23.01.2025 14:58 Uhr

Schriebl springt gerne ins kalte Wasser

Schriebl kann den Start seines ersten Lehrganges kaum erwarten
Schriebl kann den Start seines ersten Lehrganges kaum erwarten

Vom Trainer des FC Bergheim zum Teamchef des Frauen-Nationalteams: Alexander Schriebl hat dieser Tage einen großen Karriereschritt hingelegt. "Am Beckenrand alleine lernt man Schwimmen nicht, ich springe gerne ins kalte Wasser", betonte der 46-Jährige am Donnerstag bei seiner Präsentation in Wien. Der Salzburger unterzeichnete einen bis Ende 2026 gültigen Vertrag, der sich bei einer Qualifikation für die WM 2027 in Brasilien um zwei Jahre verlängert.

Sollte der erstmalige Sprung zu einer Frauen-Weltmeisterschaft nicht gelingen, bedeutet das aber nicht fix das Ende von Schriebls Amtszeit. "Wenn wir uns nicht qualifizieren und die Entwicklung in die richtige Richtung geht, ist es auch denkbar, dass es gemeinsam weitergeht", sagte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel. Der Kontrakt von Vorgängerin Irene Fuhrmann, die einige Angebote vorliegen hat, wird mit Ende März beendet. Fast viereinhalb Jahre hatte sie die ÖFB-Auswahl als erste Frau angeführt. Am 27. Dezember war das Ende ihrer Ära bekanntgeworden. Weniger als ein Monat später erfolgte die Nachbesetzung.

Schriebl wurde "überrascht"

"Es war schon eine Herausforderung, in kurzer Zeit die Weichen neu zu stellen", gab Schöttel Einblick. Nachgedacht habe man auch über Personen aus dem Ausland. "Es hat auch einige Bewerbungen gegeben, in den Endgesprächen waren aber nur Kandidaten aus Österreich. Man kann es auch als Signal an die österreichische Liga werten, dass hier spannende Trainer am Werk sind", erläuterte Schöttel. Mit Schriebl habe es auf allen Ebenen am besten gepasst. Dieser sei vom ersten Anruf Schöttels "überrascht" gewesen. "Ich war aber sofort Feuer und Flamme. Es ist der tollste Job im Frauenfußball in Österreich."

Laut Schöttel decke sich die Art und Weise seiner Spielphilosophie "sehr mit der Idee, die wir in den vergangenen Jahren beim ÖFB so eingeführt haben". Schriebl hat Bergheim im Herbst sensationell auf Platz fünf geführt, nur drei von 13 Spielen gingen verloren. Den im Frauenfußball "nicht typischen und alltäglichen Stil" wolle er auch im ÖFB-Team umsetzen. "Defensivarbeit ist die Basis für alles", betonte der Ex-Offensivspieler. Hohe Intensität, viel Laufarbeit, Aggressivität und Mut sind so Punkte, die ihm sehr wichtig erscheinen.

"Wir haben vor einem Jahr bei Bergheim noch Spiele ohne nachzudenken 0:5 verloren, dann ist es gelungen, sie eng zu gestalten und heuer haben wir Richtung Offensive auch Akzente setzen können. Was bei Bergheim gelungen ist, wird auch beim Nationalteam machbar sein", blickte Schriebl optimistisch nach vorne. Zumal er da rund um Kapitänin Sarah Puntigam die besten Spielerinnen des Landes zur Verfügung hat.

Telefonate mit Spielerinnen schon erfolgt

Erste Gespräche mit Spielerinnen wurden bereits geführt. "Jedes Gespräch war schön, jede ist Feuer und Flamme. Die Telefonate haben mir sehr viel Energie gegeben", berichtete Schriebl. Viel Zeit bleibt nicht bis zum ersten Pflichtspiel. Am 21. Februar wartet in Ried Schottland zum Auftakt der Nations League. Die Einberufung des Kaders wird mit Spannung erwartet. "Wir waren vor zwei Jahren bei der U19-EM, letztes Jahr bei der U20-WM. Ich gehe davon aus, dass richtig gute Spielerinnen nachkommen. Alex hat mir auch vermittelt, dass er die eine oder andere sieht, die bisher ein bisschen unter dem Radar war", sagte Schöttel. Schriebl selbst betonte, dass für alle Akteurinnen "die Türe offen" sei, unabhängig vom Alter. Sechs Kader-Spielerinnen sind 30 Jahre oder älter.

Schriebl hat das ÖFB-Team nach eigenen Angaben auch in der Vergangenheit verfolgt. "Ich weiß schon sehr viel." Auch über frühere Erfolge wie das EM-Halbfinale 2017 oder das EM-Viertelfinale 2022. "Die Spielerinnen haben sich das erarbeitet, dass es Erwartungen gibt. Es muss auch in Zukunft unser Anspruch sein, dass wir die Qualifikationen so spielen, dass wir bei den Großereignissen dabei sind", verlautete Schriebl.

Kein Kontakt mit Fuhrmann

Bei der EM 2025 ist das nach dem Out im Play-off gegen Polen nicht der Fall. Die Aufarbeitung dieser Enttäuschung ist eine der ersten Aufgaben Schriebls. "Die Erkenntnisse müssen die Spielerinnen selber ziehen. Wenn man das gut aufarbeitet, kann man auch Kraft für die Zukunft daraus ziehen", war sich der Ex-Männer-Trainer des SV Horn sicher. Den Kontakt mit Fuhrmann wird er vorerst nicht suchen. "Ich möchte unbefangen in das Projekt gehen."

Als erstes Ziel nannte er das "Zusammenwachsen" als Team. Gegen Schottland werde man schon viele Elemente sehen, die ihm wichtig erscheinen. "Es ist klar, dass alles Zeit brauchen wird, ich bin aber unglaublich guter Dinge." Vier Tage nach Schottland wartet mit Deutschland in Nürnberg gleich ein großes Kaliber. Auch gegen die Niederlande gilt es in der NL zu bestehen.

Hausaufgaben gilt es aber auch für den ÖFB abseits des Sportlichen zu lösen. Zusätzliche Nachwuchs-Nationalteams oder mehr Hauptberufliche im A-Team-Betreuerstab hatte etwa Fuhrmann gefordert. "Wir sind in Gesprächen, um Dinge zu optimieren", sagte Schöttel. Jeglicher Erfolg würde gewisse Sachen erleichtern. "Wenn die Mannschaft attraktiv und gut spielt, dann sind die Spielerinnen die besten Botschafterinnen, um den Frauenfußball wieder voranzubringen", meinte Schöttel.

apa

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