19.12.2019 16:45 Uhr

Diese Probleme hat Hecking beim HSV

Dieter Hecking muss beim HSV das Ruder herumreißen
Dieter Hecking muss beim HSV das Ruder herumreißen

In den ersten Monaten der Saison 2019/2020 schien beim HSV endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Unter dem neuen Trainer Dieter Hecking spielten die Rothosen den besten Fußball seit Jahren und führten die Tabelle der 2. Bundesliga folgerichtig an. Zuletzt geriet der Motor jedoch ins Stottern, sogar Rang zwei ist plötzlich in Gefahr. Vier Probleme stechen ins Auge.

  • HSV-Problem Nr. 1: Die Auswärtsmisere

Zunächst lief es für den HSV in der Fremde noch rund. Die ersten beiden Auswärtsspiele gewannen die Hanseaten auf beeindruckende Art und Weise, schenkten Nürnberg (4:0) und Karlsruhe (4:2) je vier Tore ein.

Seither blieben die Hamburger aber in sieben Gastspielen sieglos. Besonders schmerzhaft war die Niederlage im Stadtderby gegen St. Pauli, auch die Punkteteilungen in Regensburg, Wiesbaden und Sandhausen dämpften die Stimmung.

Auffällig ist, dass die Mannschaft auf gegnerischem Rasen weniger dominant auftritt als im heimischen Volksparkstadion.

Ersatzkapitän Rick van Drongelen bestätigt das: "Es ist zu sehen, dass auswärts etwas fehlt. Diese Wucht, die wir in den Heimspielen haben." An diesem Punkt muss Dieter Hecking dringend ansetzen!

  • HSV-Problem Nr. 2: Die Mittelstürmer

Nach dem Abgang von Pierre-Michel Lasogga fehlt dem HSV ein (halbwegs) zuverlässiger Torjäger. Zwar hatte auch der exzentrische Angreifer in der Vorsaison mit Schwankungen zu kämpfen, netzte unter dem Strich aber starke 19 Mal ein (13 Treffer in der Liga, sechs im DFB-Pokal).

Die Nachfolge des nach Katar abgewanderten Sturmtanks trat Lukas Hinterseer an. Mit 18 Toren hatte der Österreicher zuvor beim VfL Bochum für Furore gesorgt. Einen solchen Goalgetter ablösefrei zu bekommen, wurde in Hamburg als Coup gefeiert.

Mittlerweile ist Ernüchterung eingekehrt. Hinterseers Chancenverwertung lässt die HSV-Fans regelmäßig verzweifeln, statt seiner sechs Pflichtspiel-Treffer könnten es gut und gerne schon doppelt so viele sein.

Auch Coach Hecking, der seinem Schützling lange die Treue hielt, übt mittlerweile Kritik. "Lukas kann sicher ein bisschen besser spielen als in den letzten Spielen", bemängelte der 55-Jährige, blieb in seiner Wortwahl allerdings behutsam.

Aus gutem Grund: Hinterseer ist der einzige Neuner im Kader, der zumindest phasenweise nachgewiesen hat, dem Team helfen zu können. Sein direkter Konkurrent, der US-Amerikaner Bobby Wood, konnte die Bewährungschancen gegen Dresden (2:1) und Osnabrück (1:2) nicht einmal ansatzweise nutzen.

Längst sind sich Fans und Experten einig, dass im Winter trotz knapper Kassen ein neuer Mittelstürmer geholt werden muss, um Hinterseer Feuer zu machen. Denn ohne Knipser wird's mit dem Aufstieg eng!

  • HSV-Problem Nr. 3: Die Führungsspieler

Im Zuge des Umbruchs wurde die Mannschaft im Sommer verjüngt. Ältester Profi im Kader ist Aaron Hunt (33), der nach dem Bundesliga-Abstieg 2018 zum Kapitän befördert worden war.

Auf dem Platz wird der ehemalige Bremer seiner Verantwortung jedoch nur selten gerecht. Das liegt vor allem an der Verletzungsanfälligkeit des Mittelfeldspielers, der nur zehn von 17 Hinrunden-Partien bestreiten konnte. Dadurch fehlt Hunt spürbar der Rhythmus, kreative Impulse bleiben aus.

In Verbindung mit seiner ohnehin recht schlaffen Körpersprache wirkt der Linksfuß derzeit nicht wie ein Führungsspieler, der sein Team auch in schwierigen Situationen lenken kann.

Hunts Vertreter ist der junge Niederländer Rick van Drongelen, ein lautstarker Nachwuchs-Anführer, der beim jüngsten 1:1 in Sandhausen allerdings überraschend nicht zur ersten Elf zählte. Ob der Wackelkandidat gegen Darmstadt wieder ran darf, ist unklar. Und dahinter? Da herrscht Ebbe!

  • HSV-Problem Nr. 4: Der Aufstiegsdruck

Vor der Saison haben die HSV-Bosse alles auf eine Karte gesetzt, den Kader runderneuert und mit Dieter Hecking sowie Sportvorstand Jonas Boldt zwei absolute Fachleute an Bord geholt. Die Erwartungshaltung im Umfeld ist klar: Im zweiten Jahr nach dem Abstieg muss die Rückkehr ins Oberhaus gelingen.

Doch was passiert, wenn der einstige Dino erneut scheitert? Was, wenn die Rothosen endgültig den Anschluss verlieren? Dann wird's ernst für den finanziell angeschlagenen Traditionsklub.

Entsprechend groß ist der Aufstiegsdruck an der Elbe. Davon kann sich keiner frei machen - nicht das Team, nicht der Trainer und auch nicht die übrige sportliche Führung. Schon jetzt wird das Raunen bei jedem Dämpfer lauter.

Bekommt der HSV nicht bald die Kurve, könnte die Stimmung komplett kippen - und der Verein wieder im Chaos versinken.

Heiko Lütkehus

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