28.11.2016 13:45 Uhr

"Es reicht momentan nicht" bei Rapid

Ratlosigkeit und Durchhalteparolen im Wechseltakt
Ratlosigkeit und Durchhalteparolen im Wechseltakt

1:2,0:1,1:2: Statt einem erhofften Trainereffekt ist Rekordmeister Rapid unter Neo-Coach Damir Canadi weiter im Sinkflug. Nach der unglücklichen, aber auch nicht unverdienten Niederlage gegen Sturm Graz am Sonntag sind die Europacupplätze in noch weitere Ferne gerückt. "Die Mannschaft hat alles probiert, es reicht aber momentan nicht", sagte Canadi nach seinem dritten Pflichtspiel.

Die Steirer durften hingegen aus mehreren Gründen jubeln. Dank der "Big Points" im Allianz Stadion blieb die Elf von Coach Franco Foda auf Herbstmeisterkurs, der Vorsprung auf Rapid, das nach zehn erfolglosen Versuchen wieder einmal besiegt wurde, wuchs auf 13 Punkte an. "Ich glaube, dass die Meisterschaft spannend bleibt und gehe auch davon aus, dass Rapid auf kurz oder lange wieder kommen wird", hat Sturm-Trainer Franco Foda die Hütteldorfer nicht abgeschrieben. Darauf hofft Rapid natürlich. "Jeder wird alles versuchen, um oben wieder ran zu rutschen. Man wird sehen, ob vorne ein Hänger kommt oder nicht", sagte Canadi.

Die Grazer sind weiter fünf Tore vor den punktgleichen Altachern an der Spitze, die Wiener Austria lauert vier Spiele vor der Winterpause zwei Zähler dahinter. "Mit dem Herbstmeistertitel haben wir uns nie beschäftigt, weil es keinen Sinn macht. Wichtig ist, dass man Punkte holt", betonte Foda. Vor allzu großer Euphorie warnte er. "Vor circa vier Wochen hat es Ansagen gegeben, dass wir, wenn wir so weiterspielen, am Ende 90 Punkte haben. Ich habe aber immer betont, dass gerade eine Zehnerliga extrem gefährlich ist, weil jeder in der Lage ist, jeden zu bezwingen", erklärte Foda.

Das bekam auch Sturm zu spüren, von einem Acht-Punkte-Vorsprung nach der elften Runde auf Altach ist nichts mehr übrig. Vor dem Rapid-Spiel hatte es vier Partien ohne Sieg gegeben. "Es gibt kleine Hänger, da musst du einfach durch, deine Idee beibehalten, daran glauben, das haben wir getan, und dafür wurden wir jetzt belohnt", analysierte Foda, der mit der taktischen Leistung sehr zufrieden war, im Umschaltspiel aber noch Verbesserungspotenzial ortete. Seit der fünften Runde ist sein Team ganz vorne, am Mittwoch wartet das Heimspiel gegen Admira Wacker Mödling. "Wir wollen den Schwung mitnehmen", hoffte Sturm-Kapitän Christian Schulz.

"Was wir zuletzt für Tore gekriegt haben, ist ein Wahnsinn"

Die Steirer hatten vor 26.200 Zuschauern, darunter 3.000 Graz-Anhänger, ein Chancenplus, aber in den entscheidenden Momenten auch das nötige Glück. Nach einem Traumfreistoßtor des laut Schulz mit einem "guten linken Huf" ausgestatteten Charalampos Lykogiannis (10.) brachte ein von Maximilian Hofmann mit dem Knie unhaltbar abgefälschter Schmerböck-Schuss (81.) die Entscheidung. "Das war passend zu unserer Situation. Was wir zuletzt für Tore gekriegt haben, ist ein Wahnsinn", sagte Rapid-Goalie Richard Strebinger, für den die Grazer "einen Tick wacher im Kopf" waren.

Den 23-Jährigen traf keine Schuld. Deutlich wurde, dass die Wiener das neue System noch nicht verinnerlicht haben. Wenig verwunderlich, da sie erst zum zweiten Mal mit Dreierkette agierten und in den jüngsten drei Spielen gleich 23 Spieler eingesetzt wurden. Nur Louis Schaub, Thomas Schrammel, Srdjan Grahovac und Giorgi Kvilitaia durften in jeder Partie Minuten sammeln. "Wir brauchen jeden Spieler, weil wir die Mannschaft nicht bei 100 Prozent haben, wie wir sie gerne haben möchten", erklärte Canadi.

Er verhalf dem 22-jährigen Osarenren Okungbowa zum Profi-Debüt, zur Pause war das Experiment beendet. "Es war nicht ganz optimal, ich denke aber trotzdem, dass er ein sehr guter Spieler ist", sagte Rapids Coach. Seine Elf hatte in punkto Ballbesitz, Zweikampf- und auch Passquote die Nase knapp vorne. "Wir lassen kaum mehr Situationen zu, die Tore sind aus einer Standardsituation ins Kreuzeck und einem abgefälschten Ball gefallen, das andere waren Halbsituationen", analysierte Canadi die Defensivleistung.

Viel größer ist der Steigerungsbedarf in der Offensive. Unter Vorgänger Mike Büskens fehlte zumeist die Effizienz, nun sind Chancen allgemein Mangelware. "Das Wichtigste ist, dass wir uns im Spiel nach vorne steigern, die hundertprozentigen Chancen fehlen zur Zeit noch", wusste der als Kapitän aufgelaufene Schaub nach einem "sicher nicht guten" Spiel. Canadi wusste auch warum. "Wir haben unsere Situationen nicht zu Ende gespielt", meinte der Wiener, für den Sturm reifer und mental ein Stück weiter ist.

Die Trendwende soll nun am Mittwoch bei Schlusslicht Mattersburg eingeleitet werden. Im Pappelstadion wird den fünftplatzierten Wienern aber nichts geschenkt, beide Teams stehen mit dem Rücken zur Wand. "Wir werden auch dort wieder versuchen zu punkten", sagte Canadi. Spiele seien aktuell aufgrund der englischen Wochen Training und Entwicklung zugleich.

Zuvor stand bei den Wienern am Montagabend noch die Ordentliche Hauptversammlung auf dem Programm. Aufgrund des jüngsten Negativtrends war dort für Brisanz gesorgt. "Es ist so, wie es ist, ich werde mich dem stellen, kann es nicht ändern", blickte Canadi dem Abendtermin gelassen entgegen.

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apa

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