Bundesliga darf auf "Probebetrieb" mit Fans hoffen

Nachdem schon beim Pokalauftakt mancherorts tausende Zuschauer zugelassen wurden, könnten sich auch zum Bundesligastart die Ränge füllen. Eine einheitliche Richtlinie ist in Sicht.
Uli Hoeneß mahnte zu "zwei, drei Monaten Geduld" - doch in der Zuschauer-Frage geht jetzt alles ganz schnell. Nachdem im Osten einige Pokalspiele vor tausenden Fans über die Bühne gingen, könnten sich auch zum Bundesligastart am Wochenende die Stadien trotz der Corona-Pandemie bis zu einem Drittel füllen. Die Klubs haben zusammen mit den örtlichen Behörden Fakten geschaffen, jetzt zieht die große Politik (notgedrungen) nach.
Nach Informationen des "ZDF" und der "Bild" sind die Chefs der Staatskanzleien im Bemühen um eine bundesweite Richtlinie deutlich weiter als gedacht. Offenbar soll bereits am Dienstag eine Einigung erzielt werden. Die Obergrenze könnte zwischen 30 und 40 Prozent der maximalen Stadionauslastung liegen. Zwei bis drei Bundesländer müssen offenbar noch überzeugt werden (so hat Rheinland-Pfalz erst am Freitag eine Zehn-Prozent-Verordnung beschlossen), doch selbst Bayerns Landesfürst Markus Söder hat seine ablehnende Haltung mittlerweile aufgegeben.
"Wir müssen uns in den nächsten Tagen entscheiden, ob wir vielleicht so eine Art Probebetrieb für den Start der Bundesliga machen wollen", sagte Söder im "Bild"-Talk. Dieser "Probebetrieb" soll weiterhin die gängigen Hygienevorschriften sowie den Ausschluss von Gästefans, personalisierte Tickets und das Alkohol-Verbot beinhalten.
Ursprünglich sollte von den Staatskanzleien erst bis Ende Oktober ein Vorschlag ausgearbeitet werden, doch die Realität hat diesen Plan überholt. Werder Bremen (gegen Hertha BSC) und RB Leipzig (gegen Mainz 05) dürfen bereits am kommenden Wochenende ihre Stadien für 8500 Fans öffnen.
Ablauf im DFB-Pokal stimmt Polizei nicht ganz zufrieden
Im Rostocker Ostseestadion wurden zum Pokalspiel gegen den VfB Stuttgart (0:1) 7500 Zuschauer zugelassen, in Magdeburg (2:3 n.V. gegen Darmstadt) immerhin 5000 und in Chemnitz (2:3. i.E. gegen Hoffenheim) 3095. Das Hygienekonzept der Klubs hatte die örtlichen Behörden überzeugt, doch bei der Umsetzung gab es ein paar Probleme. Die Bilder von dicht gedrängten Fans auf den Tribünen boten angesichts deutschlandweit steigender Corona-Fallzahlen reichlich Anlass für Kritik.
So musste sich Manuela Schwesig auf Twitter mehrfach rechtfertigen, nachdem die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern dort ihre Freude über die "gute Stimmung" im Ostseestadion und den "großen Schritt in Corona-Zeiten" kundgetan hatte. Ausgehend von dem, was sie auf ihrem Tribünenplatz gesehen habe, argumentierte Schwesig, hätten sich alle an die Auflagen gehalten.
Dem widersprach am Montag die Rostocker Polizei auf "SID"-Anfrage, vor allem im Bereich der Südtribüne sei die Abstandsregel zum Teil missachtet worden. Unklar ist zudem weiterhin, wie gefährlich die Verbreitung des Virus über Aerosole in Fußballstadien tatsächlich ist.
Eines ist aber klar: Für die Atmosphäre ist die Rückkehr der Fans unbezahlbar. "Ich hatte Gänsehaut, als die Hymne gesungen wurde und hinten raus die Kulisse nochmal kam", berichtete Hansa-Trainer Jens Härtel: "Da konnte der ein oder andere mal einen Schritt mehr machen. Das hat uns gefehlt."
Den Klubs haben in Zeiten der Geisterspiele zudem die Einnahmen gefehlt. "Wenn wir mehr als ein halbes Jahr nicht im vollen Stadion spielen können - bei uns fehlen auch 50 Millionen über die ganze Saison - dann wird der ein oder andere Verein Probleme bekommen", sagte Hoeneß bei "Sport1".
Wie der Ehrenpräsident von Bayern München warnte aber auch Präsident Oke Göttlich vom Zweitligisten FC St. Pauli vor vorschnellen Entschlüssen. "Es geht nicht um einen Wettbewerb", sagte Göttlich, "wer der Schnellste bei der Stadionöffnung oder Hallenöffnung ist."
Sollte es am Dienstag tatsächlich zu einer einheitlichen Regelung kommen, wäre dieser Wettbewerb immerhin beendet.