15.01.2020 11:35 Uhr

Gladbach im Check: Euphorie trifft auf Zoff-Potenzial

Gladbach im Rückrunden-Check: Droht der Absturz ins Mittelmaß?
Gladbach im Rückrunden-Check: Droht der Absturz ins Mittelmaß?

Mit starken 35 Punkten spielte Borussia Mönchengladbach die beste Hinrunde seit der Meistersaison 1976/1977. Kann der Vize-Herbstmeister auch in der zweiten Saisonhälfte an die starken Leistungen anknüpfen? Wo liegen Chancen, wo lauern Probleme? Gladbach im Rückrundencheck:

  • Testspiele/Form

Im Trainingslager im spanischen Jerez de la Frontera hinterließen die Gladbacher einen starken Eindruck. Mit zwei Testspielsiegen gegen den SC Freiburg (jeweils 2:1) im Gepäck reiste das Team von Trainer Marco Rose zurück nach Deutschland.

Im ersten Duell ragte Stürmer Alassane Pléa mit einem Doppelpack heraus. In der zweiten Begegnung trafen Breel Embolo und Keanen Bennetts für die Borussia.

Den ersten Test der Winterpause hatte Gladbach allerdings klar verloren. Gegen dem niederländischen Klub Heracles Almelo kassierten die Fohlen eine 1:3-Pleite. Dabei ließ der Bundesligisten zahlreiche Chancen liegen. "Das war ein Vorbereitungsspiel, das sollte man nicht überbewerten. Der Gegner war einfach effektiver", sagte Rose.

  • Das Personal

Wie schon während der gesamten Hinrunde hat Gladbach auch in der Winterpause keine nennenswerten Verletzungen zu beklagen. Stefan Lainer, der die letzten beiden Pflichtspiele noch verpasst hatte, war im Trainingslager wieder voll einsatzfähig.

Lars Stindl wurde zunächst von einer Grippe gehandicapt, konnte aber rechtzeitig wieder voll ins Training einsteigen. Auch ein Einsatz von Ramy Bensebaini beim Rückrunden-Auftakt gegen den FC Schalke 04 ist nicht in Gefahr. Der 24-Jährige konnte zuletzt wegen einer Erkältung nicht mitwirken. Rose kann also aus dem Vollen schöpfen.

  • Die Transfers

Da Gladbach vom Verletzungspech verschont geblieben ist, gab es auch keinen Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt. Neuzugänge werden angesichts des 30-Mann-Kaders nicht mehr erwartet.

Zwar hat der Klub vom Niederrhein mit Julio Villalba (SCR Altach) und Andreas Poulsen (Austria Wien) zwei Talente nach Österreich verliehen, doch im Kern gab es keine Veränderungen im Team.

"Der Kader wird sich nicht ändern", stellte Manager Max Eberl Anfang des Jahres im "kicker" klar. "Wie es aussieht, gehen wir auch in dieser Besetzung in die Rückrunde."

Damit schob der 46-Jährige auch einem möglichen Abschied von Raffael, Ibrahima Traoré oder Fabian Johnson einen Riegel vor. Das prominente Trio spielt unter Rose lediglich eine sportliche Nebenrolle.

  • Das bereitet Sorgen

Eberl begründet das Wechselverbot damit, dass es "immer mal Verletzungen oder Formschwankungen" geben könne. Daran ändert auch das Ausscheiden aus dem DFB-Pokal und der Europa League nichts.

Doch gerade das birgt ein gewisses Risiko. Für nur einen Wettbewerb ist der Kader extrem breit aufgestellt. Rose ist nicht mehr zum Rotieren gezwungen, der Konkurrenzkampf so groß wie nie zuvor in Gladbach.

Dadurch ist das Zoff-Potenzial natürlich groß. "Noch ist alles cool, aber da gilt es, frühzeitig die Warnsignale zu erkennen", mahnte Matthias Ginter bereits. Selbst Leistungsträgern wie Stindl oder Christoph Kramer droht die Ersatzbank.

Hinzu kommt, dass Gladbach in der jüngeren Vergangenheit nicht die besten Erfahrungen in der Rückrunde gemacht hat. "Wir sind letzte Saison ja auch sehr, sehr gut in die Rückrunde gestartet mit drei Siegen. Danach hatten wir ein schwierige Phase. Unser Ziel ist es, das dieses Jahr zu vermeiden", gab Stindl die Marschroute vor.

  • Das macht Hoffnung

Was die Gladbach-Verantwortlichen einerseits wurmt, ist andererseits im Titelkampf ein Trumpf des Tabellenzweiten: Die Borussia ist die einzige Top-Sechs-Mannschaft der Liga, die nur noch auf einer Hochzeit tanzt.

Die größte Hoffnung beziehen die Fohlen allerdings aus der beeindruckenden Hinrunde. Mit nur 18 Gegentreffern stellt das Team gemeinsam mit dem VfL Wolfsburg die beste Abwehr der Liga. Auch 33 eigene Torerfolge können sich durchaus sehen lassen.

Gladbach geht mit entsprechendem Selbstbewusstsein in die Rückrunde. "Ich sehe keinen Anlass dafür, darüber nachzudenken, dass wir in der Tabelle abrutschen könnten", sagte Jonas Hofmann. "Natürlich träumen wir auch. Wir haben Ambitionen", meinte Eberl.

  • Prognose

Dass Gladbach tatsächlich bis zum Saisonende um die Meisterschaft mitspielt, ist trotz der beeindruckenden ersten Halbserie unwahrscheinlich. Zu stark ist die Konkurrenz aus München, Leipzig und Dortmund.

Doch wenn der Klub vom Niederrhein das recht straffe Auftaktprogramm mit dem FC Schalke 04, dem 1. FSV Mainz 05 und RB Leipzig einigermaßen schadlos übersteht und sich wie in der Hinrunde in einen Flow spielt, hat Gladbach bei der Vergabe der Champions-League-Plätze auf jeden Fall ein Wörtchen mitzureden.

Patzen die Fohlen jedoch zum Jahresbeginn, droht ein Abstieg bis ins Mittelmaß der Bundesliga.

Lissy Beckonert

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