30.01.2020 12:16 Uhr

Goretzka im Aufwind: Das letzte Puzzlestück im Titel-Plan?

Leon Goretzka blüht beim FC Bayern aktuell auf
Leon Goretzka blüht beim FC Bayern aktuell auf

Der FC Bayern München hat sich mit zwei Kantersiegen aus der Winterpause zurückgemeldet und damit die Ambitionen auf den Gewinn der 30. deutschen Meisterschaft unterstrichen. Bei den deutlichen Siegen gegen Hertha BSC (4:0) und den FC Schalke 04 (5:0) stach besonders ein Akteur heraus, der zuvor lange verletzt fehlte: Leon Goretzka. Ist der Nationalspieler das fehlende Puzzlestück im Titel-Plan von Hansi Flick?

In der Münchner Allianz Arena läuft am Samstagabend die 50. Minute, als Leon Goretzka nach einer Ecke von Joshua Kimmich erst Schalkes Daniel Caligiuri anköpft und den zurückprallenden Ball schließlich per Seitfallzieher in die Maschen wuchtet.

Das Traumtor zum zwischenzeitlichen 3:0 war die Vorentscheidung in einem über weite Strecken einseitigen Bundesligaspiel. Zuvor hatte der 24-Jährige bereits den Treffer zum 2:0 aufgelegt, im neuen Jahr steht Goretzka nach zwei Spielen nun schon bei vier Scorerpunkten. 

"Er hat der Mannschaft das gewisse Etwas gegeben und Verantwortung übernommen", sagte Sportdirektor Hasan Salihamidzic nach dem zweiten Liga-Sieg in 2020 über den Matchwinner und fasste damit nicht nur die Eindrücke aus der jüngsten Partie treffend zusammen.

Nach monatelanger Leidenszeit hat der Rechtsfuß die Vorbereitung anscheinend genutzt, um in Bestform zurückzukehren. Eine Operation am Oberschenkel, Beschwerden am Sprunggelenk und muskuläre Probleme hatten den ehemaligen Bochumer noch über weite Strecken der Hinrunde außer Gefecht gesetzt.

Aktuell strahlt er aber wieder alles aus, was ihn bereits beim FC Schalke 04 zu einem der besten Mittelfeldspieler der Bundesliga machte: Torgefahr, technische Raffinesse, Übersicht im Passspiel, Laufbereitschaft, Körperlichkeit und Kopfballstärke. Selbst im bestens besetzten Kader des FC Bayern findet sich momentan kein anderer Spieler, der alle diese Fähigkeiten gleichzeitig auf vergleichbarem Niveau verinnerlicht. 

Coutinho und Tolisso haben das Nachsehen

Fast schon folgerichtig ist der Box-to-Box-Achter bei Trainer Hansi Flick aktuell gesetzt, sofern er fit ist. Gegen seinen königsblauen Ex-Klub zahlte der 25-fache Nationalspieler das Vertrauen einmal mehr eindrucksvoll zurück. Die Leidtragenden seines Höhenfluges sind aktuell die eigenen Mitspieler. Für Corentin Tolisso und Philippe Coutinho blieb zuletzt nur die Rolle als Edeljoker. 

Ob im 4-3-3-System oder in der 4-2-3-1-Grundordnung: Eine der zentralen Positionen dürfte momentan für Goretzka reserviert sein. Da er im Mittelfeld gleichzeitig für defensive Stabilität und für kreativen Offensiv-Fußball steht, könnte er in einer hitzigen Rückrunde zu einem der entscheiden Spieler an der Isar werden.

Für den DFB-Star spricht dabei insbesondere auch sein Ehrgeiz und die Gewinner-Mentalität, die er auf den Platz bringt. Seinen Treffer gegen Schalke feierte er am Wochenende frenetisch auf den Knien. Zurückhaltende Freude nach einem Tor gegen die alten Kollegen kam für ihn nicht infrage.    

Die Kehrseite des Ehrgeizes?

Doch der persönliche Ehrgeiz des Confed-Cup-Gewinners von 2017 birgt auch Gefahren für den Rekordmeister. Beim Training des FC Bayern am Mittwoch geriet Goretzka wegen seiner überzogenen Härte im Training sogar mit Jérôme Boateng aneinander.

Der Mittelfeldspieler war der "Bild" zufolge bei der nicht-öffentlichen Einheit mit offener Sohle in einen Zweikampf mit dem Verteidiger gegangen. In der anschließenden Handgreiflichkeit schlug Boateng seinem Kollegen angeblich mit der flachen Hand ins Gesicht. 

Dass sich einige Mitspieler anscheinend sofort auf Goretzkas Seite schlugen, weist jedoch auf die Stellung hin, die er auch innerhalb der Mannschaft genießt.

Für die sportlichen Ziele des Vereins kann es ohnehin nur förderlich sein, einen zielstrebigen und hochklassigen Spieler wie Goretzka in Bestform zur Verfügung zu haben.

Bleibt zu hoffen, dass er in der zweiten Saisonhälfte nicht wieder von Verletzungen zurückgeworfen wird.  

Jonas Hofmann

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