09.10.2017 07:50 Uhr

Trotz sportlicher Misere - ÖFB hat Kohle

Sponsoren kann es nie genug geben
Sponsoren kann es nie genug geben

Während bei der sportlichen Führung des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) kein Stein auf dem anderen bleibt, ist zumindest das wirtschaftliche Fundament des Verbandes gesichert. Man verfügt über ein positives Eigenkapital im Millionenbereich, das vor allem zur Vorsorge für künftige Projekte dient, wie Bernhard Neuhold, Geschäftsführer der ÖFB Wirtschaftsbetriebe GmbH.

Der Budgetrahmen für 2017 beträgt rund 40 Millionen Euro und dürfte eingehalten werden. "Wir erwarten, dass wir mit einer schwarzen Null bilanzieren", erklärte Neuhold. Endgültige Klarheit wird es wohl nach dem letzten Länderspiel des Jahres am 14. November im Wiener Happel-Stadion voraussichtlich gegen Uruguay geben.

Am 40-Millionen-Euro-Budget wird sich ziemlich sicher auch 2018 nicht viel ändern. 2015 betrug der Etat noch 27 Millionen Euro, 2016 sprang er wegen der EM-Teilnahme auf 35 Millionen. Die Steigerung ab 2017 liegt an einer neuen Berechnungsmethode. "Seit heuer ist der komplette Bereich der Bundessportförderung im Budget integriert, von dem ein maßgeblicher Teil an die Liga und die Landesverbände weitergeleitet wird", sagte Neuhold. Demnach gehen von den 15 Millionen an Bundessportförderung über zwölf Millionen an Liga und Länder.

Weitere Säulen der ÖFB-Einnahmen sind in dieser Reihenfolge Erlöse aus Sponsoren- und TV-Verträgen, Ticketverkäufen und Bandenwerbung. Im Bereich des Merchandising gab es laut Neuhold zuletzt Verbesserungen, wobei das Potenzial noch nicht ausgereizt sei. "Wir werden uns in diesem Themenfeld definitiv weiterentwickeln", versprach der Niederösterreicher und setzt dabei Hoffnungen in eine neue Partnerschaft mit einem Unternehmen, das ab 1. Jänner 2018 für den ÖFB tätig sein wird.

Keine großen Sprünge mehr

Schon jetzt gut aufgestellt sei man im Bereich des Sponsor-Pools, der bis Ende 2018 abgesichert ist. "Wir suchen zwar nicht händeringend nach neuen Sponsoren, aber führen ständig Gespräche mit potenziellen Partnern. Es gibt immer Möglichkeiten, mit dem ÖFB in eine Partnerschaft zu gehen", meinte Neuhold.

Zusätzliche Einnahmen könnten laut dem ÖFB-Manager durch maßgeschneiderte Sponsor-Pakete entstehen. "Wir wollen eine stärkere Segmentierung, etwa für den Bereich Nachwuchs, Frauen oder Breitenfußball."

Ein deutliches Umsatzplus würde es nur dann geben, wenn Werbelogos auf Nationalteam-Dressen erlaubt werden. "Das wäre für uns gleichbedeutend mit einem großen Hebel", sagte Neuhold. Allerdings stemmen sich vor allem die großen Nationalverbände gegen dieses Vorhaben. "Es gibt keine Tendenz, dass uns da eine Öffnung bevorsteht", erklärte der Niederösterreicher.

Dadurch wird der ÖFB in finanzieller Hinsicht in nächster Zeit keine großen Sprünge machen. "Der Markt in Österreich ist beschränkt. Bei den Sponsoren ist eine Weiterentwicklung möglich, aber ich glaube nicht, dass wir in diesem Bereich explodieren werden", vermutete Neuhold.

Kein Ancelotti, kein Mourinho

Das könnte vielleicht auch daran liegen, dass es mit der während der EM-2016-Qualifikation herrschenden Euphorie um David Alaba und Co. längst vorbei ist. Dennoch sei man für Geldgeber weiterhin interessant, beteuerte Neuhold. "Bei uns überwiegen die Chancen gegenüber den Risiken. Wir können nicht wie ein Club absteigen, alle zwei Jahre beginnt eine neue Qualifikation. Wir haben attraktive Produkte anzubieten, auch wenn es einmal sportlich nicht so gut läuft", meinte der Niederösterreicher.

Das Männer-A-Team spielt beim wirtschaftlichen Abschneiden des Verbandes noch immer die entscheidende Rolle, trotz der jüngsten Erfolge im Frauen- und Nachwuchs-Bereich. Da kommt dem ÖFB die jüngste sportliche Misere nicht wirklich gelegen - so konnten etwa die Besucherzahlen in Heimspielen 2017 nicht mit jenen von 2014 bis 2016 mithalten. "Bei den Ticketverkäufen haben wir nicht ganz das erreicht, was wir uns erhofft haben. Aber dank der Serbien-Partie (Anm.: 42.400 Zuschauer) sind wir noch gut durchgekommen", meinte Neuhold.

Marcel Koller jedoch verspielte aufgrund der Tiefschläge der vergangenen Monaten die Chance auf eine Vertragsverlängerung. Auch, aber nicht nur weil der letzte Kontrakt des Schweizer sehr gut dotiert war und mit Jahresende ausläuft, verfügt der ÖFB bei der Suche nach einem neuen Teamchef über einen gewissen Spielraum. "Wir haben unsere wirtschaftlichen Limits, einen Ancelotti oder Mourinho werden wir uns nicht leisten können. Aber wir können ein seriöses Umfeld und eine attraktive Mannschaft zur Verfügung stellen, mit der man erfolgreich sein kann", sagte Neuhold, der in der mit der Nationaltrainer-Suche beauftragten Task Force des Verbandes sitzt.

Man sei nicht gezwungen, die Teamchef-Frage mit einer Billiglösung zu beantworten. "Unsere budgetären Möglichkeiten lassen es sehr wohl zu, einen attraktiven Trainer unter Vertrag zu nehmen, obwohl nicht jeder leistbar sein kann und soll", meinte der ÖFB-Manager. Es müsse aber zunächst ein Gesamtbudget für den kompletten Betreuerstab des A-Teams definiert und dann auch eingehalten werden.

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apa/red

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