21.06.2018 17:12 Uhr

Island will gegen Nigeria aus der Komfortzone angreifen

Heimir Hallgrimsson und Co. fühlen sich als Underdog wohl
Heimir Hallgrimsson und Co. fühlen sich als Underdog wohl

Auf dem Platz kämpfen Islands Nationalhelden furchtlos gegen ihre Gegner - doch die intime Frage nach einem Sexverbot im WM-Camp ließ Kapitän Aron Gunnarsson erröten. "Im Moment ja", stammelte der 29-Jährige etwas peinlich berührt.

Der Mittelfeldabräumer, der normalerweise mit rasiertem Schädel und wildem Vollbart seine Gegenspieler bearbeitet, wirkte eher wie ein verschüchterter Schuljunge als ein kompromissloser Wikinger.

Nationaltrainer Halmir Hallgrimsson grätschte dazwischen. "Solange die Frauen nicht da sind", unterbrach er seinen Schützling lachend - und machte damit auch jedem Außenstehenden endgültig klar: Die Stimmung beim krassen Außenseiter vor dem Duell gegen Nigeria (Freitag, 17:00 Uhr) ist bestens. Islands Fußballer sind schließlich drauf und dran, ihr Märchen auch bei der WM in Russland weiterzuschreiben.

"Es hat viel Energie gekostet, an diesen Punkt zu kommen. Aber es hat sich gelohnt. Wir haben ein Spiel, das Nigeria nach Möglichkeit gewinnen muss", sagte Hallgrimsson über den vom Deutschen Gernot Rohr trainierten Gegner, der sein Auftaktspiel sang- und klanglos mit 0:2 gegen Kroatien verlor: "Ich denke, wir sind in einer besseren Position als sie."

"Mit einem Punkt werden wir uns nicht qualifizieren"

Es ist diese Ausgangssituation, die die Isländer so lieben: Als Außenseiter und ohne Druck in eine Spiel gehen. Egal, wie es ausgeht - im Endeffekt können sie nur gewinnen. So wie beim WM-Debüt gegen Argentinien, als Torhüter Hannes Halldorsson einen Elfmeter von Lionel Messi hielt und sie dem haushohen Favoriten ein 1:1 abtrotzten.

Damit will sich bei den Isländern aber niemand zufrieden gegeben. Wie vor zwei Jahren bei der EM in Frankreich soll die Gruppenhase nicht die Endstation sein. "Ein Punkt bedeutet nichts, wenn wir im nächsten Spiel keinen guten Job machen", sagte Halldorsson. Und Torschütze Alfred Finnbogason vom FC Augsburg ergänzte: "Mit einem Punkt werden wir uns nicht qualifizieren."

Die Stimmung ist jedenfalls gut, das bewies nicht nur die Episode am Donnerstag. Der isländische Verband ließ zur Unterhaltung eine heimische Comedytruppe einfliegen, für Erheiterung sorgt im Team zudem der Hype um Rurik Gislason vom Zweitligisten SV Sandhausen.

Seitdem eine berühmte brasilianische Schauspielerin ihre Vorliebe für Gislason entdeckte und dies auch öffentlich kundtat, explodieren seine Followerzahlen in den Sozialen Netzwerken. Vor allem aus Südamerika kommen die neuen Bewunderer, inzwischen sind es doppelt so viele, wie Island Einwohner hat.

Hype um #sexyrurik

Dem unfreiwilligen Star ist der Hype um #sexyrurik angeblich ziemlich peinlich, seine Teamkollegen finden es dagegen lustig - und pfeifen ihm teilweise aus Spaß hinterher. "Endlich bekommt er die Aufmerksamkeit, die er verdient", sagte Halldorsson.

Die "Super Eagles" aus Nigeria wollen gegen die Isländer allerdings den Spielverderber geben. Die Afrikaner befinden sich unter Zugzwang. Sollten sie verlieren, sind sie ausgeschieden.

Das weiß auch Rohr: "Wir müssen gegen Island gewinnen." Mit möglichen persönlichen Konsequenzen bei einem vorzeitigen WM-Aus beschäftige er sich nicht: "Diese Farge stelle ich mir nicht. Wir werden das Spiel nicht verlieren."

Enthaltsam müssen die Isländer übrigens nicht leben. Nachdem sich das Gelächter gelegt hatte, betonte Hallgrimsson: "Nein, es gibt kein Verbot. Das ist Quatsch."

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