10.04.2020 15:19 Uhr

Infantino mahnt Fußball-Welt zur Geduld

FIFA-Präsident Gianni Infantino:
FIFA-Präsident Gianni Infantino: "Kein Spiel ist es wert, Leben zu riskieren"

Die Vereine scharren mit den Hufen, die Ligen beraten intensiv über einen "Restart" - aber ausgerechnet Gianni Infantino geht das alles viel zu schnell. "Kein Spiel, kein Wettbewerb, keine Liga ist es wert, auch nur ein einziges Menschenleben zu riskieren", warnte der FIFA-Präsident, der selbst doch eigentlich nie genug Fußball haben kann. In der weltweiten Coronakrise gibt sich Infantino aber wieder mal als gutes Gewissen der Szene.

Deshalb teilte der Chef des Weltverbands zu Ostern seine Sicht auf die Dinge per Videobotschaft den 211 Mitgliedsverbänden und den Mitgliedern des FIFA-Rates mit. Die durchaus überraschende Quintessenz: "Es wäre mehr als unverantwortlich, die Fortsetzung von Wettbewerben zu forcieren, wenn die Situation nicht hundertprozentig sicher ist."

Es ist besser, etwas länger zu warten, als irgendwelche Risiken einzugehen"

Dabei sind Infantino und sein Verband nicht gerade bekannt dafür, aus Rücksicht vor anderen die Füße stillzuhalten. In diesen herausfordernden Zeiten mahnte der 50-Jährige jedoch genau das an - auch wenn die Corona-Pandemie und ihre Folgen die Verbände, Ligen und Vereine vor allem wirtschaftlich vor unvorhersehbare Schwierigkeiten stellen wird. "Wenn es nötig ist, etwas länger zu warten, dann müssen wir dies eben tun. Es ist besser, etwas länger zu warten, als irgendwelche Risiken einzugehen", sagte Infantino.

Der Schweizer geht damit auch ein wenig auf Konfrontationskurs zu den Verantwortlichen in Deutschland. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) arbeitet derzeit mit Hochdruck an einem Plan für die Wiederaufnahme des seit Mitte März ausgesetzten Spielbetriebs. Dem Vernehmen nach soll in der Bundesliga und 2. Liga schon am 2. oder 9. Mai wieder der Ball rollen, um auch den nach wie vor geplanten Saisonabschluss bis zum 30. Juni zu ermöglichen.

Dass Spiele, wenn überhaupt, nur unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden werden, ist trotz der vermeintlich leichten Verbesserung der Situation unausweichlich. Die Verantwortlichen der 36 Profivereine haben das mittlerweile ebenfalls akzeptiert, Virologen halten es unter Berücksichtigung strenger Regeln für möglich.

Lauterbach will keine "Extrawurst" für den Fußball

Karl Lauterbach hingegen, der Gesundheitsexperte der SPD, hält von Geisterspielen im Mai gar nichts - weil bis zum Ende der Saison bei allen Beteiligten etwa 20.000 Coronatests durchgeführt werden müssten. "Die Frage ist, ob das die beste Verwendung der knappen Tests ist für das Luxusgut Fußball", sagte Lauterbach dem Nachrichtenmagazin Spiegel: "Wir sind derzeit nicht mal in der Lage, jeden zu testen, bei dem es medizinisch sinnvoll sein könnte, geschweige denn jeden Verdachtsfall."

Zudem befürchtet der 57 Jahre alte Bundestagsabgeordnete in großen Teilen der Bevölkerung Unverständnis für den Sonderweg im Profifußball. "Es käme auch sofort der Druck der Wirtschaft mit dem Argument: Hier wird für den Fußball eine Extrawurst gebraten, weil die Politiker den Zorn der Fans fürchten", sagte Lauterbach.

Also doch noch warten? Wie von Infantino gefordert? Der FIFA-Boss bekräftigte in seiner Botschaft immerhin erneut, dass die FIFA gewillt ist, zumindest die wirtschaftlichen Risiken so gut es geht zu minimieren. Detaillierte Angaben zu kürzlich in Aussicht gestellten Hilfszahlungen machte Infantino aber nicht.

"Sie können sich darauf verlassen, dass wir zur Stelle sind und gemeinsam Lösungen finden werden", sagte er, verbunden mit dem Versprechen einer transparenten Verteilung: "Die Welt wird wissen, wohin das Geld fließt, und, was ebenso wichtig ist, warum das Geld dorthin fließt."

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