Flick über Wintertransfers und den größten Konkurrenten

Seit dem 4. November leitet Hansi Flick als Cheftrainer die Geschicke des FC Bayern München. Seit dem der 54-Jährige das Ruder übernahm, geht es spielerisch beim Rekordmeister bergauf. In der Tabelle rangiert man dennoch weiterhin vier Punkte hinter Spitzenreiter RB Leipzig lediglich auf Platz drei. Nun hat Flick unter anderem erklärt, wie er der Konkurrenz Druck machen will und wer für ihn Herausforderer Nummer eins ist.
"Leipzig hat von allen Konkurrenten das größte Potenzial und die meisten Optionen. RB verfügt über einen guten und ausgeglichenen Kader", stellt Flick im Interview mit dem "kicker" klar, dass er dem derzeitigen Tabellenführer weiterhin eine große Rolle im Titelkampf zutraut. "Aktuell hat da Leipzig einen Vorteil, aber auch Teams wie Dortmund, Gladbach, Schalke oder Leverkusen sind nicht zu unterschätzen", so Flick weiter.
Vor allem die enorme Tiefe des Kaders der Sachsen betrachtet Flick als Pfund im Fight um die Meisterschale. Daher scheint es auch nicht ausgeschlossen, dass der von Verletzungen gebeutelte FC Bayern in der Winterpause nochmal auf dem Transfermarkt aktiv wird.
Vor allem die Aussagen Flicks über einen möglichen Abgang von Innenverteidiger Jérôme Boateng und den im Raum stehenden Transfer von Leroy Sané von Manchester City an die Isar lassen allerdings aufhorchen. "Leroy Sané ist noch ein Spieler von Manchester City, deshalb mache ich mir zum jetzigen Zeitpunkt keinen Gedanken über ihn", erklärt der Coach vielsagend. Boateng habe "gezeigt, dass er die Qualität hat, bei Bayern zu spielen. Aber die Entscheidung über seine Zukunft muss Jérôme treffen, weil es seine Karriere ist."
Weiterhin sei "eine zusätzliche Option rechts außen in der Abwehr sehr hilfreich. Generell gilt: Wintertransfers bringen einer Mannschaft immer nur dann etwas, wenn sie sofort weiterhelfen - und das ist schwierig. Dazu bin ich im Austausch mit unseren Verantwortlichen Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic."
"Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg nur einen Schuldigen, den Trainer"
Dass er trotz acht Siegen bei nur zwei Niederlagen nicht unumstritten ist, wundert Flick derweil nicht. "Der Erfolg hat viele Väter, der Misserfolg nur einen Schuldigen, den Trainer", unterstreicht der Heidelberger, dass ihm der Druck vollkommen bewusst ist. Zudem sei allein aufgrund der Qualität der Bayern das Anspruchsdenken "sehr hoch", so Flick, der jedoch selbstbewusst ergänzt: "Der Gedanke, stets erfolgreich sein zu wollen, kommt mir entgegen."
Die aktuelle Ungewissheit ist für Flick zudem kein Problem. "Für mich ist es eine sehr gute Lösung, für alle. Ich spüre das absolute Vertrauen. Es spricht ja nichts dagegen, dass man weitermacht, wenn es erfolgreich verläuft. Gehen wir einfach mal davon aus, dass die Spiele und Ergebnisse weiterhin passen; und wenn nicht, hat der Verein ausreichend Zeit, sich nach einem anderen Trainer umzuschauen", gibt sich der Interimstrainer gelassen.
Dann droht dem FC Bayern ein anderer Flick
Dem langjährigen Assistenztrainer des DFB ist allerdings ohnehin klar, dass es noch Luft nach oben gibt. In der Winterpause werde man den Fokus darauf legen, sich ein Plus an Optionen zu erarbeiten. Konkret geht es laut Flick um ein System mit zwei Stürmern, eine weniger hochstehende Verteidigung. Insgesamt gehe es darum, dass das Team "attraktiven, nach vorne gerichteten und effizienten Fußball" spiele. Bislang sei dies aufgrund der vielen Ausfälle nicht konstant gelungen.
Sollte die Mannschaft beim Umsetzen dieses Ziels Probleme bekommen, könnte es gut sein, dass sie den meist besonnen wirkenden Flick auch mal von einer anderen Seite kennenlernt. "Wenn Fehler mehrmals passieren, geht mir das ganz schön auf den Geist. Bisher konnten wir nicht viel trainieren, das kommt jetzt erst. Ich will, dass wir aus unseren Fehlern lernen und uns zügig steigern, damit wir das Beste rausholen", warnt der Ex-Spieler.