18.03.2020 12:30 Uhr

Als die Austria Meister in Rekordzeit wurde

Karl Daxbacher 1978
Karl Daxbacher 1978

Diese Tage verbringt Karl Daxbacher (66) bei seiner Familie in Oberwölbling. Alle sind gesund. Ob er gerade etwas Zeit für eine Austria-Story habe? "Sie werden gar nicht glauben, wie viel Zeit ich gerade habe", lacht Daxi am Telefon, "gerne!".

Cordoba stand unmittelbar bevor, Edi Finger war noch nicht narrisch, Didi Mateschitz Handelsvertreter und die Austria wurde am schon am 19. März Meister. Bis heute österreichischer Rekord! In einer Matinee im Franz-Horr-Stadion vor 4.000 Zuschauern gegen den GAK (3:1).

Grund genug für weltfussball bei Sir Karl Daxbacher nachzufragen, der als Spieler von 1971 bis 1985 seine Knochen für die Austria hinhielt.

Die Rekordsaison 1977/1978 errät Daxbacher sofort. Dass der Titel damals gegen den GAK fixiert wurde, weiß er nicht auswendig. Schließlich stand in dem Jahr ja noch etwas anderes an.

"Wir waren eine zusammengeschweißte Mannschaft, wirklich eine Einheit. Mit vielen Spielern habe ich über Jahre hinaus zusammengespielt", erinnert sich Daxbacher. "Ich selbst habe vielleich ein wenig Kampfkraft und Defensivgeist miteingebracht, sonst haben wir damals bei der Austria ja viel 'Hurra-Fußball' gespielt."

Meister sind Daxbacher und Co. im März '78 an einem Sonntag zur Mittagszeit geworden - mit 15 Punkten Vorsprung auf Rapid, sieben Runden vor Schluss - als der Sieg noch 2 Zähler brachte.

Die Matinee begann um 10:30 Uhr. "Nachdem wir ins Horr übersiedelt sind, war das üblich, und für Austria-Verhältnisse sind am Anfang auch noch immer recht viele Leute gekommen, nach dem Frühshoppen."

Erst 4.000, dann 75.000

Gegen den GAK kamen 4.000. Im Halbfinale des Cupsieger-Cups gegen Dinamo Moskva (Moskau) pilgerten dann Mitte April 75.000 in das Praterstadion. "Im Finale gegen Anderlecht in Paris sind rund 20.000 Österreicher dabei gewesen. Ein bisschen komisch war das schon, dass dann in der Meisterschaft wieder nur ein paar tausend gekommen sind. Das wäre heutzutage wohl etwas anders", weiß Daxbacher.

Beim Titelgewinn im Horr kam Alberto Martínez in der Schlussphase für Daxbacher rein. Darauf angesprochen, muss Sir Karl lachen. "Ja, damals haben uns oft selber auswechseln lassen, wenn der Trainer (Hermann Stessl, Anm.) vergessen hat, damit auch ein anderer noch seine Prämie bekommt."

In der Meisterschaft ist die Austria immer mit der Einser-Garnitur aufgelaufen, auch als es im Europacup um den Titel ging. "Schonen war überhaupt kein Thema, Rotation kannte man nicht. Wir hatten meist nur einen Kader von 16 Feldspielern. Auf die Idee, in der Meisterschaft einmal ein paar U21-Spieler auflaufen zu lassen, ist niemand gekommen", repliziert Daxbacher, der zuletzt Wacker Innsbruck (Bild) betreute.

Daxbacher selbst kam 1977/78 auf 33 Starteinsätze in der Bundesliga und acht im Cupsieger-Cup: "Ich war nur dann nicht dabei, wenn ich verletzt war." Robert Sara (im Bild mit Anderlechts Rob Rensenbrink) verpasste in der gesamten Saison nicht einmal eine Spielminute!

>> Austrias Rekordzeit-Meisterkader nach Einsätzen

Salzburg nur indirekt schneller

Von den Top 5 Ligen Europas (England, Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien) wurden in regulären Saisonen nur Real Madrid (12. März 1961) und Paris SG (13. März 2016) am Kalender früher Meister als seinerzeit die Austria. (Quelle: Guardian)

Red Bull Salzburg fixierte 2013 zwar schon am 28. von 36 Spieltagen den Titel, aber es war "schon" der 23. März. Die Austria hatte bis zum 29. von ebenfalls 36 Spieltagen gebraucht.

Thomas Schöpf

 

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