08.10.2017 15:40 Uhr

Island fast am Ziel - Italien weit weg

Ari Skúlason weiß beim Schlusspfiff in der Türkei, was es geschlagen hat
Ari Skúlason weiß beim Schlusspfiff in der Türkei, was es geschlagen hat

Islands Fußball-Märchen steht vor der Vollendung eines weiteren großen Kapitels. Nur noch ein Heimsieg am Montagabend gegen Tabellenschlusslicht Kosovo trennt die Isländer von ihrer ersten WM-Teilnahme. Schon bei ihrer EM-Premiere im Vorjahr in Frankreich hatten die Kicker aus dem 340.000-Einwohner-Land für Schlagzeilen - und ihre Fans für Gänsehautmomente - gesorgt.

Die mit dem sensationellen 3:0-Sieg am Freitag in der Türkei erspielte Großchance auf die WM in Russland lässt auch den Bruder von Österreichs Handball-Teamchef Patrekur Johannesson träumen. "Noch ist nichts entschieden, aber wir haben unser Schicksal in den eigenen Händen", schrieb Guðni Jóhannesson am Wochenende auf Facebook. Und der ist in Island immerhin Staatspräsident.

In Frankreich hatten die Isländer nach Siegen gegen Österreich und England (jeweils 2:1) das EM-Viertelfinale erreicht. Nun wollen sie auf die Weltbühne. Teamchef Heimir Hallgrimsson warnte aber vor den Kosovaren, obwohl diese in Gruppe I erst einen Punkt geholt und zuletzt acht Partien in Folge verloren haben. "Das ist ein Team, das wir nicht unterschätzen werden", betonte der 50-Jährige.

"Bin eigentlich unnötig hier"

Hallgrímsson gilt als Schlüsselfigur des isländischen Fußball-Wunders. Der Zahnarzt von der Inselgruppe Vestmannaeyjar ist seit 2011 beim Team - erst als Assistent von Lars Lagerbäck, dann bis zur EM 2016 als mit dem Schweden gleichberechtigter Trainer und seither alleinverantwortlich. Mit welcher Elf er ins Entscheidungsspiel geht, ließ er offen. "Jeder wird seine Sache gut machen", sagte Hallgrímsson lächelnd. "Ich bin eigentlich unnötig hier."

Groß ist der Glaube der Isländer an sich selbst, groß auch der Rückhalt der Fans, die bei der EM nicht nur mit ihrem "Huh"-Schlachtruf viele Sympathien gewonnen haben. Im 15.000 Zuschauer fassenden Laugardsvöllur-Stadion von Reykjavik wird man sich auf eine besondere Atmosphäre einstellen müssen. Geleitet wird die Partie vom österreichischen Referee Harald Lechner.

Dalić für Čačić

Auf einen Ausrutscher der Isländer hoffen die Ukraine und Kroatien, die jeweils zwei Punkte zurückliegen und im direkten Duell in Kiev aufeinandertreffen. Das 1:1 am Freitag gegen Finnland hat Kroatiens Teamchef Ante Čačić den Kopf gekostet, sein Nachfolger Zdravko Dalić soll das derzeit zweitplatzierte Team, dem auch Salzburg-Verteidiger Duje Caleta-Car angehört, zumindest ins Playoff führen.
>> Ergebnisse und Tabelle Island-Gruppe
>> "Huh" - nicht mehr weit bis Russland

Spanien ohne Piqué

In Gruppe I sind die Positionen bereits bezogen. Spanien fährt als Gruppensieger zur WM, Italien muss als Zweiter in die Barrage. Zum Abschluss ihrer bisher ungeschlagenen Kampagne gastieren die Spanier am Montag in Israel - ohne Gerard Piqué. Der ob seiner offenen Unterstützung für die katalanische Unabhängigkeitsbewegung in den Mittelpunkt gerückte Innenverteidiger des FC Barcelona fehlt in Jerusalem gesperrt.

Piqué will trotz der Diskussionen um seine Person weiter für Spanien spielen - auch auf Wunsch von Teamchef Julen Lopetegui, der nach öffentlichen Anfeindungen des Verteidigers von einer "schwierigen Woche" sprach. "Wir sollten den Fokus wieder auf die positiven Dinge richten - im Fußball wie in unserem Land", meinte Lopetegui. Bei der WM soll Piqué dann wieder mit Real Madrids Sergio Ramos für Sicherheit in der Abwehr sorgen.
>> "Furia Roja" soll Spanien einen

Chiellini fordert Persönlichkeit

Um in Russland überhaupt dabei zu sein, muss Italien Mitte November noch zwei Playoff-Spiele (Auslosung am 17. Oktober) überstehen. Das abschließende Gruppenspiel in Albanien dient auch der Selbstfindung. "Die Niederlage in Spanien hat uns den Enthusiasmus genommen", erinnerte Abwehrstar Giorgio Chiellini, zuletzt Torschütze beim mageren 1:1-Unentschieden gegen Mazedonien, an die entscheidende 0:3-Niederlage Anfang September in Madrid. "Aber wir müssen wieder loslegen, mit Arbeit, Selbstvertrauen und ein bisschen Persönlichkeit."
>> Ergebnisse und Tabelle der Gruppe mit Spanien und Italien

Mehr dazu:
>> Übersicht WM-Qualifikation Europa, alle Teams 

apa/red

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