Zwei Selbstfaller vor dem Wiener Derby

Das 317. Wiener Derby in genau einer Woche steht im Zeichen der Krise. Sowohl die Austria bei der 0:2-Heimpleite gegen Grödig als auch Rapid beim 2:2-Remis nach 2:0-Führung gegen den WAC legten am Samstagabend "klassische" Selbstfaller hin, bei denen die beiden Erzrivalen ihre aktuellen Probleme nicht ablegen konnten. Rapid-Coach Zoran Barišić gab sogar zu: "Es war eine große Kunst, dass wir dieses Spiel nicht gewonnen haben."
Trotz Toren von Tomi (13.) und Louis Schaub (43.) brachte die Grün-Weißen den Sieg nicht nach Hause, späte Treffer durch Issiaka Ouédraogo (83.) und Marc Andre Schmerböck (94.) bedeuteten noch den Ausgleich. "Ich bin furchtbar enttäuscht von dem Resultat. Eigentlich habe ich mir die Partie genau so vorgestellt, wie sie in der ersten Hälfte verlaufen ist. Ich habe gewusst, dass wir viele Kontermöglichkeiten haben werden. Es macht mich fuchsteufelswild, dass wir die vielen Chancen, die wir vorgefunden haben, nicht verwertet haben", meinte Barišić.
Fünf Partien en suite ohne Sieg hat es in der dreijährigen Ära Barišić noch nicht gegeben. "Momentan überwiegt die Enttäuschung, dass wir so viele Punkte herschenken", meinte der 45-Jährige. "Das war auch schon gegen Ried und Altach der Fall."
Die Worte seines WAC-Kollegen bestätigten ihn. "Bis zur 75. Minute waren wir mausetot, aber Rapid hat uns verschont. Das Anschlusstor hat uns einen Ruck gegeben", gab Heimo Pfeifenberger zu Protokoll. Er durfte sich über einen weiteren wichtigen Punkt im Kampf gegen den Abstieg freuen.
>> 2:2! Rapid verschenkt Sieg beim WAC
Selbstgeißelung bei Austria
In Wien-Favoriten musste unterdessen die Austria anstelle des anvisierten Pflichtsiegs den nächsten Tiefschlag einstecken. Eine knappe Stunde drückend überlegen, bestraften sich die Violetten durch einen schweren individuellen Fehler von Raphael Holzhauser selbst. Von der Grödig-Führung durch Benjamin Sulimani (58.) erholten sich die Hausherren nicht mehr. In den jüngsten sechs Heimauftritten gelang der Austria nur ein Sieg.
Trotz aller Enttäuschung wollte Thorsten Fink das Spiel analytisch sehen. "Ich wüsste nicht, was ich der Mannschaft über die ersten 60 Minuten sagen soll, was sie besser machen kann", meinte ein angeschlagen wirkender Austria-Trainer. Wie beim 0:0 im davorliegenden Heimspiel gegen den WAC suchte seine Elf vergeblich das Erfolgserlebnis. 21 Torschüsse waren es gegen die Kärntner, gegen Grödig produzierte die Austria deren 20.
Tore schoss aber nur Schlusslicht Grödig. Gegen nach dem Verlusttor verunsicherte Wiener machte man im Finish mit dem 2:0 durch Reagy Ofosu (90.) alles klar. Da hatten viele Austria-Anhänger das Stadion schon vorzeitig verlassen. Zumindest vom harten Fan-Kern gab es Unterstützung, Pfiffe musste sich einzig der eine Viertelstunde vor Schluss ausgetauschte Holzhauser gefallen lassen.
Kein Scherbengericht
Fink wollte mit seinem Regisseur nach dessen haarsträubender Einlage vor dem 0:1 "nicht zu hart ins Gericht gehen. Er weiß, dass er das nicht machen darf." Ähnlich äußerten sich Holzhausers Mannschaftskollegen. Von mangelndem Spielglück war die Rede. "Ich würde mir mehr Sorgen machen, wenn wir keine Chancen hätten. Wir müssen einfach bei den Abschlüssen konsequenter werden", betonte Kapitän Robert Almer.
Fakt bleibt, dass der gegen Grödig zum dritten Mal in Folge torlos gebliebene Herbstmeister in der Rückrunde nur zwölf Punkte aus zwölf Spielen geholt hat, dabei sechs Mal verlor und in dieser Phase nur Rang neun einnimmt.
Im Derby könnte es die nächste Pleite setzen. Fink und Almer erklärten aber unisono, nach vorne schauen zu wollen: "Wir werden trotzdem mit Selbstvertrauen ins Spiel gehen. Das Derby ist ein anderes Spiel", wollte der Austria-Trainer betont wissen.
>> Austria-Heimpleite gegen Schlusslicht Grödig
Mehr dazu:
>> Ergebnisse und Tabelle Bundesliga
apa/red