21.08.2020 11:32 Uhr

Fan-Rückkehr? Taskforce-Chef mahnt, Leipzig experimentiert

Wann kehren die Fans in die Stadion zurück?
Wann kehren die Fans in die Stadion zurück?

Tim Meyer hat dafür gesorgt, dass die vergangene Saison der Fußball-Bundesliga zu Ende gebracht werden konnte. Nun hat sich der Taskforce-Chef in der Debatte über eine Zuschauer-Rückkehr zu Wort gemeldet.

Der "Erfinder" des Hygienekonzepts will auch zukünftig saubere Arbeit abliefern. Tim Meyer hat in die Debatte um die Zuschauer-Rückkehr eingegriffen und vier Wochen vor dem Saisonstart der Fußball-Bundesliga zur Vorsicht gemahnt. "Man sollte das in einem kleinen Rahmen ausprobieren", sagte der Taskforce-Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL): "Ohne wissenschaftlich basiertes Entscheidungsgremium drohen große Probleme."

Mit dieser Ansicht präsentiert sich Sportmediziner Meyer in der von Klubchefs, Virologen und Politikern hitzig geführten Diskussion als Stimme der Vernunft. Grundsätzlich sprach sich Meyer bei einem Online-Vortrag der TU München unter bestimmten Voraussetzungen für eine "kontrollierte" Zuschauer-Rückkehr inmitten der Corona-Pandemie aus, weil dies "auch für die Gesellschaft von Vorteil" sei: "Das müsste aber definitiv wissenschaftlich begleitet werden."

Bevor das Thema in der kommenden Woche bei einem möglichen Spitzentreffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder erörtert werden könnte, legte Meyer allen Beteiligten einen Blick auf die Realität nahe.

Experiment in Leipzig

"Zunächst mal gab es bei der Tagung der Gesundheitsminister die Entscheidung, keine Zuschauer bis zum 31. Oktober zuzulassen", sagte der Mannschaftsarzt der Nationalmannschaft: "Sollten die Infektionszahlen weiterhin so ansteigen, wie es zurzeit der Fall ist, und wir erleben eine zweite Welle, wird diese Regelung mit Sicherheit auch darüber hinaus Bestand haben." Laut dem 52-Jährigen müsste die Politik ohnehin zunächst Sondergenehmigungen erteilen, "um eine Rückkehr auch mal zu testen".

Erste Anhaltspunkte könnte es am Samstag geben. In der Leipziger Arena geht ein deutschlandweit bislang einmaliges Experiment über die Bühne. Wissenschaftler der Uniklinik Halle wollen mit Freiwilligen das Ansteckungsrisiko bei Großveranstaltungen untersuchen. Ziel der Studie ist es, Lösungen für solche Events trotz der Corona-Risiken zu finden.

Sänger Tim Bendzko unterstützt das Experiment mit einem Konzert, auch die Handballer des Bundesligisten SC Leipzig sind dabei. Angemeldet sind rund 2000 Freiwillige. Alle Beteiligten werden im Vorfeld auf eine Infektion getestet, zudem gibt es zahlreiche weitere Sicherheitsmaßnahmen. Das Ansteckungsrisiko bezeichnen die Experten als "sehr gering". "Unser Experiment ist sicherer als ein Flug nach Mallorca", versicherte Uni-Dekan Michael Gekle.

Nicht nur der Fußball wird die Ergebnisse mit Spannung erwarten. Schließlich wollen auch die Profiklubs der anderen Sportarten wieder vor Zuschauern spielen. Den größten Druck hatte zuletzt aber der Fußball ausgeübt. "Der primäre Aspekt muss sein, Atmosphäre und Emotionen zurück ins Stadion zu holen", hatte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von Rekordmeister Bayern München geäußert.

Supercup soll mit Zuschauern stattfinden

Union Berlin will in dieser Hinsicht bereits in zwei Wochen Fakten schaffen. Die Eisernen, die mit ihrem Vorhaben eines Saisonstarts vor vollem Haus erfolglos vorgeprescht waren, haben beim Gesundheitsamt die Austragung eines Testspiels am 5. September vor 3000 Zuschauern beantragt. Präventivtests aller Besucher sollen dabei als Infektionsschutzmaßnahme dienen.

Auch die Europäische Fußball-Union (UEFA) plant für den Supercup im September eine Teil-Rückkehr von Zuschauern. Die UEFA will die Partie zwischen dem Sieger der Champions League und der Europa League am 24. September in Budapest "als Pilotspiel nutzen, bei dem eine reduzierte Besucherzahl zugelassen werden könnte".

Schon in der kommenden Woche wird es Experimente mit kleinen Zuschauerzahlen geben. Bundesligist Schalke 04 bestreitet am Montag ein Testspiel im Trainingslager in Tirol gegen Zweitliga-Aufsteiger Würzburger Kickers vor 730 Zuschauern, die laut Hygienebestimmung zugelassen werden. Borussia Mönchengladbach testet am Donnerstag gegen den Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth vor 300 Zuschauern im Borussia-Park.

Online-Wettanbieter: bet365 | Interwetten | sportingbet | Tipico Sportwetten