. Minute noch die riesengroße Ausgleichschance. Durch die Reaktion von Cican Stanković blieb 15.000 Kehlen aber der Torschrei im Halse stecken.

"Das hätte es sein müssen", gestand der 1,93-Meter-Mann gegenüber Weltfussball. "Ich habe den Ball leider erst spät gesehen. Der Verteidiger hat mir die Sicht verstellt. Den Kopfball muss ich einfach gegen die Laufrichtung vom Tormann setzen. Das war heute ein ordentlicher Schlag in die Goschn."

Pappelstadion statt San Mamés

"Es tut unheimlich weh. Es tut sogar fast noch mehr weh, weil wir die Chancen hatten", meinte Fredy Bickel. Auch Kapitän Stefan Schwab rang nach Worten: "Der Stachel sitzt so tief. Wir wissen, was das für die nächste Saison bedeutet."

Es bedeutet Pappelstadion statt San Mamés. Schnabelholz statt Amsterdam Arena. Paschinger Waldstadion statt Estádio Dragão. "Vielleicht hätten wir uns es über die ganze Saison hinweg nicht verdient. Aber heute hatten wir die Chance. Heute hätten wir alles wieder gut machen können", wusste Schwab.

15.000 "super-geile Fans" (© Djuricin) waren mit Rapid angereist. Zumindest daran wird sich Schwab gerne erinnern: "Die Unterstützung war sensationell. Das Spiel werden wir nie vergessen, auch wenn wir es verloren haben. Schon wie wir mit dem Bus zum Stadion gefahren sind, das war nur Gänsehaut pur."

Ansonsten wird er die Saison aber wohl eher schnell in den hintersten Reihen seiner grauen Zellen einordnen wollen. "Es war mental sehr schwer. Jetzt geht es in den Urlaub. Die Spieler müssen einfach runterkommen und regenerieren", so Djuricin.

Tendenz zeigt nach oben

"Wenn man heute mit dem vergleicht, wie wir vor zwei oder drei Monaten gespielt haben, dann sieht man eine Entwicklung", meinte der Trainer. "Wenn wir uns nächste Saison weiter Fortschritte machen, dann sieht es gut aus", fügte er weiters an.

Auch die Spieler wissen, dass die Talsohle durchschritten ist. "Seit Gogo hier ist, geht es bergauf. Mit dem neuen Athletikcoach werden wir auch sicher eine bessere Kondition haben. Heute ist uns am Schluss die Luft ausgegangen. Da haben wir die Bälle nur noch nach vorne geschlagen", gestand Schrammel.

Eine Saison ohne Europacup kann für die Entwicklung einer Mannschaft in mancher Hinsicht gut sein. "Das ist ein unglaublich schwacher Trost. Ich weiß, irgendwann kommt dieser Gedanke vielleicht. Aber nicht jetzt", meinte Bickel.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer ließ der Sportdirektor aber dann doch erkennen: "Ich habe immer gesagt, wenn wir diese schwierige Zeit überstehen, dann werden wir stärker herauskommen. Dass das Team diesen Weg so miteinander gegangen ist, das macht schon irgendwie Freude. So hart das Ganze im Moment auch ist."

Klar ist, dass die Grün-Weißen die Saison nicht in der verregneten Klagenfurter Frühsommernacht vergeigt haben. Man darf gespannt sein, ob sie in der kommenden Saison aus den Fehlern lernen.

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Johannes Sturm, weltfussball.at aus Klagenfurt

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