Rapid straft die Dorftrottel Lügen
Totgesagte leben länger! Der SK Rapid gab am Mittwochabend mit einer starken Leistung beim 3:1-Sieg im Viertelfinale des ÖFB-Cups beim SKN St. Pölten ein kräftiges Lebenszeichen. In einer Partie, die unter besonderen Vorzeichen gestanden war. Umso wertvoller war dieser Erfolg für die Grün-Weißen.
"Jetzt, in dieser Verfassung, gehört Rapid rausgeworfen. Das ist einfach so." Zitat Frenkie Schinkels, Sportdirektor SKN St. Pölten.
"Steig schon heuer in die Erste Liga auf, dann hast nächste Saison vielleicht vier Spiele gegen Rapid", Zitat Roland Arminger, Manager FC Blau Weiß Linz, zu Toni Haas, Vereinsboss des SV Grödig.
"Wenn er mich gefragt hätte, hätte ich ihm von Rapid abgeraten. Dieser Schritt war ein Fehler." Zitat Kurt Schwarz, Ex-Vereinschef des SC Leopoldsdorf im Marchfeld - der ersten Trainerstation von Damir Canadi.
Jeder Fußball-Dorftrottel durfte im Vorfeld des Viertelfinales im ÖFB-Cups etwas über Rapid sagen. Zudem hatten sich die Wiener Tageszeitungen "Krone", "Kurier" und "Standard" in einer selten erlebten Medien-Kampagne seit der Länderspielpause dabei überboten den Rauswurf von Rapid-Coach Canadi anzukündigen. Ebenso ein Fall für den Mistkübel.
Eine gute Antwort - zahlreiche weitere müssen folgen
Nicht nur das Ergebnis gab am Mittwochabend die passende Antwort. Die Leistung der Grün-Weißen hätte ein weit klareres Resultat möglich gemacht. Zwei aberkannte Tore, zahlreiche weitere große Chancen, der Gegentreffer in der 96. Minute: Rapid ließ in St. Pölten nie einen Zweifel darüber aufkommen, wer diese Partie gewinnen wird.
Ebenso auf den Rängen. Heimspiel für den SKN St. Pölten. Heimspiel? "Steht auf wenn ihr Grüne seid", hallte es kurz nach Spielbeginn durch die NV Arena. Man hörte bis zum Schlusspfiff nur mehr die Choräle der Rapid-Anhänger. "Heute zählt nur der Sieg", war die klare Botschaft an die Mannschaft. Sie wurde verstanden.
Treffer von Maximilian Wöber (17.), Mario Pavelić (73.) und Stefan Schwab (83.) brachten den Hütteldorfern den souveränen Aufstieg ins Cup-Semifinale. Dieses wird am Sonntag ausgelost. Am 25. und 26. April ermitteln dann der LASK, Admira Wacker, RB Salzburg und Rapid die beiden Teilnehmer am Endspiel. Am 1. Juni in Klagenfurt könnte es bei einer Final-Teilnahme des Rekordmeisters eine echte grün-weiße Völkerwanderung an den Wörthersee geben.
Doch zuvor gilt es noch die kommenden Bundesliga-Aufgaben in Ried sowie daheim gegen Altach und das Derby gegen die Austria zu lösen. Nach acht sieglosen Runden in Folge kein Selbstläufer. Aber der Cup-Auftritt machte neuen Mut. Der erste Sieg im Jahr 2017 ließ spürbare Erleichterung folgen. Man brauchte nur in die Gesichter beim Trainerteam, Vereins-Offiziellen, Spieler oder Fans zu blicken.
Eine erste gute Antwort auf die vorangegangene Pleitenserie ist erfolgt. Es müssen noch zahlreiche weitere folgen.
"Es ist ein geiles Gefühl, für Rapid zu treffen"
Ausgerechnet der Youngster ließ Rapid über die erlösende Führung jubeln. "Es ist ein geiles Gefühl, für Rapid zu treffen. Wir haben heute gezeigt, wie Rapid spielen sollte – über 90 Minuten", meinte ÖFB-U19-Teamspieler Maximilian Wöber nach seiner Treffer-Premiere in der Kampfmannschaft der Grün-Weißen. Sein Eigentor in der Nachspielzeit war nur mehr ein Fall für die Statistik.
Auch beim Rapid-Trainer war deutlich spürbar, wie gut ihm dieser Sieg tat. Es ging um seinen Job. Damir Canadi wusste das. Machte aber trotzdem unbeirrt weiter seine Arbeit. Wie er es in den vergangenen Jahren bei seinen erfolgreichen Trainerstationen immer gemacht hat. Am Mittwochabend wurde er auch endlich bei den Grün-Weißen belohnt.
"Der Sieg war verdient. Tolle Laufbereitschaft, hohe Leidenschaft, super Disziplin – Kompliment an meine Mannschaft", meinte der siegreiche Feldherr nach dem Spiel. "Der Druck war sehr groß, umso mehr freut der Sieg. Diese 90 Minuten geben auch mir Kraft für die kommenden Aufgaben."
Kapitän Schwab: "Wissen, dass noch nicht alles gut ist"
"Es ist so, dass der Druck sehr groß war auf den SK Rapid, die Mannschaft, den Trainer. Mit der Art und Weise des Auftritts und der Leistung haben wir natürlich eine Riesenfreude", sagte ein wesentlich gelöster wirkender Canadi. "Man hat gesehen, was die Mannschaft fähig ist zu leisten."
"Es ist einmal der erste Sieg im Frühjahr. Wir wissen, dass nach dem Spiel nicht alles gut ist, aber die Leistung war im Frühjahr sicher die beste", resümierte Rapid-Kapitän Schwab. "Wir haben uns nach vorne einfach viel mehr zugetraut, jeder wollte den Ball haben. Wir haben wirklich Fußball gespielt und uns nicht nur die Bälle am Kopf geschossen."
"Wir müssen jetzt in Ried nachlegen. Auch wenn es blöd klingt, es ist ein Schlüsselspiel für uns. Wir können uns von unten absetzen, das ist ganz wichtig", gab der wie ein echter Führungsspieler auftretender Mittelfeldmotor als Devise aus. "Jetzt müssen wir uns noch mehr Selbstvertrauen holen, und dann werden wir im Cup angreifen."
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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus St. Pölten