Italien » Serie A 2012/2013 » 26. Spieltag » Liveticker: Inter - AC Milan 1:1

Fazit:
Das sich der AC Mailand mit dem 1:1 letztendlich glücklich von Inter verabschieden kann, war nach dem Verlauf der ersten Hälfte kaum abzusehen. Die Rossoneri hatten die Partie komplett in der Hand, hätte viel mehr als nur ein Tor erzielen müssen. Im zweiten Durchgang stellte Inter mit viel Mut und kraftvollem Offensivfußball den Spielverlauf auf den Kopf und schaffte seinerseits den Ausgleich. Und geht man nur nach der zweiten Hälfte, hätte auch Inter den Sieg letztlich verdient. So aber trennen sich beide Mannschaften unentschieden und gefährden beiderseits die Aussicht auf eine Teilnahme in der Champions League in der nächsten Saison. Traurigster Akteur dürfte heute Abend Mario Balotelli sein, der auch sein viertes Derby della Madonnina nicht gewinnen konnte, obwohl er alle Karten in seiner Hand hielt.

Inter ist weiterhin bemüht, das Derby für sich zu entscheiden, scheitert aber an kompakten Rossoneri.

Da zeigt sich echte Erfahrung: Cassano schindet, ohne augenscheinlich berührt zu werden, einen Freistoß 28 Meter zentral vor dem Strafraum.

Gelbe Karte für Cristian Zapata (AC Milan)
Stattdessen kann sich Krkić erstmal behandeln lassen, nachdem er von Zapata umgeschranzt wurde.

Boateng erhält nochmal einen Eckball. Inter kann zunächst vor den Strafraum klären, wo sich jedoch El Shaarawy den hohen Ball mit der Brust zurechtlegt und per Seitfallzieher draufhält. Zum Leidwesen der Fans wird der spektakuläre Versuch aber geblockt.

Beide Mannschaften spielen auf Sieg, der AC Milan hat allerdings noch bis zu drei Trümpfe im Ärmel. Die dürften nicht allzu lang auf sich warten lassen, denn die Rossoneri wirken etwas ratlos gegen die aufbrausende Internazionale.

Andrea Stramaccioni wittert seine Chance und bringt einen aus der Bundesliga bekanntes Gesicht auf den Rasen. Zdravko Kuzmanović soll jetzt für noch mehr Offensivdrang sorgen.

...und hat gleich wieder alle Hände voll zu tun: Boateng findet seinen Weg über den rechten Flügel bis zur Grundlinie und spielt blind in den Rückraum. Den halbhohen Ball nimmt Nocerino volley, verfehlt das Tor haarscharf.

Auch die nächste Szene gehört dem Stürmer: Nach einem Pass vom rechten Flügel vor das Tor krachen Balotelli und Handanovič zusammen, des einen Fuß mit des anderen Kopf. Während der Keeper sich unter Schmerzen im Strafraum windet, spaziert Balotelli seelenruhig aus dem Strafraum.

Das Spiel läuft jetzt zugunsten Inters, die wie ausgewechselt wirken. Die Rossoneri zeigen sich etwas geschockt über die plötzlichen Wutausbrüche des Lokalrivalen.

Man mag von dem deutschtümlichen Sicherheitsstandards und Diskussionen um Pyrotechnik halten was man will. In San Siro ist bisweilen kaum noch die eigene Hand vor Augen zu sehen, so viel Nebelwerk hat man auf den Tribünen abgebrannt.

Der anschließende Freistoß landet in der Mauer. Aber ein zweiter Angriff wird ebenfalls unsanft gebremst und so erhält Cambiasso die Chance auf Wiedergutmachung von der linken Strafraumseite...

Schon beginnen Montolivo und Muntari das Mittelfeld über Verlagerung und kluges Kurzpassspiel Stück für Stück in Inters Hälfte zu verlegen.

Balotelli entscheidet sich für einen Gewaltschuss auf das offene Torwarteck, halbhoch an der Mauer vorbei. Leichtes Spiel für Handanovič, der den Ball lang kommen sehen kann.

Guarín macht es seinen Kollegen vor und dribbelt sich an Muntari vorbei und an der Grundlinie entlang in den Strafraum. Bei der scharfen Umkurvung des Ghanaers entwischt Guarín der Ball jedoch in das Toraus, auch weil er offenbar leicht von Muntari gehalten wurde. Da hätte man auch auf Freistoß oder sogar Strafstoß entscheiden können.

Freistoß für den AC aus 21 Metern linksversetzt vor dem Strafraum. Balotelli tritt an, nachdem Boateng von den Beinen geholt wurde...

Inter gelingt es kaum sich aus den Fängen der Rossoneri zu befreien. Wieder läuft ein Angriff auf das Tor von Handanovič, diesmal spielt Nocerino einen langen Ball in den Strafraum, wo Muntari sein Glück vergeblich mit einem Kopfball sucht. Da hätte man mehr draus machen können.

Glanztat von Handanovič. Bei einem Eckball setzt sich Balotelli in der Luft durch und köpft mittig auf den Kasten. Der Keeper reißt blitzartig die Hand nach oben und verhindert so ein drohendes Debakel.

Der AC hat seinen Lokalrivalen jetzt mehr oder weniger eingeschnürt. Das Spiel hat sich langsam überwiegend auf die Hälfte von Inter verlagert. Das Tor tat da wohl sein übriges.

Beide Seiten nähern sich über Torschüsse an. Auf der einen verpasst Balotelli mit seiner ersten großen Gelegenheit nur knapp vier Meter vor dem Tor den Ball. Auf der anderen hämmert Palacio nach einem weiten Pass das Leder quer am Kasten vorbei.

Erster Geniestreich von Cassano. Der Spielmacher bekommt einen Pass von der rechten Seite und lupft direkt weiter in den Strafraum von Abbiati, wo Palacio im letzten Moment von Mexès geblockt werden kann.

Inter versucht sich nicht durch die aufgerückten Rossoneri einspannen zu lassen. Das Mittelfeld arbeitet im kollektiven Teampressing gegen die Kombinationsbemühungen des AC.

Derweil deutet sich bereits ein hitziges und hart geführtes Derby an. Nach vier Minuten haben wir schon drei Foulspiele gesehen. Beide Mannschaften steuern der feurigen Atmosphäre bei, über dem Rasen liegt bereits ein Nebeldunst vom Tribünenfeuerwerk. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte ich gerade ein Kriegsgebiet aus einem 80er B-Movie beschreiben.

Internazionale wurde dagegen erst letztes Wochenende mit einem 1:4 durch die Fiorentina demontiert. Dem unerfahrenen Coach Andrea Stramaccioni scheint es bislang sichtlich schwer, seiner Mannschaft Ordnung und Stabilität zu verleihen. Auch weil einige Schlüsselspieler wie Walter Samuel und Diego Milito bislang ausfallen.

Die Ausgangssituation spricht in allen Sprachen für den AC Mailand: Die letzten sieben Spiele ist die Mannschaft von Massimiliano Allegri jetzt ungeschlagen. In der Woche wies man sogar den großen FC Barcelona im Champions League Achtelfinale mit einem überraschenden 2:0 in die Schranken.

Heute Abend treffen mit den Lokalrivalen zwei altehrwürdige Giganten auf dem Rasen des Giuseppe Meazza Stadions zusammen, die in der italienischen Eliteliga in den letzten Jahren mehr und mehr Konkurrenz durch junge, aufstrebende Projekte unter anderem aus Rom und Neapel erfahren mussten.