05.04.2024 08:21 Uhr

Für Ilzer zählt im Cup nur der Titel

Sturms Jubel vor den mitgereisten Fans
Sturms Jubel vor den mitgereisten Fans

Sturm Graz hat allen Widrigkeiten getrotzt. Der erneute Finaleinzug im ÖFB-Cup könnte dem ersten Salzburg-Jäger auch im Meisterrennen noch einmal Hoffnung geben. Bei aller Freude über die geglückte Revanche für den vier Tage zuvor verlorenen Ligaschlager: Christian Ilzer sieht sein Team nach dem 4:3-Prestigesieg am Donnerstag beim Serienmeister in Salzburg noch nicht am Ziel. "In diesem Bewerb zählt nur der Titel, und den haben wir noch nicht", betonte der Sturm-Trainer.

Im Endspiel am 1. Mai in Klagenfurt wartet erneut Rapid. Im Vorjahr hatte sich Sturm in einem Showdown vor 30.000 Zuschauern an gleicher Stelle mit 2:0 durchgesetzt. "Es war ein großartiges Fußballfest. So ein Spiel hat es in Österreich viele, viele Jahre nicht gegeben", erinnerte Ilzer. Seit dem Triumph im Cupfinale hat sein Team keines der drei Duelle mit Rapid gewonnen. "Da ist noch ein großer Schritt zu gehen", sagte Ilzer über eine mögliche Titelverteidigung. "Wir müssen uns freuen, aber das große Ziel ist noch nicht erreicht."

Die Stimmung im Auswärtssektor und im Kabinengang in Wals-Siezenheim ließen Gegenteiliges vermuten. Der Erfolg war Balsam auf die Seele, nachdem man den Ligaschlager am Sonntag mit 0:1 und dabei auch die Schlüsselkräfte Jon Gorenc Stankovic und Dimitri Lavalee nach einer Rudelbildung im Finish mit Sperren verloren hatte. "Meine Mannschaft hat eine fantastische Antwort gegeben", meinte Ilzer, der aber weniger von "Genugtuung" denn von einer "Riesenfreude" sprechen wollte.

Mit Emotionen umgehen

Die Vorfälle samt verhängten Sanktionen haben Spuren hinterlassen. "Es war für uns ganz wichtig, dass wir diese Emotionen richtig kanalisieren und uns auf Fußball konzentrieren", erklärte Ilzer. "Wenn du überspannt bist, ist deine Wahrnehmung eingeschränkt. Mental war das eine Topleistung."

Seine Spieler bestätigten die Einschätzung. "Ich war heiß, aber das mussten wir ausblenden", sagte Torschütze David Schnegg. Dass ausgerechnet der statt Gorenc Stankovic und Lavalee eingesprungene Niklas Geyrhofer den vierten Sturm-Treffer besorgte, bezeichnete Ilzer als "schöne Geschichte. Er hat auch neben seinem Tor ein richtig gutes Spiel gemacht."

Seit dem Red-Bull-Einstieg in Salzburg 2005 hat Sturm vier von sechs Cup-Duellen mit dem Branchenprimus für sich entschieden. Im Vorjahr setzte man sich im Viertelfinale ebenfalls auswärts im Elferschießen durch. "Ich denke schon, dass wir uns zu einem sehr erstzunehmenden Gegner für Salzburg entwickelt haben", meinte Ilzer.

Ausgeglichene Bilanz gegen Salzburg

In dieser Saison ist die Pflichtspiel-Bilanz mit zwei Remis (2:2 und 1:1) sowie je einem Sieg in den direkten Duellen ausgeglichen. Ilzer hielt das 4:3 im Cup vielleicht sogar für das klarste Spiel. "Wir haben bewiesen, dass wir Salzburg richtig fordern können." Das lässt Sturm auch im Meisterrennen wieder hoffen. Fünf Punkte liegen die Steirer acht Runden vor Schluss hinter dem Tabellenführer. "Ich bin überzeugt, Salzburg weiß mit dieser Niederlage umzugehen", sagte Ilzer. "Sie sind in Österreich das Maß aller Dinge, aber wir geben das nicht auf."

Salzburg-Trainer Gerhard Struber sprach von einem "sehr schmerzhaften Abend". Der Traum vom zehnten Double der Klubgeschichte ist ausgeträumt, der Meistertitel nun fast Pflicht. "Das ist für uns alle gemeinsam ein lehrreiches Spiel gewesen", meinte Struber. "Wir waren in gewissen Momenten nicht Herr der Lage." Man müsse auch darüber reden, wie leicht man sich nach der frühen Führung durch Oumar Solet das Momentum habe aus der Hand nehmen lassen.

Einige Probleme bezeichnete Struber als hausgemacht. "Wir haben im Spielverlauf ein Stück weit die Basics verloren, die uns immer auszeichnen. Es ist wichtig, einfach zu bleiben. Wir waren teilweise zu kompliziert im Umschaltverhalten." Dazu verlor man im Finish auch noch Mittelfeldmann Maurits Kjaergaard mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel. Über deren Grad sollte eine MR-Untersuchung am Freitag Aufschluss geben.

Schlager: "Sturm war einfach besser"

"Die Dinge sind nicht gut für uns gelaufen, wir waren aber auch nicht gut genug. Sturm war einfach besser", resümierte ÖFB-Nationaltorhüter Alexander Schlager, der bei einem Gegentor danebengegriffen hatte und wohl auch zwei weitere hätte verhindern können. "Es war kein optimaler Tag für mich. Aber jetzt heißt es Köpfe hoch und in der Liga performen." Struber verteidigte seinen Goalie: "Wir wissen, wie wertvoll er für uns ist."

Die Salzburger kassierten erstmals seit Mai 2009 - bei einem bedeutungslosen 1:4 in der letzten Ligarunde gegen Altach, als der Meistertitel bereits feststand - in einem Heimspiel im nationalen Geschäft vier Treffer. "Vier Gegentore dürfen wir nicht bekommen. Die Defensive war bisher immer stabil", ärgerte sich ÖFB-Verteidiger Flavius Daniliuc. Nun müsse man den Meistertitel nach Salzburg holen. "Wir haben Ansprüche, die wir haben und auch erfüllen müssen."

Auch Struber blickte bereits nach vorne: "Es wird am Ende jetzt ein Ritt mit den vielen Spielen." Am Sonntag (17.00 Uhr/live Sky) wartet das Liga-Heimspiel gegen eine wiedererstarkte Rapid. Nicht zuletzt dafür schonte Struber im Cup in den ersten 55 Minuten seinen Stürmerstar. "Wir wissen, dass Fernando für uns ganz, ganz wichtig ist. Er wird auch in den nächsten Spielen enorm wichtig für uns sein." Man sei mit der Entscheidung auch der eigenen "Sorgfaltspflicht" nachgekommen.

Es mündete dennoch im Cup-Aus. "Es ist schmerzhaft für alle Beteiligten, aber wir werden das abhaken", versicherte Struber. Man habe den Titel im Auge gehabt. "Jetzt heißt es rein in die Meisterschaft mit der richtigen Haltung, mit der richtigen Einstellung, und auch taktisch die Dinge wieder so zu machen, wie sie uns auszeichnen. Dann werden wir in der Meisterschaft so weiterfahren, wie wir das in den letzten Wochen gemacht haben." In dieser hatte es zuletzt fünf Siege am Stück gegeben.

apa

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