13.06.2018 20:39 Uhr

Argentinien bei der WM: Messis letzte Chance

Kann Lionel Messi (l.) sein WM-Trauma besiegen?
Kann Lionel Messi (l.) sein WM-Trauma besiegen?

Die WM-Hoffnungen bei Vize-Weltmeister Argentinien ruhen einmal mehr auf Superstar Lionel Messi. Der hat allerdings in Nationaldress mit einem Trauma zu kämpfen - und nur noch wenig Zeit.

"Die Seleccion wird sich steigern, wird eine andere sein", versprach Messi mit Blick auf das Turnier im Sommer in Russland. Das muss sie auch. Denn die Leistungen in der Quali geben kaum Anlass für gesteigerte Titel-Hoffnungen. La Pulga, der Floh, ist es, der Messi-Land überhaupt erst vom dritten Titel nach 1978 und 1986 träumen lässt.

Mit einem Dreierpack beim 3:1 in Ecuador verhinderte der Kapitän und Rekordtorschütze (61 Treffer) des Landes im Oktober ein historisches Debakel. Als Tabellensechster hatte vor dem Finalissimo der südamerikanischen WM-Qualifikation erstmals seit 47 Jahren (1970 in Mexiko) das Verpassen einer Endrunde gedroht.

Die Bilanz in der Qualifikation fällt mitunter verheerend aus. Nur 19 Tore stehen in 18 Spielen zu Buche: Von den zehn Teams in Südamerika erzielte nur Bolivien (16) weniger Treffer als Messis Argentinier. Lediglich sieben Spiele wurden gewonnen. Auch unter Coach Sampaoli, der im Sommer aus einem Vertrag beim FC Sevilla herausgekauft worden war, lief es kaum besser.

Eine Misere, die mit Blick auf das außergewöhnliche Personal im Angriff der Albiceleste nicht zu erklären ist. Neben Messi tummeln sich mit Gonzalo Higuaín, Paulo Dybala (beide Juventus Turin) und Kun Agüero (Manchester City) weiterer Angreifer der Marke Spitzenklasse im Kader der Südamerikaner.

Mauro Icardi (Inter Mailand), der mit 29 Toren zum Torschützenkönig der Serie A avancierte, verpasste angesichts dieser Konkurrenz sogar den Sprung in den WM-Kader.

  • Der Star: Lionel Messi

Bei der Mission dritter Stern will, nein muss der Superstar sein WM-Trauma mit Argentinien endlich besiegen, um endgültig aus dem langen Schatten Diego Maradonas zu treten. "Danach gibt es kein anderes Mal", sagte Messi kürzlich in einem Interview und bezeichnete die bevorstehende WM als seine letzte Chance auf den ihm noch fehlenden Titel.

Messi, der Überflieger, der schon so ziemlich alles gewonnen hat, was es im Weltfußball zu gewinnen gibt, weiß: Nur mit dem heiligen Gral, dem Titelgewinn am 15. Juli 2018 in Moskau, stünde er endgültig auf einer Stufe mit Diego Maradona, dessen Hand Gottes die Gauchos 1986 in Mexiko zum zweiten WM-Titel geführt hatte.

Dreimal war Messi bei Weltmeisterschaften bislang dabei, dreimal verlor er mit Argentinien in der K.o.-Runde gegen Deutschland. 2006 und 2010 war jeweils im Viertelfinale Endstation; doch am meisten schmerzt bis heute das 0:1 nach Verlängerung im Endspiel von Maracana in Rio de Janeiro.

Der Stellenwert des fünfmaligen Weltfußballers vom FC Barcelona für die Nationalmannschaft seines Landes steht außer Frage. Kaum ein Team ist so abhängig von einem einzigen Spieler. Messi ist Argentinien, Argentinien ist Messi. Als die Gauchos Ende März ohne ihren Kapitän und Rekordtorschützen (61 Treffer) bei der historischen 1:6-Pleite, der höchsten Niederlage der Verbandsgeschichte, von Spanien gedemütigt wurden, bekamen sie ihre Abhängigkeit auf brutale Weise vor Augen geführt.

  • Der Trainer: Jorge Sampaoli

Die Erwartungen im Land des zweimaligen Weltmeisters waren riesig. Mit der Inthronisierung von Jorge Sampaoli, so die Hoffnung im fußballverrückten Argentinien, sollte alles besser werden. Der Traum vom ersehnten ersten WM-Titel nach über 30 Jahren bekam Konturen.

Inzwischen, fast ein Jahr, eine rumpelige Qualifikation und eine historische Blamage später, ist die Euphorie um Sampaoli spürbar abgeebbt. Kurz vor der WM herrschen Zweifel, ob der frühere Erfolgscoach Chiles und des FC Sevilla die hohen Erwartungen erfüllen kann. Der Verband AFA erhöhte jedenfalls noch einmal den Druck. "Eine gute WM ist ein Platz unter den ersten Vier, alles andere ist eine schlechte WM", sagte AFA-Präsident Claudio Tapia.

Sampaoli versuchte in seiner bisherigen Amtszeit viel, doch es gelang wenig. 55 Spieler berief er zu seinen zehn Spielen. Doch nur fünf Siege sind gemessen an den hohen Ansprüchen zu wenig. Weil auch Sampaoli die Emanzipierung vom kleinen Dribbelkünstler bislang nicht gelang, hängt sein Schicksal wie das seiner Vorgänger wohl auch am Fuße Messis.

  • Die Prognose:

Trotz der schwachen Qualifikation ist das Erreichen der K.o.-Phase für den zweifachen Weltmeister Pflicht. Mit Island, Kroatien und Nigeria warten machbare Gegner in der Vorrunde. 

Für Messi könnte das Turnier in Russland die letzte Chance sein, endlich Hand an den goldenen WM-Pokal zu legen. Verwehren die Mitspieler ihrem genialen Spielmacher und Torjäger aber weiter die Unterstützung, droht den Gauchos ein böses Erwachen.

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