Rapid lässt wichtige Punkte liegen

Dem SK Rapid fehlt es derzeit an letzter Durchschlagskraft. "Wir haben in den letzten beiden Runden vier Punkte verschenkt. Die Mannschaft belohnt sich nicht für ihren hohen Aufwand und ihre guten Leistungen", lautete der Kommentar von Rapid-Trainer Zoran Barisic nach dem 1:1-Remis am Samstagabend im Heimspiel gegen Sturm Graz. Bereits in der Vorwoche hatte es "nur" ein 1:1 bei Admira Wacker gegeben.
Die Schlüsselszene im Ernst Happel-Stadion war die 75. Minute, als es beim Stand von 1:0 nach einem Foul von Rapid-Kapitän Steffen Hofmann an Marko Stanković auf dem Feld kurzzeitig rund ging. Der Gefoulte hatte schon im Fallen mit der Hand nachgeschlagen und setzte sich dann auch noch mit einem leichten Kopfstoß gegen Hofmann in Szene. Schiedsrichter Manuel Schüttengruber ließ diese grobe Unsportlichkeit ungeahndet.
Die Folge war ein Spielertumult, in dessen Zuge Rapid-Torschütze Robert Berič seinen ehemaligen Vereinskollegen Anel Hadžić vor den Augen von Schüttengruber einen leichten Schubser versetzte. Hadžić ging theatralisch zu Boden und der Referee belohnte dies mit Rot für Berič.
Torschütze Berič "entwertet" seinen ersten Treffer für Rapid
"Robert muss seine Gefühle besser kontrollieren", betonte Barisic, der gleichzeitig Hofmann zu dessen "Charakterstärke" gratulierte, weil dieser sich im Gegensatz zu Hadžić nicht in bester Schauspiel-Manier hatte fallen lassen. "Ich möchte mich bei der Mannschaft entschuldigen, das war eine Dummheit von mir", bereute Berič seine Tat nach dem Match, in dem er nicht nur wegen seines ersten Treffers für die Grün-Weißen bis zu seiner Tätlichkeit die bisher beste Leistung im Rapid-Dress abgeliefert hatte. Doch nur sechs Minuten nach seiner Rot-Aktion hieß es 1:1.
Der Ausschluss des 23-jährigen Slowenen sorgte selbst bei seinen früheren Weggefährten bei Sturm Graz für Verwunderung. "Das war heute sicherlich ein besonderes Spiel für ihn, aber so habe ich ihn noch nie gesehen", sagte etwa Sturm-Trainer Darko Milanič, der seinen Landsmann schon vor dem Wechsel nach Graz drei Jahre lang bei NK Maribor betreut hatte.
"Auf einmal ist Anel am Boden gelegen und wir haben alle gesagt: 'Robert, was ist los?' Das war eine dumme Aktion von ihm und Pech für Rapid, aber auch unser Glück", meinte Sturm-Torschütze Marco Djuricin, der jedoch genauso den "Blödsinn" seines Mitspielers Daniel Offenbacher ansprach. Der Mittelfeldabräumer war nach einer halben Stunde wegen wiederholten Foulspiels innerhalb von zwei Minuten mit Gelb-Rot vom Platz geflogen und hatte sein Team dadurch entscheidend geschwächt.
Starkes Finish rettet Sturm einen Punkt
"Es war von Beginn an schwer für uns. Nach dem Ausschluss wurde es schwerer, und nach dem 1:0 für Rapid noch schwerer. Bis zur Roten Karte von Berič hat Rapid das Spiel klar dominiert. Durch diesen Ausschluss hat uns Rapid wieder Energie gegeben, die wir zum Ausgleich genutzt haben. Ich bin zufrieden mit diesem Punkt", meinte Milanič, während sich Barisic über "definitiv zwei verlorene Punkte" ärgerte, wies doch der Matchreport für sein Team 23 Torschüsse und 65 Prozent Ballbesitz aus.
"Dabei kann ich der Mannschaft nichts vorwerfen, außer dass sie sich beim Gegentor nicht clever angestellt und um die Früchte ihrer Arbeit gebracht hat, weil sie beim Verwerten der Torchancen nicht kaltschnäuzig genug war. Dieses Remis fühlt sich deshalb an wie eine Niederlage", gab der Rapid-Coach nach dem 15. ungeschlagenen Liga-Heimspiel en suite zu Protokoll.
Auch wenn fünf Punkte aus vier Runden für den Rekordmeister zu wenig sind, ist Barisic überzeugt, dass sich das Blatt schon bald wenden wird: "Ich weiß, was diese Mannschaft leisten kann. Wir haben viele junge Spieler, die Vertrauen, Erfahrung und Wertschätzung brauchen - all das bekommen sie auch von mir. Es ist für mich deswegen nur eine Frage der Zeit, bis das Glück wieder auf unserer Seite ist." Vielleicht ja schon am kommenden Samstag im nächsten Heimspiel gegen Aufsteiger Altach.
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apa