27.12.2020 13:16 Uhr

Frankfurts Baustellen: Von Hütter über Kostic bis Bobic

Eintracht Frankfurt: Trainer Adi Hütter hat alle Hände voll zu tun
Eintracht Frankfurt: Trainer Adi Hütter hat alle Hände voll zu tun

Mit großen Erwartungen startete Eintracht Frankfurt in die Saison. Europa ist und bleibt auch weiterhin das Ziel, nach einer wochenlangen Durststrecke und neun Spielen in Folge ohne Sieg gibt es mit Blick auf die nächsten Monate aber einige Stellschrauben, die angezogen werden müssen.

Bei Adi Hütter und Co. lief in den ersten Monaten der Saison bei Weitem nicht alles schlecht. Von einem reibungslosen Ablauf kann aber trotzdem nicht die Rede sein. Wo lagen bzw. liegen die größten Probleme der Frankfurter? Was bereitet die größten Sorgen? weltfussball.de begibt sich auf Spurensuche.

  • Baustellen Eintracht Frankfurt: Fatale erste Minuten

Der Saisonstart verlief für die Frankfurter Eintracht mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen noch nach Maß. Die Freude darüber war allerdings schnell verflogen. Vom 4. bis zum 13. Spieltag verbuchte die Mannschaft nur noch einen weiteren Dreier. Vor allem die sieben Unentschieden in jenem Zeitraum haben dafür gesorgt, dass die Remiskönige der Liga hinter den eigenen Ansprüchen herhinken.

Besonders auffällig und gleichzeitig problematisch waren die langen Anlaufzeiten, die das Team benötigte, um auf Touren zu kommen. "Die ersten Minuten verschlafen wir sehr oft. Ich habe keine Ahnung, warum das so ist. Aber wir müssen eine Lösung finden", konstatierte Martin Hinteregger Ende November.

Die Zahlen sind in der Tat besorgniserregend: In acht von 13 Spielen kassierten die Adler das 0:1. Nur ein einziges Mal gingen sie anschließend noch als Sieger vom Platz. Eine Lösung für die Frankfurter Schlafmützigkeit muss schnell gefunden werden, wenn das Ziel Europa ein realistisches bleiben soll. 

  • Baustellen Eintracht Frankfurt: Kostic außer Form

Filip Kostic ist Frankfurts Schlüsselspieler. In der vorherigen Saison notierte der Serbe elf Torvorlagen, vier selbst erzielte Tore, 86 Torschüsse und über 2.000 Ballbesitzphasen. Wegen eines Teilanrisses des Innenbands im rechten Knie war der Flügelstürmer über Wochen raus und kämpft seitdem um den Formanschluss.

Neun Einsätze mit einer Vorlage sind nicht das, was sie sich in der Mainmetropole von ihrem Leader erwartet haben. Kostic ist weiterhin bemüht, emsig, fleißig, ihm fehlt in vielen Momenten aber einfach das nötige Fortune. Bestes Beispiel ist das Spiel in Augsburg, als Kostic fünfmal aus vielversprechender Position auf das FCA-Gehäuse feuerte, aber den Ball einfach nicht im Tor unterbrachte.

  • Baustellen Eintracht Frankfurt: Silva und die große Leere

Die rund neun Millionen Euro, die in die Festverpflichtung von André Silva investiert wurden, haben sich längst bezahlt gemacht. Der Portugiese knüpft an seine starke Vorsaison an und zählt bereits neun Bundesliga-Treffer – ein ausgezeichneter Wert. Und dann? Kommt das große Vakuum. In der internen Torschützenliste folgt mit vier Treffern Bas Dost, der den Klub mittlerweile wieder verlassen hat.

Auf den Niederländer folgen Daichi Kamada und Aymen Barkok (je 2 Tore) sowie Stefan Ilsanker, Sebastian Rode und David Abraham (je 1 Tor) an - allesamt Spieler, die ihre Kernkompetenz nicht im Abschluss haben.

In der Frankfurter Offensive herrscht ohne Wenn und Aber Handlungsbedarf. Nicht umsonst wurde erst kürzlich über eine vorzeitige Rückkehr von Dejan Joveljic diskutiert, der bei Leihklub Wolfsberger AC aufblüht und bereits acht Tore erzielte. Auch eine Rückkehr von Luka Jovic scheint immer noch möglich, wenn auch sehr unwahrscheinlich.

  • Baustellen Eintracht Frankfurt: Adi Hütter

"Wir werden sicher alles dafür geben, um einen der sieben internationalen Startplätze zu erkämpfen", sagte Adi Hütter, der seinen Vertrag im September bis 2023 verlängerte, vor dem Saisonstart. Nun beträgt der Rückstand auf die internationalen Plätze gerade mal vier Punkte, erst 13 Spiele sind ausgetragen. In den letzten Monaten war aber auch der Frankfurter Übungsleiter mitnichten frei von Kritik.

Es brandeten einige Gegenstimmen auf. Hütter halte zu lange an seinen Lieblingsspielern fest (u. a. Stefan Ilsanker), ohne dass diese mit Leistung überzeugen. Eine spielerische Weiterentwicklung sei unter dem Österreicher zuletzt ebenso nicht zu erkennen, hieß es.

Überdies tut sich das Team im Spielaufbau gegen tiefstehende Gegner schwer. Hütters starres Festhalten am 3-4-2-1-System sowie seine oftmals viel zu späten Auswechslungen werden dem 50-Jährigen ebenfalls angelastet.

  • Baustellen Eintracht Frankfurt: Bobics Glücksgriff fehlt

Kader-Umbrüche haben fast schon Tradition in der hessischen Metropole. Im Sommer ging Sportvorstand Fredi Bobic aber etwas das glückliche Händchen verloren. So ist es für Hütter schwer, in der Offensive neue Impulse zu setzen. Ragnar Ache, Ajdin Hrustic und Amin Younes sind noch zu weit weg vom ersten Team. Immerhin Letztgenannter findet langsam seine Form.

Glücksgriffe wie Luka Jovic, Ante Rebic, Sebastien Haller oder Daichi Kamada waren 2020 aber Mangelware. Offen ist, ob Bobic inmitten der Corona-Pandemie das nötige Kleingeld zu Verfügung steht, um auf dem Januar-Spielermarkt entsprechende Korrekturen vornehmen zu können.

Andre Oechsner

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