Kommentar: DFL handelt gegen jedwede Vernunft

Am Freitagvormittag verkündete die Deutsche Fußball-Liga entgegen aller Berichte und Spekulationen, den 26. Spieltag der 1. und 2. Bundesliga wie geplant stattfinden zu lassen. Ein fatales Signal, meint unser Kommentator.
Eines vorweg: Es hat schon mal mehr Spaß gemacht, den Beruf des Sportjournalisten auszuüben. In diesen Tagen geht es kaum noch um echte Ereignisse, sondern allenfalls Wasserstandsmeldungen. Doch noch viel weniger möchte man in der Haut der Entscheidungsträger stecken.
Es ist spürbar, wie schwer es den handelnden Personen fällt, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Zumindest hierzulande. Und damit fängt das Problem an.
Denn in Spanien, Frankreich, insbesondere aber in Italien, in den USA und nun auch in England wurde der Spielbetrieb bereits auf Eis gelegt. Und in Deutschland? Da wird gespielt und das, obwohl es mit Hannover 96 bereits einen Verein gibt, in dem gleich zwei Spieler einen positiven Corona-Test erhielten.
Ignoranz der Zeichen der Zeit
Stattdessen setzt sich der Eiertanz fort. Erst ab Dienstag soll der Ball dann auch in der Bundesrepublik ruhen. Das ist nicht nur gegen jedwede Vernunft, sondern auch Ignoranz der Zeichen der Zeit.
Die Ansteckungsgefahr durch das Corona-Virus ist allgegenwärtig und lässt sich auch nicht verschieben. Die Dunkelziffer der Infizierten womöglich gar höher als die offizielle Zahl.
Und während ganze Bundesländer den Alltag quasi stilllegen, guckt sich die DFL das Geschehen aus ihrer Warte an. "Unverantwortlich", wie auch Bayern-Star Thiago am Freitagmittag äußerte.
Klar tut die Absage eines Spieltages weh. Doch Geisterspiele tun noch viel mehr weh, gerade finanziell. Es ist auch nicht nachvollziehbar, wieso die 3. Liga pausiert, das Ober- und Unterhaus aber nicht.
Rahmenterminkalender hin, Übertragungen im Free-TV her - die DFL hat es verpasst, das Richtige zu tun und ganz nebenbei auch ein winziges Stück Anerkennung der Basis (zurück) zu gewinnen.
Luis Holuch