03.07.2017 07:05 Uhr

Was ein Rapid-Kapitän nicht macht

Ein Rapid-Kapitän zur Austria? Das wird's bei mir nicht spielen!
Ein Rapid-Kapitän zur Austria? Das wird's bei mir nicht spielen!

"Das wird's nicht spielen!" Diese Worte aus dem Mund von Steffen Hofmann sind an Klarheit nicht zu überbieten. Der stets zurückhaltende Rapid-Kapitän ist nicht nur Meister der Untertreibung, sondern längst eine Kultfigur in Wien-Hütteldorf. Es gab in der Vergangenheit immer wieder Angebote von RB Salzburg und der Wiener Austria. Die Antwort vom "grün-weißen" Fußballgott: "Das wird's nicht spielen!"

Es ist längst die Devise in der Fanszene des Rekordmeisters für die Saison 2017/18: Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Rapid nicht! Ausverkauftes Haus bei einem Freundschaftsspiel in der Provinz gegen Celtic, Abo-Ansturm trotz einer Katastrophensaison: Man unterstützt die Lieblinge auch in schlechten Zeiten. Der größte Publikumsliebling aber wird in etwas mehr als zwei Monaten 37 Jahre alt.

Der gebürtige Würzburger ist nicht nur als Rapid-Spielführer, sondern auch privat durch seine Heirat und die Rolle als Familienvater längst fixer Bestandteil der österreichischen Bundeshauptstadt. Unverwüstlich absolviert er mit dem Rekordmeister beim Trainingscamp in Windischgarsten aktuell die Vorbereitung: Frei nach der legendären TV-Serie "Ein echter Wiener geht nicht unter".

Vor dem Teambuilding beim Rafting sprach der von den Fans als "Fußballgott" verehrte Rekord-Rapidler (bei seinem nächsten Pflichtspiel-Einsatz ist er die alleinige Nummer eins) mit  weltfussball über....

die Änderungen in der Rapid-Vorbereitung:

Mit Toni Beretzki ist es jetzt natürlich anders. Das soll aber nicht heißen, dass bei Alex Steinbichler schlecht gearbeitet worden ist. Im Gegenteil: Er hat einen Super-Job gemacht. Jeder Neue bringt seine Inputs. Das gilt auch im Bereich des Athletik-Trainings. Toni hat sehr viel Erfahrung und hat auch lange mit Einzelsportlern gearbeitet. Die Tendenz geht ohnehin dahin, dass im Fußball sehr individuell trainiert wird. Jeder braucht eben andere Dinge. 

seine neue Rolle als spielender Talente-Manager:

Für mich ist es jetzt nicht leichter als vor einem Jahr, aber leichter als vor sieben oder acht Jahren. Ich weiß jetzt, wie meine Zukunft aussieht. Meine Erfahrung hilft mir inzwischen manche Sachen anders zu sehen. Aber es gibt keine One-Man-Show des Steffen Hofmann bei Rapid. Zum Glück hatte ich immer gute Jungs an meiner Seite. Ich brauche beispielsweise einen Stefan Schwab nicht das Leben erklären. Das wird der neue Rapid-Kapitän werden, weil er eine tolle Entwicklung gemacht hat und im letzten Jahr auch persönlich als Mensch enorm gereift ist.

die Vorbild-Funktion für ÖFB-Teamspieler Louis Schaub:

Louis ist damals schon als 17-Jähriger zu uns gekommen. Er war der erste wirklich ganz Junge bei uns. Inzwischen hat er sein Potential schon oft genug bewiesen. Menschlich haben wir uns immer gut verstanden. Es gibt eben Spieler, die kommen immer wieder zu mir und fragen mich nach Rat. Es ist ihnen dann wichtig, wie ich die Dinge sehe. Ich bin früher auch zu einem Andi Herzog gegangen und habe bei ihm nachgefragt. Man darf sich nie dafür zu stolz sein. Aber es ist jetzt nicht so, dass alle Spieler bei mir vor der Tür stehen. Manche haben mit Christopher Dibon oder Mario Sonnleitner auch andere Ansprechpartner.

ein mögliches Rapid-Comeback von Erwin "Jimmy" Hoffer:

Ich sehe Jimmy ab und zu. Durch die wohnungsbedingte Nähe von Schwiegereltern und Familie unsererseits laufen wir uns im Sommer im Urlaub ab und zu über den Weg. Seine Leistungen zuletzt in Karlsruhe kann ich nicht beurteilen, weil ich dass zu wenig verfolgt habe. Ich kann aber sagen, dass er damals mit seiner Art überragend zu Rapid gepasst hat. Er hat etwas mitgebracht, was uns auch jetzt gut tun würde.

die gescheiterte Integration von Millionen-Flop Arnór Ingvi Traustason:

Arnór ist ein sehr ruhiger Typ. Der sitzt beim Aufwärmen auch schon mal gerne außerhalb vom Mannschaftskreis oder sieht sich Dinge in Ruhe von außen an. Ich habe viel mit ihm gesprochen und bin oft stundenlang mit ihm auf einen Kaffee gegangen. Jeder Mensch ist eben so, wie er ist. Die Mannschaft hat das so akzeptiert, aber man weiß bei ihm nur schwer, wie wohl er sich fühlt. Es war ein schwerer "Rucksack" den er hatte. Er ist nach der EM ohne großer Pause zu uns gekommen und war natürlich sehr müde. Der Anfang war nicht einfach, aber dann macht er gegen die Austria im Derby ein Superspiel und ein herrliches Tor. Dann gibt es Verletzungsprobleme, Trainerwechsel und die Erwartungen können nicht erfüllt werden. Er hat mir oft gesagt, dass er es selbst nicht versteht, warum Rapid zwei Millionen Euro für ihn bezahlt hat. Weil er nicht so viel Geld wert ist und er ein Mensch ist, der viel Wert auf Bescheidenheit legt.

das Ende der großen Kampfansagen bei Rapid:

Es macht vieles leichter, wenn man sich nicht vor der Saison groß hinstellt und sagt: Wir wollen unbedingt Meister werden. Das muss in Österreich nur eine Mannschaft, die mit Abstand das meiste Geld hat und auch dieses Mal wieder der große Favorit sein wird. Bei uns haben sich manche Leute und darunter auch ich vor einem Jahr verleiten lassen. Wir waren unter "Zoki" dreimal in Folge Zweiter. Dann kommt das neue Stadion, der Hype nach dem Sieg gegen Chelsea und der Superstart. Es ist schön, dass man Ziele hat. Aber man darf dabei nicht vergessen, welche Voraussetzungen Salzburg hat und welche wir haben.

die Angebote von RB Salzburg und der Wiener Austria:

Es war so, dass mich die Austria damals noch unter Toni Polster als General Manager unbedingt haben wollte. Unter Magna in den Zeiten von Frank Stronach war das finanziell ein wirklich gutes Angebot. Aber das stand für mich nie zur Debatte. Ich habe meinem Berater nur gesagt: Das wird's ned spielen! Ähnlich war es dann später nach dem Einstieg von Red Bull in Salzburg. Das Interesse von Salzburg war da, aber ich habe sofort beim ersten Anruf abgesagt.

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Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Windischgarsten

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