Rapid-Triumph im Derby gegen Austria
Rapid entscheidet am Sonntag das 313. Wiener Derby gegen die Austria verdientermaßen klar mit 4:1 für sich. Für die Grün-Weißen ist es der erste volle Erfolg in dieser Saison gegen den Erzrivalen und ein weiterer Schritt in Richtung Vizemeistertitel. Die Tore erzielten Philipp Schobesberger (45.), Steffen Hofmann (55./Elfmeter), Robert Berić (70.) und Mario Sonnleitner (89.). David De Paula sorgte zwischenzeitlich für den violetten Ausgleich (52.).
Ein Manuel Neuer fällt nicht vom Himmel. Das muss sich auch Austria-Tormann Talent Osman Hadžikić eingestehen. Denn so sehr sein Ausflug von der Intention an den Weltklasse-Keeper gemahnte, so sehr ließ die Ausführung zu wünschen übrig. Dass das Gros der 29.800 Zuschauer – der Austria-Gästesektor blieb wegen der Vorkommnisse beim Derby im November 2014 diesmal als Bundesliga-Sanktion gesperrt - nicht bereits in der 10. Minute in den Torjubel einstimmen konnten, lag allerdings an Robert Berić, der nach dem Hadžikić-Fehler das verwaiste Tor nicht treffen konnte.
Hadžikić hatte von Austria-Coach Andreas Ogris bei dessen Derby-Debüt auf der Betreuerbank den Vorzug vor der aus dem Amt scheidenden bisherigen Nummer eins Heinz Lindner bekommen. Für den 19-Jährigen war es der erste Auftritt im Wiener Prestigeduell. Wie es der Zufall so will, feierte auf der Gegenseite mit Marko Marić ebenfalls ein 19-jähriger Schlussmann seine Derby-Premiere.
Der Kroate sollte jedoch etwas weniger zu tun bekommen als der Austria-Tormann. Denn abgesehen von einem geschickt angeschnittenen Freistoß von Markus Suttner, den Marić mit einem guten Reflex abwehren konnte (20.) war es in Hälfte eins vornehmlich die Rapid-Mannschaft, die für mehr Offensivaktionen sorgte, wenngleich auch ohne den notwendigen Nachdruck.
Das sollte sich kurz vor der Pause ändern, als Rapid die Schlagzahl erhöhte. Berić spitzelte aus kurzer Distanz einen Abschlussversuch von Florian Kainz sowohl an Hadžikić als auch dem Tor vorbei (42.). Kurz darauf stellte sich Lukas Rotpuller ungeschickt im Zweikampf gegen Berić an, der Slowene wollte den Elfmeter für den Geschmack von Schiedsrichter Harald Lechner aber zu sehr. Die Pfeife blieb stumm.
Schobesberger egalisiert Krankl-Rekord
In der 45. Minute zappelte der Ball schließlich doch im Netz der Veilchen. Ein unnötiger Verlust im Spielaufbau leitete eine blitzschnelle Aktion der Grün-Weißen ein. Hofmann bediente Berić, der zur Mitte weiterleitete und Philipp Schobesberger – Rapid-Torschütze von Dienst – brauchte die Kugel nur noch über die Linie zu schieben.
Damit hat der Youngster nun in sieben Ligaspielen hintereinander für Rapid getroffen, das gelang sonst nur Vereinslegende Hans Krankl. Der Goleador teilte als Halbzeit-Experte von "Sky" Schobesberger nachdrücklich mit, dass er nun auch ein achtes Mal treffen muss.
Kurzes Aufbäumen
Nach Seitenwechsel war die Austria und allen voran Trainer Ogris, der James Holland für Raphael Holzhauser brachte, zum Handeln gezwungen und konnte durch De Paula tatsächlich rasch ausgleichen. Der Spanier, einer der wenigen violetten Lichtblicke in diesem Frühjahr, schloss nach Vorlage von Fabian Koch aus für Marić verdeckter Position präzise in die kurze Kreuzecke ab.
Die Freude über das 1:1 währte allerdings nur kurz. Hadžikić kam einen Hauch zu energisch gegen Berić aus seinem Tor und diesmal erhielt der Angreifer den Elfmeter. Rapid-Kapitän Steffen Hofmann schickte den Austria-Keeper in die falsche Ecke (55.) und erhöhte seine persönliche Derbybilanz auf zehn Treffer.
Rapid gibt Austria den Rest
Rapid blieb weiter am Drücker und spitzte auf das 3:1, das schließlich in der 70. Minute fiel. Schobesberger bewies sich diesmal als Vorlagengeber, und Berić war aus kurzer Distanz zur Stelle.
Andreas Ogris hatte mit Marko Kvasina eine weitere Offensivkraft gebracht, doch war es der Sechser James Holland, der danach dem Austria-Anschlusstreffer am nächsten kam. Sein wuchtiger Kopfball ging knapp über das Tor.
Weitgehend ungefährdet steuerte Rapid in der Schlussphase dem ersten vollen Saisonerfolg über den Erzrivalen Austria entgegen. Der aufgerückte Mario Sonnleitner konnte den Grün-Weißen diesen Sieg noch versüßen und erhöhte kurz vor Abpfiff noch auf 4:1. Für die Hütteldorfer war es gleichsam der erste Derby-Erfolg im Prateroval seit Mai 2001 und der 50. insgesamt im nach der Vereinslegende Ernst Happel benannten Stadion. "Ein großer Schritt in die richtige Richtung", fasste Rapid-Coach Zoran Barisic zusammen.
Rapid darf wohl zur Königsklasse schnuppern
Sogar der Meistertitel wäre nach Salzburgs Patzer rechnerisch möglich, "Zoki" macht sich allerdings keine Illusionen. "Es ist nur eine Frage der Zeit bis sie den Titel fixieren." Platz zwei ist in der aktuellen Saison aber mehr als nur eine "Best of the Rest"-Anerkennung hinter dem Ligakrösus. Rapid winkt die Teilnahme an der Qualifikation zur Champions League über den harten aber mit prominenten Gegner gespickten Nicht-Meister-Weg.
Für die Austria geht indes die Malaise dieser Saison weiter. "Der Sieg von Rapid geht in Ordnung, auch in dieser Höhe", musste Andreas Ogris nach dem 1:4 eingestehen. "Wir haben von der ersten Minute an nicht in unser Spiel gefunden. Die notwendige Aggressivität hat gefehlt", bemängelte der Interimstrainer der Veilchen.
Nun gilt es für Ogris seine Spieler wieder aufzurichten, nicht nur für das Spiel gegen Admira Wacker am Mittwoch, sondern auch für das Cupfinale. "Natürlich ist es deprimierend, wenn die Austria um Platz sieben oder acht spielt. Aber das ist Fakt. Wir haben aber die Chance, mit einem Spiel für einen positiven Abschluss zu sorgen", erinnerte Ogris und blickte hoffnungsvoll auf das Endspiel gegen Salzburg in Klagenfurt, "an dem Tag muss alles klappen - aber solche Tage gibt es."
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Sebastian Kelterer