24.02.2020 10:32 Uhr

Müller: Auf Pep folgte eine "Wild-West-Phase" bei Bayern

Thomas Müller ist das Urgestein des FC Bayern
Thomas Müller ist das Urgestein des FC Bayern

Thomas Müller trug schon in der Jugend das Trikot des FC Bayern München, spielte noch keine Profi-Partie für einen anderen Klub und ist wohl das Gesicht des deutschen Rekordmeisters. Nun bezog der 30-Jährige unter anderem zu dieser Rolle, seiner Zukunft an der Isar und einigen Trainern des Rekordmeisters Stellung.

Seine Rolle als Ur-Bayer ist für Müller absolut kein Grund im Team zu sein, so der Routinier. "Niemand verdient es zur Mannschaft zu gehören, nur weil er gut für die Vermarktung ist", führt Müller gegenüber "The Athletic" aus. Seinen Platz müsse man sich verdienen. Letztlich gehe es nur darum, dass der FC Bayern gewinnt.

Selbst wenn die Münchner zwei weitere Zehner verpflichten würde, sei das zwar "eine Botschaft", aber kein wirkliches Problem, so Müller. "Es gab immer Wettbewerb beim FC Bayern und anderen Top-Klubs. [...]. Als Spieler ist es dein Job, damit umzugehen."

Dass sein Vertrag im Sommer 2021 endet, sieht der Rechtsfuß ebenfalls gelassen. Man wisse nie, was passieren werde. "Es wird im Sommer wahrscheinlich eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung geben."

Einen Abschied aus München habe er bislang allerdings erst ein einziges Mal ernsthaft in Betracht gezogen. Im Sommer 2015 stand ein Wechsel zu Manchester United im Raum, der FC Bayern habe ihm allerdings klargemacht, dass er sich einen Verbleib wünsche.

Mit Blick auf die Zukunft sei es wichtig, dass sich eine Entscheidung gut anfühle und er bei einem Verein unter Vertrag stehe, der Trophäen gewinnen könne.

Flick beim FC Bayern so gut wie Pep? "Das ist für meinen Geschmack zu viel gesagt"

Aktuell sind die Chancen auf weitere große Siege bei den Bayern auf jeden Fall gegeben. Die Münchner haben seit Hansi Flick im November den Trainerjob von Niko Kovac übernahm die Tabellenführung in der Bundesliga zurückerobert, das Halbfinale im DFB-Pokal und das Achtelfinale in der Champions League erreicht.

Mit der Behauptung, der FC Bayern würde unter Flick den besten Fußball seit Pep Guardiola spielen, geht Müller allerdings nicht konform: "Das ist für meinen Geschmack zuviel gesagt", so der Offensivspieler.

Dass er selbst aktuell häufig auf dem rechten Offensiv-Flügel und nicht auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen eingesetzt wird, ist für Müller kein Problem, bringt jedoch eine unangenehme Begleiterscheinung mit sich. "Es ist definitiv nicht meine Traumposition", so Müller, der allerdings im Gros seiner Profispiele auf besagte Position ausweichen musste. Dass seine Rolle bei schlechteren Spielen dennoch immer sofort Kritik hervorruft, nervt den Allrounder. 

"Wenn es nicht läuft, sind die Leute immer schnell mit der Aussage: 'Er kann dort nicht spielen'", erklärt Müller. Das ist "etwas ermüdend". Zudem werde er wohl kein Spieler mehr, der sich den Ball außerhalb des eigenen Strafraums schnappt und drei Gegner stehen lässt. "Das wäre Harakiri", so der deutsche Ex-Nationalspieler.

Insgesamt geht es für Müller nach einem persönlich schwachem Saisonstart unter Niko Kovac seit der Amtsübernahme durch Hansi Flick steil bergauf. Auf den Unterschied zwischen den beiden Übungsleitern will Müller allerdings nicht urteilen. Schließlich sei im "normalen Leben" auch niemand "verrückt genug, seinen Chef öffentlich zu bewerten".

Bankdasein unter Kovac war "komisch"

Einige Aussagen über seinen Ex-Trainer ließ sich Kovac allerdings doch entlocken. Dass der ehemalige Bayern-Verteidiger ihn nicht selten zu auf der Bank schmoren ließ, habe sich nach seiner starken Vorsaison "seltsam" angefühlt. Es sei zwar der Job des Trainer, "Entscheidungen zu fällen", sechs Wochen in Folge nicht in der Startformation zu stehen, obwohl einige Mitspieler müde waren und er fit, habe jedoch einen "komischen" Eindruck hinterlassen. "Unsere persönliche Beziehung war und ist gut, aber in sportlichen Dingen stimmten wir einfach nicht überein."

Seitdem Pep Guardiola dem Klub im Sommer 2016 den Rücken kehrte, hätten es seine Nachfolger allerdings auch nicht einfach gehabt, gesteht Müller. Man sei "nicht außergewöhnlich brillant" aufgetreten und "unter Carlo Ancelotti, Jupp Heynckes oder Niko Kovac war Bayern nie im höchsten Maße dominant", stellt Müller klar. "Niemand von außerhalb hätte gesagt, dass wir lächerlich gut waren, weil wir so nicht aufgetreten sind."

Die Zeit nach Pep sei ein wenig eine "Wild-West-Phase" gewesen. "Die Kontrolle, für die Bayern stand, war verflogen." Allerdings habe sich der Stil des Katalanen für seine Nachfolger auch nicht einfach kopieren lassen.

Dass es auch ohne Guardiola beim FC Bayern klappen kann, beweist Flick derzeit eindrucksvoll. Am Dienstag soll das nächste Meisterstück folgen, wenn der FC Bayern im Hinspiel des Achtelfinales der Königsklasse beim FC Chelsea gastiert.

ma

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