11.11.2020 09:06 Uhr

Ivan Ljubić: "Wusste, was auf mich zukommt"

Ivan Ljubić fühlt sich beim SK Sturm Graz pudelwohl
Ivan Ljubić fühlt sich beim SK Sturm Graz pudelwohl

Aus der Jugend des FK Austria Wien kommend, hat sich Ivan Ljubić über die Stationen Horn, Wiener Neustadt und Hartberg seinen Weg zum SK Sturm Graz gebahnt und ist dort seit mittlerweile fast zwei Jahren ein fixer Bestandteil der Stammelf. Eine Rückkehr in die Hauptstadt "kommt für mich derzeit nicht in Frage". Mit drei Toren in den ersten sechs Ligaspielen ist der 24-jährige Mittelfeldspieler fulminant in die neue Bundesliga-Saison gestartet. Im Interview mit weltfussball, erklärt der ehemalige U21-Teamkicker, warum es bei ihm aktuell so gut läuft.

>> Die Vereinsstatistik von Ivan Ljubić in der weltfussball-Datenbank

Ivan Ljubić ist mittlerweile in der Bundesliga angekommen und beim SK Sturm Graz zu einem wichtigen Bestandteil des Mannschaftskerns herangewachsen. Dort meist als Sechser im zentralen bzw. defensiven Mittelfeld zu finden, jagt er seit dieser Saison unter dem neuen Trainer Christian Ilzer auch als Spielmacher auf der Zehn über den Platz und ist mit drei Toren aus den ersten sechs Spielen der momentane Toptorschütze in seinem Team.

Kaum Umstellungsprobleme und Lob an den Trainer

Für den 24-jährigen aus Wien war die Umstellung auf seine neue Rolle allerdings kein großes Problem, wie er im Gespräch mit weltfussball darlegt: "Ich hab' schon in meiner Jugend im Alter von sechs bis zehn, zwölf Jahren auf dieser Position gespielt und erst mit meinem Wechsel in die Akademie der Austria bin ich dann auf der Sechser-Position gelandet. Deshalb war es nicht so das große Problem, weil ich das schon kannte und natürlich hab' ich auch vom Trainer immer wieder mitbekommen, was er sich von jeder Position erwartet und daher wusste ich schon, was auf mich zukommt."

Unter Christian Ilzers Vorgänger Nestor El Maestro fungierte der 24-Jährige meist im defensiven Mittelfeld, fand sich ein paar Mal sogar in der Abwehrzentrale der "Blackies" wieder. Ob er seine neue offensivere Rolle mehr genießt, darauf will sich Ivan Ljubić nicht festlegen: "Ich genieße eigentlich jede Sekunde auf dem Spielfeld, egal auf welcher Position. Mir ist es wichtig, dass ich Spaß am Fußball habe und meine Leistung zeige, da ist dann egal wo ich genau spiele. Aber natürlich fühl' ich mich im zentralen Mittelfeld auf den Positionen sechs, acht und zehn am wohlsten."

Nachdem in der abgelaufenen Saison mit Platz sechs die Qualifikation für den Europacup misslang, haben die Grazer mit der Verpflichtung von Ilzer wieder einmal einen Wechsel auf sportlicher Ebene mit einer neuen Trainerphilosophie vollzogen. Die Arbeit unter dem neuen Coach gefällt Ljubić bisher: "Er möchte offensiv mit viel Pressing spielen und fordert viel vom Team, aber darum trainieren wir auch sehr intensiv und fokussiert unter ihm. Er verlangt von jedem Spieler das Maximum und deshalb sieht man auch, dass wir auf einem guten Weg sind. Es ist einfach wichtig, dass man zum Trainer ein gutes Verhältnis hat und dass er einen positiven Teamspirit in die Mannschaft bringt und das schafft er bisher wirklich gut."

Kein Durchbruch bei der Austria

Vor seinem Engagement in Graz, streifte Ljubić als Wandervogel durch die österreichische Fußballlandschaft. Nachdem er bei der Austria nach seiner Akademie-Ausbildung trotz 18 Einsätzen für das Amateurteam keine Zukunft mehr sah ("Die Zeit dort war generell sehr durchwachsen, ich fühlte mich nie wirklich wohl und hatte nie das Gefühl, richtig wertgeschätzt zu werden."), zog es den Mittelfeldspieler ins Waldviertel zum damaligen Aufstiegsaspiranten SV Horn, wo ein gewisser Keisuke Honda mit dem damaligen Regionalligisten hohe Ziele verfolgte.

