07.11.2014 15:24 Uhr

Austria übt sich vor Derby in Zweckoptimismus

Alexander Gorgon wird im 311. Derby wohl beginnen. Bei seinem letzten Startelfeinsatz - ebenfalls gegen Rapid - erzielte er ein Tor.
Alexander Gorgon wird im 311. Derby wohl beginnen. Bei seinem letzten Startelfeinsatz - ebenfalls gegen Rapid - erzielte er ein Tor.

Als Tabellensiebter der Bundesliga geht die Austria mit einem angeknacksten Selbstbewusstsein in die 311. Auflage des Wiener Derbys gegen Rapid am Sonntag (ab 14:30 Uhr im weltfussball-Liveticker). Obwohl der jüngste Aufwärtstrend in einer Bruchlandung endete, herrscht bei Trainer Gerald Baumgartner eine kämpferische Vorfreude auf ein "rassiges Derby".

"Wir freuen uns aufs Derby", eröffnete der Austria-Coach die Pressekonferenz vor dem Kräftemessen mit dem Erzrivalen Rapid. Eine trotzige Kampfansage. Der Blick auf die Tabelle lässt keinen Zweifel daran, dass die Veilchen als Siebter gegen den Tabellendritten kaum die Favoritenrolle für sich beanspruchen dürfen. Die ist aber ohnehin nebensächlich, sofern den "Derbygesetzen" Glauben geschenkt werden darf.

Obendrein musste die Austria kurz vor dem Derby eine weitere personelle Schwächung verkraften. Mit Martin Harrer (Seitenbandeinriss) gesellte sich zu Markus Suttner (Muskelfaserriss) ein weiterer Langzeitverletzter. Daniel Royer suchte die Grippe heim. "Die volle Fitness bringt er wohl noch nicht. Vielleicht werden wir ihn durch Gorgon ersetzen, aber das überlegen wir uns noch", fasste Baumgartner mit Alexander Gorgon einen gerade erst wieder gesundeten Kicker für die Startelf ins Auge. Diesbezüglich ebenfalls ein Thema ist Nachwuchshoffnung Tarkan Serbest, der immerhin in der Vorwoche das Gefühl eines 3:1-Derbysiegs im Aufeinandertreffen der Amateurteams auskosten durfte.

"Es ist das Spiel der Spiele für beide Teams, eine Prestigeangelegenheit", betonte Austria-Sportvorstand Thomas Parits die große Bedeutung des Wiener Derbys. "Natürlich sind wir nicht zufrieden mit dem siebten Platz und nach 14 Spielen erst drei Siegen", gestand der 68-Jährige ein. Ein Ultimatum an den Trainer gebe es aber weiterhin nicht. Gerald Baumgartner muss also nicht fürchten, ausgerechnet vor seinem 50. Geburtstag den Platz auf der Austria-Bank räumen zu müssen.

Parits formulierte dafür seine Erwartungen in Richtung Mannschaft: "Konzentriert spielen über 90 Minuten und die wenigen Torchancen, die wir bekommen, nützen." Damit sprach der mit Saisonende aus dem Amt scheidende Vorstand (die Task-Force zur Nachfolgersuche tagte am Freitag erstmals, Anm.) gleich zwei violette Schwachpunkte an: Die teils unerklärlichen Einbrüche nach gut einer Stunde sowie der Versorgungsengpass für die Sturmspitze Omer Damari.

Austria vor späten Rapid-Toren gewarnt

Mit Rapid wartet am Sonntag ausgerechnet die nach dem Seitenwechsel effektivste Mannschaft. 16 der 22 Treffer wurden in der zweiten Halbzeit erzielt, diese 73 Prozent sind Liga-Bestwert. Ob das Baumgartner Kopfzerbrechen bereitet? "Von uns weiß jeder, dass das Spiel 90 Minuten dauert. Das ist eine Statistik von Rapid", wollte er derlei Zahlenspielerei keine zu große Bedeutung beimessen.

"Wir wissen über sie Bescheid und sprechen an, was bei ihnen in der Offensive speziell ist – aber auch ihre Schwächen", so Baumgartner. Auch das sehr späte Ausgleichstor zum 2:2 im letzten Derby sollte ohnehin noch im violetten Gedächtnis verankert sein.

"Für mich ist die Tagesverfassung ein großes Thema. Ich denke, wir werden ein rassiges Derby sehen. Beide Teams wollen das Spiel gewinnen", wagte Baumgartner eine Prognose. Damit es für die Austria nach sechs sieglosen Versuchen wieder zu einem Derbysieg reicht, braucht es Tore. Dazu müssen Chancen kreiert werden.. "Damari bekommt zu wenige Bälle vom zentralen Mittelfeld. Das ist ein zentrales Thema bei uns in der Videoanalyse", gestand der Austria-Coach ein. "Es wird aber nun auch in der Liga mehr Augenmerk auf ihn gelegt, weil man sieht wie gefährlich er ist."

Violette Fehlerbehebung

Schwere individuelle Schnitzer wie beim vorangegangen Derby oder zuletzt gegen Sturm darf sich die Austria jedenfalls nicht leisten. "Sie sind alle Menschen. Man kann nicht den Schalter auf On oder Off, auf gute Form oder gutes Selbstvertrauen stellen", erklärte Baumgartner. "Man muss die Fehler klar ansprechen, aber im nächsten Schritt muss man die Spieler wieder ins Boot nehmen und ihnen Selbstvertrauen geben." Thomas Salamon sei mit seinem Fehler, der den Treffer von Sturm zum 2:0 einleitete, "sehr professionell" umgegangen und wird daher eine neue Chance erhalten.

Neben drei Punkten gibt es für Baumgartner auch die Zielsetzung "zu null zu spielen". Er glaubt, dass das als nominelles Auswärtsteam einfacher ist: "Wir müssen nicht so offensiv agieren wie zu Hause." Auch für das wacklige Selbstbewusstsein seiner Mannschaft soll das Derby therapeutisch wirken. "Wir haben uns diese Suppe mit dem schwachen Saisonstart selbst eingebrockt, jetzt müssen wir sie auslöffeln. Wir müssen mit der Drucksituation umgehen und Vollgas geben. Das beste Mentaltraining ist das Spiel."

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Sebastian Kelterer

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