Ivan Ljubić musterte sich in der Regionalliga Ost zum Stammspieler und fixierte mit Horn relativ problemlos den Aufstieg in die 2. Liga. Dort lief es für die Horner allerdings nicht mehr ganz nach Wunsch, an die damalige Situation mit den japanischen Investoren erinnert sich der 24-Jährige dennoch gerne zurück: "In der 2. Liga war es zwar nicht mehr so einfach, wir hatten ein Team, das aus sehr vielen unterschiedlichen Nationen bestand, weshalb kein richtiger Teamspirit entstehen wollte. Aber es war dennoch eine sehr schöne und lehrreiche Zeit, an die ich mich gerne immer wieder zurückerinnere."

Mit dem jetzigen Salzburger Albert Vallci durfte er sogar für einen Businesstrip in Japans Hauptstadt Tokio fliegen, etwas womit er damals als junger Spieler nicht gerechnet hätte: "Der Trip nach Japan war sehr interessant und etwas ganz Besonderes. Wahrscheinlich wäre ich eher nie nach Tokio gekommen, hätte ich damals nicht die Möglichkeit vom Verein bekommen, aber auch für meine Karriere war das allgemein ein sehr wichtiger Schritt."

Nach Leihstationen bei Sturm angekommen

Insgesamt brachte es Ivan Ljubić für die Horner auf 20 Zweitligaeinsätze, bei denen ihm zwei Tore und drei Assists gelangen. Am Ende der Saison stand der Abstieg der Waldviertler fest, da war aber bereits der SK Sturm Graz auf ihn aufmerksam geworden und verpflichtete den damaligen 20-jährigen Mittelfeldspieler. Nach Leihstationen bei Wiener Neustadt und dem TSV Hartberg kehrte Ljubić dann im Frühjahr 2019 endgültig nach Graz zurück und ist seitdem bereits unter dem dritten Trainer gesetzt.

Nach so vielen Jahren auf Wanderschaft freut es den zehnfachen U21-Teamspieler Österreichs, endlich nun für längere Zeit bei einem Verein sein zu können: "Wenn man nach einem halben oder ganzen Jahr immer wieder weg ist, ist das nicht leicht. Über einen längeren Zeitraum kann man sich ein Standing im Verein aufbauen, man kennt das Team, die Mitarbeiter und die Fans und umso länger man da ist, umso wohler fühlt man sich. Ich mag die Stadt, ich bin nicht weit weg von Wien und deshalb passt es derzeit für mich."

Sollte es bei den Grazern weiterhin so gut für den flexiblen Mittelfeldspieler laufen, wäre der Schritt ins Ausland für ihn das nächste Ziel. Eine Rückkehr in seine Heimatstadt Wien schließt der 24-Jährige momentan aus: "Ich bin jetzt bei Sturm, bei einem großen Verein in Österreich, daher kommt das für mich derzeit nicht in Frage."

International sammelte Ljubić bereits mit dem U21-Nationalteam Österreichs einige Erfahrungen, die EM-Teilnahme 2019 in Italien stach dabei heraus. Einiger seiner damaligen Mitspieler wie Christoph Baumgartner, Alexander Schlager oder Adrian Grbić sind mittlerweile im A-Nationalteam angekommen. Ein Ziel, das der Sturm-Graz-Kicker noch nicht aus den Augen verloren hat: "Die Teilnahme an der EM war mit Sicherheit das bisherige Highlight meiner Karriere und wenn man sich ansieht, mit welchen Mitspielern und gegen welche Spieler man da gespielt hat, ist das natürlich eine Motivation, dieses Gefühl wieder zurückzuholen. Der Weg ins Nationalteam ist nicht einfach, ich weiß, dass ich dafür noch viel arbeiten muss, aber natürlich ist es etwas, was ich mir für die Zukunft wünsche."

Max Augustin

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